Auch Eveline Widmer-Schlumpf könnte profitieren
Bundespräsidentin Eveline Widmer-Schlumpf schlug in ihrer Neujahrsansprache eher pessimistische Töne an. Was könnte sie von Ihrem Kongress profitieren?
Paul Beyeler: Sie bekäme eine Basis und Werte vorgestellt, die ihr helfen könnten, auch in schwierigen Zeiten realistisch und hoffnungsvoll an die Arbeit zu gehen. Und sie könnte viele Leute treffen, die bereit sind, ihre Verantwortung in ihrer Führungsaufgabe und in der Gesellschaft auf der Basis von christlichen Werten wahrzunehmen.
Gibt es unter Schweizer Führungskräften denn ein Werte-Vakuum?
Ich kann die Situation nur aufgrund von Ereignissen der letzten Jahre beurteilen. Und da muss ich leider feststellen, dass es in Bezug auf die christlichen Werte ein klares Vakuum gibt. Anzufügen bleibt, dass wir durch die Medien hauptsächlich mit dem Negativen konfrontiert werden. Es gibt sicher auch viel Positives, aber darüber wird leider kaum berichtet.
Welche Werte kommen zu kurz?
Die Verantwortung für die Allgemeinheit, die Mitarbeiter, die Umwelt und eine gute Zukunft. Oft stehen die eigene Karriere, das Geld und der grosse Auftritt im Vordergrund - ohne Rücksicht auf die Verluste Anderer. Statt Überheblichkeit und Arroganz wäre häufig eine Portion gesunde Bescheidenheit angesagt.
Was kann das Forum christlicher Führungskräfte daran ändern?
Das Verhalten von Führungskräften lässt sich kaum in zwei Tagen grundsätzlich ändern. Doch wir möchten Führungskräfte ermutigen, christliche Werte in ihrem Einflussbereich und im persönlichen Leben vermehrt zu beachten.
Was ist spezifisch christlich an diesem Kongress?
Das Christentum ist die Basis. Darauf wollen wir aufbauen. Die Referenten sind bewusste Christen.
Im Patronatskomitee sitzen der katholische Bischof Felix Gmür und der evangelische Kirchenpräsident Gottfried Locher, Herzspezialist Thierry Carrel und Ringier-Boss Martin Werfeli: Wie schwer war es, die ganze christliche Prominenz zusammenzutrommeln?
Es war relativ einfach, auch wenn uns natürlich gute Beziehungen geholfen haben. Wir waren sehr positiv überrascht, wie spontan die christliche Prominenz zugesagt hat. Es zeigt, dass dieser Kongress einem Bedürfnis entspricht.
Angekündigt ist auch ein «emotionales Wertegespräch» mit Samuel Koch, der bei «Wetten dass» schwer verunfallt ist. Was erwarten Sie gerade von diesem Gespräch?
Samuel Koch ist nach seinem tragischen Unfall in der Öffentlichkeit sehr exponiert und wird auch als Christ stark herausgefordert. Es ist sicher spannend, mitzuerleben, wie er persönlich mit dieser Situation umgeht.
Wie gross ist die Resonanz elf Wochen vor der Eröffnung?
Wir sind überrascht, dass wir schon bei knapp einem Drittel der 400 erwarteten Besucher angekommen sind. Am meisten Anmeldungen liegen bisher aus der Wirtschaft vor. Neben KMU-Vertretern kommen auch grössere Gruppen aus den Bereichen Bildung, Finanzen, Politik und Medien.
Wie finanzieren Sie den Anlass?
Wir hoffen, dass wir die Ausgaben von gut Fr. 100‘000.- durch Teilnehmerbeiträge, eine Ausstellung im Kongresszentrum und Sponsorengelder decken können.
Wie soll es weitergehen mit der Wertediskussion nach dem Forum?
Wir hoffen auf ein Netzwerk, das Bestand hat über diesen ersten Kongress hinaus und die Zeit überbrückt bis zu einem zweiten Kongress in zwei Jahren. Wir wünschen uns, dass lokale Gruppen das Thema aufnehmen und vertiefen. Und wir erwarten, dass Partner wie die Internationale Vereinigung Christlicher Geschäftsleute (IVCG), die Vereinigung Christlicher Unternehmer (VCU) oder die Christlichen Geschäftsleute Schweiz (CGS) gestärkt werden.
Wem raten Sie vom Besuch des Kongresses eher ab?
Grundsätzlich niemanden! Doch wir erwarten in erster Linie Führungskräfte und Verantwortungsträger.
Wie wollen Sie Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf doch noch zum Besuch des Kongresses bewegen?
Wir haben zweimal eine Einladung an einen Vertreter des Bunderats geschickt und zwei Absagen bekommen - vor den Wahlen war das verständlich. Doch ein Grusswort der Finanzministerin wäre sicher attraktiv?
«Begegnung und Inspiration» lautet ein Motto. Wozu sollen ein Banker und ein Nestlé-Direktor inspiriert werden?
In ihrem Führungsverhalten christliche Werte zu leben.
Forum 2012:
Das überkonfessionelle erste Forum christlicher Führungskräfte zum Thema «Werte leben - Zukunft gestalten» findet am 23. und 24. März 2012 im Kongresszentrum Bernexpo in Bern statt. Hinter dem Anlass stehen ein Verein unter der Leitung von Jürg Opprecht (Präsident), Paul Beyeler, Wilf Gasser, Christian Kuhn und Nica Spreng und ein Patronatskomitee mit 16 namhaften Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Kirche. Die Geschäftsstelle führt der 64-jährige Paul Beyeler, ehemaliger Geschäftsführer eines internationalen Pharmaunternehmens, aus Langenthal.
Diesen Artikel hat uns Idea Spektrum Schweiz zur Verfügung gestellt.
Webseite:
Forum Christlicher Führungskräfte
Datum: 16.01.2012
Autor: Andrea Vonlanthen
Quelle: ideaschweiz