Kommentar: Streller gehört in die «Nati»

Marco Streller, elffacher Torschütze in der Schweizer Nationalmannschaft.

Marco Streller sprach von einem Rücktritt nach der Fussball-EM. Zu oft sei er von den eigenen Fans ausgepfiffen worden. Zu unrecht.

Zuletzt wurde Streller in St. Gallen beim 3:0-Sieg über Liechtenstein ausgepfiffen. Dies sei der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht habe. "Nach der Euro ist Schluss", sagt der 26jährige Stürmer.

Aber: Auch wenn Streller im WM-Achtelfinale den berühmten ersten Penalty verschoss - der Offensivmann gehört in die "Nati".

Viele Fussball-Fans äusserten sich nach Strellers Ankündigung im Stil von "endlich, wurde auch Zeit!". Zu unrecht, auch wenn manche behaupten, er gehöre nicht ins Nationalteam. Die Fakten belegen das Gegenteil: Streller schoss in 28 Spielen 11 Tore (0,39 pro Spiel). Der legendäre Stéphane Chapuisat traf in 103 Spielen "nur" 21 Mal: 0,20 Tore pro Match. Streller spielte bisher 1554 Minuten für die Nationalmannschaft und schoss alle 141 Minuten ein Tor. Ein ähnlicher Wert wie der erfolgreichste Schweizer Torschütze Alex Frei: Der traf in 4801 Minuten 37 Mal, also alle 130 Minuten. Diese Auswahl ist subjektiv, enthält aber Fakten, die berücksichtigt werden müssen; im Gegensatz zur Häme, die in den letzten Stunden auf Streller niederprasselte.

In der Bibel steht dazu ein interessanter Satz: "Handelt allen Menschen gegenüber so, wie ihr es von ihnen euch gegenüber erwartet."* Im Moment sähe das im Fall von Marco Streller so aus: Ein Schweizer-Fan steht auf dem Rasen des "Stade de Suisse" und auf der Tribüne sitzen exakt 31'783 Marco Streller (31'782 davon natürlich geklont), die den Fan trotz guter Leistung gnadenlos auspfeifen.

Die Spieler brauchen unsere Unterstützung, nicht unseren Unmut.

* Die Bibel, Lukas, Kapitel 6, Vers 31

Machen Sie deshalb hier Marco Streller und dem ganzen Team Mut für die Euro 08.

Datum: 03.06.2008
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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