Aus- und Übertritte

Werden mehr Katholiken evangelisch?

Mehr Katholiken im deutschsprachigen Raum kehren ihrer Kirche den Rücken. Zum kleinen Teil treten sie in eine evangelische Kirche ein. Diese Eintritte können das Gesamtbild nicht ändern: Negative Schlagzeilen über die katholische Kirche führen
An Wochentagen eine Oase der Stille.

auch bei den Reformierten zu mehr Austritten.
Die reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn verzeichneten 2010 4367 Austritte und 425 Eintritte, davon 174 von einer anderen Landeskirche. Die 174 Übertritte heben sich von den 73 des Vorjahres ab. In Deutschland haben Landeskirchen mit einem hohen Katholikenanteil ein deutliches Plus bei den Übertritten verzeichnet. In Württemberg sei die Zahl der Übertritte aus anderen Kirchen «deutlich höher» als in den Vorjahren gewesen, sagte Pressesprecher Dan Peter der Nachrichtenagentur idea. Dabei habe es sich fast ausschliesslich um ehemalige Katholiken gehandelt.
 
Auch die hessen-nassauische Kirche hat 2010 mehr Übertritte aus der katholischen Kirche registriert. Die Evangelische Kirche im Rheinland beobachtet seit Jahren einen stetigen Anstieg der Übertritte aus der römisch-katholischen Kirche. In der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern stieg die Zahl der Eintritte 2010 auf rund 5‘500 (2009: 3‘500); der Katholikenanteil ist noch nicht bekannt. Dagegen profitiert die Altkatholische Kirche (in der Schweiz: Christkatholische Kirche) offenbar kaum von der Austrittswelle aus der römisch-katholischen Kirche. Sie weiht seit 1996 Frauen für das Priesteramt.

Noch nie so viele Austritte wie 2010

Die römisch-katholischen Kirchen in der Schweiz, Deutschland und Österreich haben 2010 viel mehr Austritte verzeichnet als im Vorjahr. In Deutschland, so «Christ und Welt», kehrten etwa 180‘000 Katholiken ihrer Kirche den Rücken – 40 Prozent mehr. Für Österreich nannte der Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner bei einem Vortrag am Zürichsee die hohe Zahl von 87‘400 Austritten – 64 Prozent mehr.

Für die Schweiz liegen noch keine Gesamtzahlen vor. Zürich meldete 6161 Austritte – 60 Prozent mehr. Als Gründe nennt die katholische Kirche im bevölkerungsreichsten Schweizer Kanton den «Umgang mit den sexuellen Missbrauchsfällen, die Rehabilitierung von vier Bischöfen der Pius-Brüderschaft durch Papst Benedikt XVI., die andauernden Querelen im Bistum Chur sowie finanzielle Überlegungen (Sparen der Kirchensteuer)».

Datum: 12.04.2011
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet / idea, refbejuso, Kipa, Kathpress,

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