Evangelischer Glaube wird «charismatischer»
Auf der Jahrestagung des Kreises Charismatischer Leiter (KCL) Anfang Dezember in Niedenstein bei Kassel sagte Wenz, er sehe mit dem US-amerikanischen Religionssoziologen Philip Jenkins den liberalen Protestantismus weltweit auf dem Rückzug. Mittelfristig werde es neben der katholischen und den orthodoxen Kirchen nur noch die charismatisch geprägte evangelische Frömmigkeit geben. Wenz, Sprecher der KCL, leitet die Biblische Glaubensgemeinde in Stuttgart, zu deren Wochenendgottesdiensten durchschnittlich 4‘000 Menschen kommen.
Charismatische Bewegung hat 300’000 Mitglieder
Nach seinen Angaben umfasst die charismatische Bewegung in Deutschland rund 300’000 Christen in den beiden großen Kirchen, Freikirchen und unabhängigen Gemeinden. Die 32 KCL-Mitglieder sind überzeugt, dass es ohne die Einführung von mehr charismatischen Elementen kein Gemeindewachstum geben wird. Dazu gehörten die Geistesgaben der Zungenrede (Beten in unverständlichen Sprachen), Prophetie und Heilung.
Mitglieder des 1993 gegründeten KCL sind unter anderen der frühere Vorsitzende der Geistlichen Gemeindeerneuerung (GGE) in der evangelischen Kirche, Pfarrer Dieter Keucher (Chemnitz), der Baptistenpastor Heinrich Christian Rust (Braunschweig), der Pastor der Berliner «Gemeinde auf dem Weg», Wolfhard Margies, und der Geschäftsführer von Alpha Deutschland, Peter Aschoff (Erlangen).
Geht der Einfluss der GGE zurück?
Weniger optimistisch sieht der Pfingstkirchen-Experte des Konfessionskundlichen Instituts des Evangelischen Bundes, Pfarrer Dirk Spornhauer, die Zukunft der charismatischen Bewegung in Deutschland. Die GGE verliere an Einfluss, «weil sie es nicht geschafft habe, ein eigenes theologisches Konzept zu entwickeln» und «zu einseitig auf Theologien der charismatischen Gemeindewachstumsbewegung aus Nordamerika gesetzt» habe, sagte er Ende November bei der Mitgliederversammlung des Evangelischen Bundes Rheinland.
Datum: 14.12.2011
Quelle: idea