Hilfe am Sterbebett
Zehn Wünsche an meinen Begleiter
Wie können Sterbebegleiter, Seelsorger oder Angehörige Sterbe- und Trauerphasen mitgestalten? Welche Rituale und Symbole können Betroffenen helfen, Abschied zu nehmen? 10 Ratschläge aus der Sicht des Sterbenden.
«Dem Sterben mehr Leben geben» war der Titel eines Seminars auf dem Bienenberg. An diesem Anlass wurden auch die folgenden 10 Wünsche vorgestellt, die aus der Sicht eines Sterbenden formuliert worden sind. Sie enthalten auch Trost und Ermutigung für Angehörige und Begleiter.
- Lass nicht zu, dass ich in den letzten Augenblicken entwürdigt werde. Lass mich, wenn möglich, in der vertrauten Umgebung sterben. Das ist schwer für dich, aber es wird dich bereichern, Sterbebegleiter zu sein.
- Bleibe bei mir, wenn mich Zorn, Angst oder Verzweiflung heimsuchen. Hilf mir, zum Frieden hindurch zu gelangen.
- Denke nicht, dass ich tot sei, wenn es so weit ist. Das Leben dauert länger, als die Ärzte sagen. Ich höre alles, was du sagst, auch wenn ich schweige und meine Augen gebrochen scheinen. Sag nicht irgendwas, sondern das Richtige. Du beleidigst nicht mich, sondern dich selbst, wenn du jetzt mit deinen Freunden belanglosen Trost erörterst und mir zeigst, dass du in Wahrheit nicht mich, sondern dich selbst bedauerst.
- Mach es mir leicht, mich zu trennen. Denn das muss ich. Zeige mir den Mut, der sich abfindet, nicht den haltlosen Schmerz. Mitleid ist nicht angebracht. Sag mir, wie du dein Leben ohne mich einrichten wirst. Glaub nicht, das sei herzlos, das jetzt zu erörtern. Es macht freier.
- Sag mir das Wort, aus dem ich gelebt habe. Vielleicht war es ein einziger Bibelvers. Versuche ihn zu finden und mir ins Ohr zu sagen. Ich höre.
- Ich höre, obwohl ich schweigen muss und schweigen will. Halte meine Hand. Ich will es mit der Hand sagen. Wisch mir den Schweiss von der Stirn, streiche die Decke glatt. Bleib bei mir. Wir sind miteinander verbunden.
- Sage Dank – ich werde Gott schauen! Und dir wird es auch geschenkt werden.
- Lass die ehrenden Wort auf der Anzeige, den Aufwand auf dem Friedhof. Das alles erreicht mich nicht mehr.
- Und wenn dir mein Sterben ferner und ferner rückt, die letzten Kondolenzen beantwortet sind und du, wie es jeder erwartet, in Trauer zurückfallen solltest, so wehre dich dagegen mit aller Kraft. Das viele Trauern in der Welt ist nur die andere Seite unseres Unglaubens; und das Schlimme ist, dass gerade die meisten Christen Ernst mit Traurigkeit verwechseln und von der Sonne singen, ohne sie zu leben. Du sollst von mir wissen, dass ich der Auferstehung näher bin als du selbst.
- Nimm mit dir mit, was wir zusammen erlebt haben, als ein kostbares Vermächtnis.
Trauerprozesse begleiten - «Ich bin der Auferstehung näher als du!»
Datum: 27.10.2011
Autor: Dorothea Gebauer
Quelle: Livenet.ch