Naturreligionen, auch Stammesreligionen oder indigene Religionen genannt, unterscheiden sich vielfach von den so genannten Hochreligionen. Der Präsident des Rates, Erzbischof Michael Fitzgerald, betonte im Gespräch mit Radio Vatikan: "Der Dialog mit den Naturreligionen ist schwierig, weil diese Religionen keine feste Hierarchie haben. Religionsführer ist oft einfach der Familienvater, der für Gebete und Opfer verantwortlich ist". In den letzten Jahrzehnten seien aber weltweit viele Menschen mit diesem religiösen Hintergrund Christen geworden. Daher müsse über die Werte in den Naturreligionen geredet werden, "denn der Geist weht, wo er will, sodass wir auch in diesen Religionen viel Gutes entdecken". Ziel der Konferenz sei es, den positiven Beitrag der Naturreligionen für die Gesellschaft von heute und für den Frieden zu beschreiben. Fitzgerald betonte, dass bei der Konferenz der früher gebräuchliche Begriff "Animismus" bewusst vermieden wird. Hinter diesem Begriff stehe die überholte Konzeption, wonach die Anhänger von Naturreligionen Wind, Wasser, Tiere usw. als von Geistern "bewohnt" ansehen, die Anbetung verlangen. Zumeist gebe es in dieser religiösen Begriffswelt aber einen starken Glauben an den Schöpfergott; auch wenn von "Zwischenwesen" zwischen Gott und Menschen die Rede sei, werde für sie keine "Anbetung" verlangt, die nur dem Schöpfergott gebühre. Auch wenn Haine, einzelne Bäume usw. verehrt würden, könne man nicht von "Anbetung" sprechen. Die Religionswissenschaft, vor allem die österreichische "Schule von St. Gabriel", hatte bereits in den dreissiger Jahren die Auffassung vertreten, dass gerade die ursprünglichsten ethnischen Gruppen einen reinen "Hochgottglauben" vertreten hätten. Auf diesen Forschungsergebnissen hatte auch der Wiener Kardinal Franz König in seinem bahnbrechenden Grundlagenwerk "Christus und die Religionen der Erde" aufgebaut. Als charakteristisch für die Naturreligionen bezeichnete Erzbischof Fitzgerald die Tatsache, dass sie auf eine bestimmte ethnische Gruppe beschränkt sind, während die Weltreligionen alle ethnischen und nationalen Grenzen überschreiten. Verbreitungsgebiete der Naturreligionen seien nach wie vor Afrika, aber auch "Rückzugsgebiete" in Südamerika sowie der Bereich der "tribal religions" (Stammesreligionen) in bestimmten asiatischen Ländern wie Indien und den Philippinen.Starker Glauben an Schöpfergott
Datum: 18.01.2005
Quelle: Kipa