Wasser, das Leben bringt

Der Paradiesstrom «fliesst» durch die ganze Bibel

Wo Wasser ist, wird Leben möglich. Darum wird das Wasser in der Bibel auch zu einem Bild, mit dem die Sehnsucht nach einem Leben in Fülle aufgenommen wird.
Der «Nachal Alexander» in Israel

Wasser kommt am Anfang der Bibel in verschiedenen Formen und Sinn-Zusammenhängen vor:

Nach Genesis 1 schwebt der Geist Gottes über der Urflut. Dieses Wasser bedeckt alles und hält alles ungeordnet und ungeformt in sich fest. Gott teilt die Urflut. Er macht aus einem Teil der Urflut das Meer. Und das Meer macht er zum Lebensraum für grosse und kleine Tiere.

In der Schöpfungsgeschichte von Genesis 2 erscheint Wasser zuerst als Wasserschwall (Vers 6). (Die Übersetzung des hebräischen Wortes ist unsicher. Es muss sich auf jeden Fall um Süsswasser handeln.) Dieses Wasser bewässert den Erdboden, lange bevor es regnet. Dann ist die Rede von einem Fluss, der in Eden entspringt. Der bewässert zunächst den Garten und teilt sich dann in die vier grossen Paradiesströme – Wasser und Leben für alle Welt (Vers 10).

Gott spendet Wasser

Mit den einen Wassern in den biblischen Schöpfungserzählungen kann man sich effektiv nass machen. Andere Formen von Wasser jedoch gehören zu den Vorstellungen, mit denen man im alten Orient die unbekannte Welt erklärt hat. Solche Vorstellungen gehörten damals zum Weltbild wie für uns heute etwa die Kenntnis des Sonnensystems. Die Vorstellung von vier Strömen, die an einem gemeinsamen Ort entspringen, gehört dazu. Man hat davon bildliche Darstellungen aus der Zeit von 1500 v.Chr. in Assur gefunden. Die Ströme fliessen da aus einem Gefäss, das der Berggott vor sich auf der Brust hält. Er ist so der Garant des Lebens.

In Genesis 2 sind die vier Paradiesströme nicht so direkt mit Gott verbunden. Aber auch sie verteilen das (Süss-)Wasser überallhin, so dass üppiges Leben auf der Welt möglich ist. In Psalm 104 kommt die grosse Freude der Menschen über den Gott zum Ausdruck, der den bedrohlichen Chaoswassern Grenzen gesetzt hat und Menschen, Tieren und Pflanzen Wasser und damit Leben in Fülle schenkt.

Wasser mit Lebenskraft

Das Leben auf der Erde hängt elementar vom Wasser ab. Diese Erfahrung führte und führt die Menschen dazu, Wasser als Bild für Wahrheiten zu brauchen, die nicht mit Händen zu greifen sind. So finden wir die Vorstellung von den Paradiesströmen in abgewandelter Form wieder in Ezechiel 47. Da entspringt ein Strom an der Schwelle des Tempels, also gewissermassen zu Füssen Gottes. Die Lebenskraft dieses Wassers ist so stark, dass es sogar das Wasser des Toten Meeres heilt. Dieses füllt sich mit Lebewesen. (Ezechiel, Kapitel 47, Verse 8+9). Und an den Ufern dieses Stromes wachsen Bäume, die jeden Monat Früchte tragen.

Auf diese Form des uralten Bildes vom Paradiesstrom greift der Schluss des letzten Buches der Bibel zurück: Offenbarung, Kapitel 22, Verse 1-4. Da geht der Strom vom Thron Gottes und von Christus aus. Gott ist die Quelle des Lebens, das stärker ist als der Tod. Der Strom bringt Gottes Lebenskraft überall hin. Die Bäume an seinem Ufer tragen immer Früchte. Es ist an einen Strom gedacht, den niemand und nichts aufhalten kann. Man kann daraus Wasser schöpfen, soviel man will. Man kann sogar Wasser ableiten, ohne dass der Strom deswegen kleiner wird. Dieser Strom fliesst und fliesst und versiegt nicht.

Bilder der Sehnsucht

Das alte Bild vom Paradiesstrom, der Leben in Fülle schenkt, berührt unsere Sehnsucht nach Leben im Frieden und in Sicherheit. Es ist die Sehnsucht nach einem Leben, wo man genug hat und wo man gut gehalten ist. Es geht bei dieser Sehnsucht einmal ganz elementar um Essen und Trinken, um Gesundheit und Güter des täglichen Bedarfs. Wobei es immer auch ein bisschen mehr sein darf! Und es geht dann auch um die Sehnsucht nach Frieden mit Gott, mit den Mitmenschen und mit sich selber.

Datum: 23.09.2013
Autor: Felix Wilhelm-Bantel
Quelle: Kirche & Welt

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