Zürcher Bildungsdirektion will Primarschule ohne Unterricht über Jesus

Multikulturelles Zürich
Die Schule will Anstand und Toleranz fördern – ohne das Vorbild von Jesus?

In der Zürcher Bevölkerung stellen die reformierten und katholischen Einwohner noch über 70 Prozent; in der Primarschule ist dieser Anteil wegen der kinderreichen Ausländerfamilien bereits unter diese Marke gesunken. Die Zürcher Regierung hat letzten Frühling beschlossen, den Biblischen Unterricht in der Primarschule wegzusparen. Dem Kanton stehen damit (bloss) drei Millionen Franken für Anderes zur Verfügung. Er überlässt es den Gemeinden, das Fach fakultativ anzubieten; bezahlen müssen sie es allein.

Der Beschluss verursacht bei Religionspädagogen rundum Kopfschütteln. Der Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband ZLV hat mit einer Petition gefordert, diese Massnahme aus dem Sparprogramm herauszunehmen.

So suchen die Zürcher Landeskirchen, wie die NZZ schreibt, „ihren Platz an der Volksschule“. Sie haben gegen den Sparbeschluss protestiert - vergeblich. In der Stadt, wo Zwingli einst Staat und Kirche aufs gemeinsame Wirken fürs Gemeinwohl verpflichtete, ist nun offen, „ob und wie Wissen über die Religionen an der Volksschule vermittelt werden soll“. Ein überparteiliches Komitee will im März eine Volksinitiative lancieren.

Multikulturelle Klassen

Die Anwesenheit zahlreicher Schüler aus nicht-christlichen Familien hat in den letzten Jahrzehnten eine neue Situation geschaffen. Zum Gesamtbild gehört aber auch die eigenartige Abneigung mancher Schweizer Eltern gegen die Vermittlung von Kenntnissen über das Christentum. Über 10 Prozent der Volksschüler im Kanton Zürich sind heute konfessionslos.

Der Biblische Unterricht ist bisher zwar obligatorisch, doch Eltern können ihre Kinder abmelden. Da er nicht zum Pflichtpensum der Primarlehrkräfte gehört, geben ihn häufig externe Fachlehrer – manchmal mit disziplinarischen Problemen. Laut der NZZ haben sich manche Klassenlehrer erlaubt, in der einen Stunde anderen Schulstoff nachzuholen.

Das Fach wurde letztmals 1987 geregelt; seither habe es sich „nicht wie erhofft entwickelt“, sagte Regine Fretz vom kantonalen Volksschulamt der NZZ. Was nun? Im Dezember sagte die Bildungsdirektorin Regine Aeppli (SP) im Kantonsparlament, man überlege, Inhalte der Biblischen Geschichte in andere Fächer zu transferieren.

Es sei aber eine scharfe Grenze zum übrigen Stoff zu ziehen, um zu verhindern, dass in der Schule konfessioneller Religionsunterricht stattfinde, sagt Fretz. Feiertage verschiedener Religionen könnten noch ein Thema sein, „die Schilderung über das Leben von Jesus greife schon in die Glaubensfreiheit ein und könne nicht mehr zum obligatorischen Stoff der Volksschule gehören“!

Gegen die Fachleute

Der Theologe und CVP-Verfassungsrat Markus Arnold, der künftig an der Universität Luzern Religionslehrer ausbilden wird, mahnt dagegen, man müsse Religionen in die Öffentlichkeit holen und sich mit ihnen auseinandersetzen. Die reformierte Kirchenrätin Anemone Eglin unterstreicht, dass ohne Religionsunterricht keine ganzheitliche Bildung vermittelt wird. Doch der Zürcher Zug fährt in eine andere Richtung.

Offenbar empfinden die Zürcher Bildungspolitiker die Vermittlung von Wissen über Jesus, die Bibel und das Christentum als anstössig – als stünden sie dem Auftrag der Schule, Toleranz zu fördern, im Weg.

Dabei wollen die Leute, die an der Limmat bildungspolitisch das Sagen haben, nicht auf die Fachleute hören. Diese betonen, dass die Bereitschaft zur Verständigung mit Menschen aus fremden Kulturen mit dem Wissen um die eigenen Wurzeln wächst. Interreligiöses Lernen, wie es an der Oberstufe neu Pflicht werden soll, kann nur gelingen, wenn die einheimischen Primarschüler vorher Hauptstücke der christlichen Tradition mitbekommen haben.

Anhaltspunkte für einen zeitgemässen Religionsunterricht:
http://www.livenet.ch/www/index.php/D/article/180/12708/

Datum: 20.02.2004
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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