Freiheit kann ein gefährliches Geschenk sein

Erfurt. Mehr als 100.000 Menschen haben in Erfurt an der Trauerfeier für die Opfer des Amoklaufs im Gutenberg-Gymnasium teilgenommen. Bundespräsident Johannes Rau rief auf dem Domplatz zu mehr Mitmenschlichkeit und gegenseitiger Rücksichtnahme auf.

Wenn sich jetzt viele fragten, warum dieser Amoklauf geschehen musste, so könne er nur sagen: Es musste nicht sein, sagte der Erfurter Bischof Joachim Wanke. Auch Gott sei dafür nicht verantwortlich. Er sei "kein Feuerwehrmann für das, was Menschen anstellen", so der Bischof. Ereignisse wie in der Gutenbergschule seien "der Preis der Freiheit, die Gott uns zumutet - einer Freiheit zum Guten, aber auch einer Freiheit zum Bösen". Freiheit sei "ein gefährliches, aber auch ein wunderbares, grossartiges Geschenk".

Wanke appellierte an die Jugendlichen, nicht allen Trends und Moden hinterherzulaufen. Sie sollten vielmehr lernen, selbstbewusst "Ich" zu sagen, statt zu tun, "was man tut". Jeder Mensch sei "ein einmaliges Original". Dazu gehöre es auch, zu einem eigenen Fehlverhalten zu stehen, statt sich vor der Verantwortung und möglichen Konsequenzen zu drücken. Wer dies könne, sei auch zu einem Neuanfang fähig, "bei den anderen geht es auf der schiefen Bahn weiter herab". Wörtlich sagte der Bischof: "Man gewinnt nur Profil, wenn man sich selbst Grenzen setzt."

Datum: 07.05.2002
Quelle: Kipa

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