Papst anerkennt Luthers Lehre von der Rechtfertigung
«Gerecht sein bedeutet schlicht, in und mit Christus sein», sagte das Kirchenoberhaupt am letzten Mittwoch bei der wöchentlichen Generalaudienz auf dem römischen Petersplatz. «Deswegen ist Luthers Ausdruck sola fide (Allein durch Glaube) wahr, wenn der Glauben nicht der Barmherzigkeit, der Liebe entgegengesetzt wird.»
Barmherzigkeit verwirklicht nach den Worten des Papstes die Einheit mit Christus. «Wenn wir so mit ihm verbunden sind, sind wir gerecht, auf keine andere Weise», sagte Benedikt in seiner Ansprache über den Apostel Paulus. Dieser verkörpere den Übergang von einer Lehre, nach der die strenge Einhaltung von Regeln den Gläubigen rechtfertigt, zur christlichen Rechtfertigungslehre, nach der allein die Gnade des Erlösers den Menschen gerecht macht.
Die katholische und die lutherischen Kirchen hatten 1999 in Augsburg mit der Unterzeichnung der «Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre» gegenseitige Lehrverurteilungen überwunden. Martin Luther (1483-1546) hatte seine Interpretation der Rechtfertigungslehre, nach der nicht gute Werke sondern allein der Glauben rechtfertigen kann, in Abgrenzung zu Rom formuliert.
Benedikt XVI. bekräftigte bei seinem Amtsantritt vor drei Jahren sein Bekenntnis zum Dialog mit anderen Kirchen. Anders als sein Vorgänger Johannes Paul II. betont er jedoch Unterschiede zwischen den Konfessionen. Für Benedikt dient ein klares Profil der eigenen Identität der Klarheit im Dialog und damit der Annäherung.
Datum: 24.11.2008
Quelle: Kipa