Chrischona Frauenfeld

Als familiäre Gemeinde wachsen

Mit dem Babyboom in der Chrischona-Gemeinde Frauenfeld sprudelt die Lebensfreude. Die kleinstädtische Freikirche punktet auch in anderen Belangen.
Für die Kleinen zusammenstehen: Gebet im Kreis für ein eingesegnetes Kind
Hilfe für die Eltern: Paul Bruderer und Nadja Häni während der Predigt

An diesem Sonntag Morgen werden im zweiten Gottesdienst drei Babies Gott im Gebet hingelegt und eingesegnet. Sie sind nicht allein: In der Gemeinde sind die 70 Kinder von 0-5 Jahren nicht zu übersehen, 20 werden dieses Jahr geboren. Die meisten jungen Familien rücken um halb elf an, wenn der erste Gottesdienst endet. Sie plaudern im geräumigen Foyer, bevor sie die Kinderwagen in den hellen Saal schieben. Die Chrischona Frauenfeld zählt gut 250 erwachsene Besucher, Tendenz steigend.

Gott ist kein Weg unbekannt

Der Hauptpastor Paul Bruderer und die Jugendarbeiterin Nadja Häni gestalten mit der Band beide Gottesdienste ähnlich; der zweite mit deutlich tieferem Rentner-Anteil hat mehr Dezibel. «Gott führt uns manchmal Wege, die wir noch nie gegangen sind.» Paul Bruderer liest das Losungswort aus der Bibel und betet: «Danke, dass dir kein einziger Weg unbekannt ist. Du bist Mensch geworden in Christus und bist die Wege der Leiden, der Schmerzen selbst gegangen.» Der Seelsorgepastor Ernst Hunziker gibt Missionaren ein Bibelwort, das ihnen Gottes Schutz zusagt. Er sendet sie aus und verabschiedet sie mit einem Gebet.

Bedächtig und rockig

Die Gemeinde singt den bedächtigen Kanon «Die Herrlichkeit des Herrn». Das nächste Lied spricht von der Liebe Gottes zu seinen Geschöpfen: «…du bist mein geliebter Sohn, du meine geliebte Tochter, ich habe Freude an dir.» Rockig fährt die Band ein mit Tim Hughes‘ «Happy Day» und rundet den Lobpreis ruhig ab mit der Bitte: «Chumm Heilige Geist, füll mi us, bis min Fründ in Ewigkeit…»

Predigt: persönlich…

Die Botschaft des Sonntags geben Paul Bruderer und Nadja Häni in kurzen Stücken, sich locker abwechselnd und ergänzend. Hinten übersetzt ein junger Mann für einen Afrikaner. Häni, die auch als Primarlehrerin arbeitet, erzählt eingangs von den Ferien bei der Oma. «Ich durfte mich auf ihren Schoss kuscheln, sie betete mit mir und brachte mich zu Bett.» Als Teenager lernte Nadja das freie Beten kennen. Was an Zutrauen zu Gott von klein auf da gewesen sei, habe sich später auf einer anderen Ebene entwickelt.

…und relevant für alle

Paul Bruderer bezieht dies auf die Gemeinde, die sich als Familie versteht: «Wir wünschen uns Schritte zum Glauben: dass unsere Kinder geistliches Leben erleben, sich entwickeln und selbst in 20 – 30 Jahren hier vorn stehen.» Eltern verbringen, so Häni, jährlich über 2000 Stunden mit ihren Kindern. Sie liest den Beginn von Psalm 78: «Was unsere Vorfahren uns erzählten, wollen wir ihren Söhnen nicht verschweigen, sondern der künftigen Generation erzählen.» Bruderer unterstreicht, dass Gott langfristig, über Generationen hin denkt. Kinder sollen eine gute Chance bekommen, im Glauben Fuss zu fassen – wozu auch Grosseltern, Paten und Freunde ihren Teil beitragen.

Verantwortung selbst wahrnehmen

Dabei haben Bruderer und Häni ein präzises Anliegen: dass Eltern und Gemeinde nicht gesondert auf die Kinder einwirken, sondern die Gemeinde die Eltern unterstützt. Sie wenden sich gegen den Trend, Verantwortung für die geistliche Entwicklung an die Gemeinde zu delegieren (so wie Sport oder Musik oder Sexualkunde Spezialisten überlassen werden). «Wir wollen euch Ideen geben, euch helfen und unterstützen, damit ihr den Glauben zu Hause leben könnt.» So erhalten die Eltern der drei Kinder Babykistli mit Hilfen zum Start, darin auch ein Fläschchen Salböl zum Segnen. Paul Bruderer schliesst die Predigt ab mit Gebet: «Herr, segne du jeden Elternteil, schenke ihnen Ideen, inspiriere sie.»

Kompliment für Engagierte

In den Mitteilungen kündigt der Pastor einen Church Brunch an: An einem Samstag Morgen können die Chrischona-Leute Freunde einladen; er wird übers Glück sprechen. An einem anderen Samstag werden Gemeindeglieder erzählen, wie sie Menschen zu Jesus begleiten – Bruderer hebt hervor, dass sie darin begabter seien, als die Angestellten. Er lädt weiter zum Sponsern des Frauenfelder Zweistundenlaufs ein und kündigt an, selbst mitzutun – wenn zehn weitere Gemeindeglieder auch laufen. «Sonst gehe ich zuschauen.»

Erfolgreiche Sozialfirma

Der Erlös aus dem Sponsorenlauf geht an die Stiftung Wetterbaum, eine Sozialfirma für Arbeitslose, die zwei Chrischonaleute nach dem Besuch einer Fachschule vor wenigen Jahren lanciert haben. Der Wetterbaum wächst und hat bereits einen Ableger in Weinfelden. Im Gottesdienst, der nach eineinhalb Stunden mit dem Segen endet, kommt eine Arbeit nicht zur Sprache, die ein Frauentrio unter Migrantenkindern und Secondos in einem Stadtquartier treibt: Alle zwei Wochen bekommen sie Anstösse zum wertvollen Miteinander. So familiär sich die Chrischona-Gemeinde gibt, ihre Mitglieder haben ihre Stadt im Blick und werben da für ein rücksichtsvolles Miteinander.

Datum: 30.08.2012
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet

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