«Hubs of Hope»

Wie Kirchen in der Ukraine zu Orten der Hoffnung werden

Kirchen in der Ukraine werden Orte der Hoffnung
Seit dem Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 sind Kirchen in der Ukraine zu Zentren der Hilfe und Hoffnung für die vom Krieg betroffenen Menschen geworden. Sie machen im zermürbenden Alltag einen grossen Unterschied.

«Sie kümmern sich um verwundete Kriegsveteranen, lassen Kinder ihre Ängste zeichnen – all das ist nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was Kirchen im ganzen Land leisten», wie Igor Bandura, Leiter der Baptistischen Union, berichtet.

«Der Krieg, den Russland gegen die Ukraine entfesselt hat, hat in uns allen Spuren hinterlassen. Er ist eine gewaltige Prüfung – nicht nur für unser Volk, sondern auch für die Kirche. In allen von der Ukraine kontrollierten Gebieten sind baptistische Gemeinden heute weit mehr als Orte des Gottesdienstes», erklärt Igor Bandura. «Sie sind zu Leuchttürmen der Hoffnung geworden. Als Leiter der Baptistischen Union sehe ich täglich, wie unsere Gemeinden sich um Veteranen, Witwen, Waisen und Verwundete kümmern.»

Leib Christ mit geistlichem Schutzschild

«Alle sind von dieser Tragödie betroffen – besonders die Kinder. Seit dem 24. Februar 2022, dem Tag des grossflächigen Angriffs, sind unsere Kirchen Anlaufstellen für Menschen, die alles verloren haben. Doch wir tun mehr als nur überleben – wir bezeugen Christus mitten im Krieg. Als Leib Christi spannen wir ein geistliches Schutzschild über unser Volk durch Gebet – ein unsichtbarer, aber entscheidender Teil des Widerstands.»

Der Krieg habe sie zusammengeschweisst. «In der Region Kiew organisiert eine Gemeinde tägliche Friedensgebete – nicht nur für Baptisten, sondern auch für Menschen, die zuvor nichts mit dem Glauben zu tun hatten. Hier fliessen Tränen des Schmerzes, doch sie mischen sich mit Liedern der Hoffnung.»

Für Krankenhaus gesammelt

Igor Bandura

Ein weiteres Beispiel: In einem kleinen Dorf in der Region Tscherkassy sammelte eine Gemeinde Spenden, um nach einem Angriff ein Notstromaggregat für das örtliche Krankenhaus zu kaufen.

«Solche Taten zeigen: Glaube ist nicht nur ein Wort, sondern eine Hand, die hilft. Wir verkündigen das Evangelium nicht nur von der Kanzel, sondern mit jeder Tat der Liebe – so wie es in der Bibel, im Matthäus-Evangelium Kapitel 25, Vers 40 heisst: 'Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.'»

Hände und Augen Christi sein

Veteranen kehren gebrochen, traumatisiert und oft ohne Gliedmassen zurück, sagt Igor Bandura. «Das Wunder ist nicht, dass Gott neue Hände oder Beine schenkt – sondern dass Christen zu ihren Händen, Beinen und Augen werden. In Dnipro hat eine Gemeinde eine Selbsthilfegruppe für verwundete Soldaten gegründet: Gläubige begleiten sie ins Krankenhaus, lesen aus der Bibel vor, helfen bei der Anpassung von Prothesen.»

An der Front beten Seelsorger mit Männern, die dem Tod ins Gesicht geblickt haben – und erinnern sie an Christus, der den Tod besiegt hat (Johannes Kapitel 11, Vers 25). «Dieser Dienst ist gelebte Liebe.»

Junge Witwen und Waisen: Eine wachsende Not

Der Krieg hinterlässt immer mehr junge Witwen und Waisen, weiss Igor Bandura. «In vielen Städten wenden sich unsere Gemeinden Frauen Anfang 30 zu – und Kindern, die fragen, warum ihr Vater nicht zurückgekommen ist.»

In Lwiw hat eine Gemeinde einen Kinderclub eröffnet, in dem Waisenkinder malen, singen und von Gottes Liebe hören. «Ehrenamtliche nähen Kleidung für Familien, deren Ernährer gefallen sind. Wir können die Verstorbenen nicht zurückbringen – aber wir können zu einer neuen Familie werden. So lehrt es Jakobus Kapitel 1, Vers 27: ‘Witwen und Waisen in ihrer Not zu helfen und sich vom gottlosen Treiben dieser Welt nicht verführen zu lassen – das ist wirkliche Frömmigkeit, mit der man Gott, dem Vater, dient.’»

Heilung der seelischen Wunden: Alle sind verletzt

In der Ukraine gibt es niemanden, der vom Krieg unberührt geblieben ist – jeder trägt auf seine Weise ein Trauma, beobachtet Igor Bandura. «Erwachsene verlieren ihr Zuhause, Kinder ihre Unbeschwertheit. Unsere Kirchen sind zu Orten der Heilung geworden. In Charkiw etwa bietet eine Gemeinde Unterricht für Kinder aus Frontdörfern an.»

Durch kreative Beschäftigungen wie Malen lernen die Kinder, mit der Angst umzugehen. «Die Konzentration auf Neues hilft, das Grauen zu verarbeiten. Gleichzeitig beraten Seelsorger Eltern, deren Söhne an der Front sind, und Schwestern kochen für Geflüchtete. Diese Hilfe ist mehr als blosse Versorgung – sie bewahrt die Hoffnung davor, im Dunkel zu versinken.»

Geistlicher Schutz: Gebet als geistlicher Kampf

Die Kirche hilft nicht nur materiell – sie kämpft auch geistlich. «Unsere Fürbitten sind wie ein Schild über der Ukraine. Überall – von Lwiw und Kiew bis zum frontnahen Kramatorsk – knien Menschen nieder und flehen zu Gott um Schutz und Frieden. Wir führen einen geistlichen Kampf gegen das Böse, das diese Katastrophe ausgelöst hat. Wie es in Epheser Kapitel 6, Vers 12 heisst: ‘Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, mit den Herren der Welt, die über diese Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel.’ Dieser unsichtbare Kampf ist vielleicht der wichtigste überhaupt.»

Licht in der Dunkelheit: Hoffnung leben

Der Krieg ist Finsternis – aber die Kirche in den freien Gebieten ist zu einem Licht geworden. Igor Bandura: «Wir dienen Veteranen, Witwen, Waisen und Traumatisierten – und werden so zu den Händen Christi in einer zerbrochenen Welt. Mit Gebet, das die Dunkelheit durchdringt, und geistlichem Widerstand halten wir die Hoffnung lebendig.»

Weiter hält er fest: «Unsere Kraft kommt nicht aus uns selbst, sie kommt aus Christus. Jede warme Mahlzeit für einen Flüchtling, jedes Gebet für einen Soldaten ist ein Zeugnis für einen Gott, der uns nicht verlässt. Wir lernen, eine Kirche zu sein, die nicht nur auf Frieden wartet – sondern ihn heute schon gestaltet.»

Igor Bandura bittet Christen in Europa um Gebet: «Eure Unterstützung – sei es ein Wort, eine Tat oder ein Gebet – gibt uns Kraft. Betet, dass wir nicht müde werden, Licht zu sein, bis der Frieden kommt. Denn durch Christus, der sagte: ‘Ich bin das Licht der Welt’, überleben wir nicht nur. Wir überwinden.»

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Datum: 25.05.2025
Autor: Igor Bandura / Daniel Gerber
Quelle: CNE News / Übersetzung: Livenet

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