Die grössten christlichen Gemeinden der Welt
Vieles ist in Bewegung: Gemeinden, die vor 10 Jahren noch fast 300.000 Besucher hatten, wie "Ondas del Luz y Amor", Buenos Aires, hat heute "nur noch" 70.000 Besucher. Völlig neue Modelle schiessen aus dem Boden, wie etwa in Indien, wo eine Universität flugs zur Kirche wurde, mit oft bis zu 80.000 wöchentlichen Besuchern.
Da die Mitgliederzahlen bei Megakirchen stark fluktuieren, sind die angegebenen Zahlen Besucher, nicht Mitglieder. So hat Yonggi Cho´s Kirche in Seoul aktuell zwar nach eigenen Angaben 773.000 Mitglieder, jedoch "nur" 253.000 Besucher in der Hauptkirche sowie den wichtigsten Satellitenkirchen.
Wie definiert sich Gemeinde?
Immer stärker wird allerdings der Trend, dass Gemeinde beginnt, sich völlig anders zu verstehen. Sie begreift sich nicht mehr nur als einzelne organisierte Gemeinde (mit einem Pastor, einem Gebäude, einem Programm, einem mehr oder minder phantasievollen Namen), sondern immer stärker als organische Gemeinschaft von Christen in Städten und Regionen, also als Summe aller Mitglieder miteinander verbundener Hauskirchen, Zellen, Gruppen und Gemeinden. Die Gemeinde hat damit - wie zu Zeiten der Apostelgeschichte - eine regionale Identität, keine denominationelle. Die "Gemeinde zu Korinth", Ephesus, Antiochia oder Jerusalem findet ihre heutige Entsprechung dann in der "Gemeinde zu Berlin", Boulder, Beijing oder Brasilia.
Regionale Hauskirchennetzwerke lösen Megakirchen ab
Leitung findet in solchen regionalen Kirchen nicht länger durch einen "Seniorpastor" statt, sondern in regional arbeitenden Teams, die sich in der Regel durch ein Zusammenwachsen des fünffältigen Dienstes bilden. Auffallend ist, dass keineswegs "der Pastor", also der klassische Hirtendienst, hier die Schlüsselrolle spielt, sondern Menschen mit apostolischer oder prophetischer Begabung. Zusammengehörigkeit und Einheit der Christen entsteht durch die Zugehörigkeit zu der gemeinsamen Region oder Stadt, Einheit wird gelebt in vernetzten Hauskirchen und grossen Celebrations, oder wenigstens Leitertreffen in Situationen, in denen die Christen stark verfolgt werden.
Geheimhaltung bei den 20 grössten Gemeinden
So hat ein kleineres regionales Hauskirchennetz in Südchina etwa 400.000 Besucher, grosse bis mehrere Millionen. Allein die 20 grössten regionalen (nicht nationalen!) Hauskirchennetzwerke in China, Vietnam und Nordindien würden die unten stehende Liste dann völlig verändern. Aus Gründen der Sicherheit können wir allerdings hier - bei V. Choudhrie aus Indien machen wir eine Ausnahme - keine Namen und andere Details veröffentlichen, da die meisten, wenn nicht sogar alle, derart grossen regionalen Hauskirchennetzwerke in Ländern existieren, in denen das Christentum verfolgt oder unterdrückt wird und oft Teil dessen ist, was Missionsexperte Prof. David Barrett als "Crypto-Christians" bezeichnet - das Christentum im Untergrund.
Wir gehen aber davon aus, dass derzeit weltweit etwa 20 bewusst regional arbeitende Hauskirchennetzwerke existieren, die allesamt jeweils mehr als 250.000 Besucher in den angeschlossenen Hauskirchen zählen. In der untenstehenden Liste startet die bislang als grösste Gemeinde der Welt geltende Yoido Full Gospel Church von Yonggi Cho deshalb nicht auf Rang 1, sondern auf Rang 21.
Wo stehen die Trendsetter-Nationen heute?
Da diese Entwicklung ihren Ursprung ausdrücklich nicht im Westen (Kollektivbegriff für Nordamerika, Europa, Australien und Neuseeland) hat, tun sich viele Pastoren und christliche Leiter des Westens ausserordentlich schwer, diese ernst zu nehmen. Zu tief sitzt die Vorstellung, das Zentrum des Christentums sei - wie im Jahr 1700 - der Westen, und von hier aus schreite die Missionierung der Welt vorwärts. Man ist traditionell daran gewöhnt, dass die typischen kirchlichen Trendsetter-Nationen USA, England oder Deutschland heissen. Hier sitzen zwar heute die einflusreichen Verlagshäuser, die Zeitschriftenverlage, und von dort kommt die erdrückende Mehrzahl der christlichen Konferenzredner, Autoren, Seminar und Konzepte für Pastorenschulungen in aller Welt. Und doch scheint es, als wenn sich viele fragen: "Was kann aus Vietnam, Nordindien, China, Indonesien, Nigeria, Nicaragua, Honduras, Trinidad oder Argentinien schon Gutes kommen?" Und doch sind es genau diese (und andere) Länder des Nichtwestens, von denen derzeit die stärksten Impulse für missionarisches Christentum ausgehen.
Und wo ist die USA?
Megakirchen waren bislang ein typisch amerikanisches Phänomen. Und doch fällt auf, dass nicht eine einzige Gemeinde der etwa 40 grössten Gemeinden der Welt in den USA oder in einem andern Land des Westens beheimatet ist. Die wirklich grossen Gemeindeentwicklungen finden derzeit grundsätzlich ausserhalb des Westens statt. In den USA gibt es (Stand: 13.5.2004) nach einer in der Washington Post veröffentlichten Studie von Gemeindeforscher John N. Vaughn 840 Megagemeinden mit mehr als 2.000 Besuchern pro Wochenende. Die Top 5 sind dabei derzeit
Leiter Gemeinde Durchschnittliche Besucher
J. Osteen Lakewood Church, Houston, Texas 25.060
Creflo Dollar World Changers, College Park, GA. 23.093
Rick Warren Saddleback Community Church, Lake Forrest 20.100
T.D. Jakes The Potters House, Dallas 18.500
Ed Young Fellowship Church, Grapevine, Texas 18.129
Die Liste der grössten Gemeinden der Welt (1 bis 20 ausgelassen)
21. Yonggi Cho Yoido Full Gospel
Church, Seoul, Korea 253.000
22. Dijon Roberts Works and Mission Baptists
Church, Abidjan, Elfenbeinküste 150.000
23. Javier Vasquez Yotabeche Methodist P. Church,
Santiago, Chile 150.000
24. Cesar Mision Carismatica Internacional,
Castellanos Bogota, Kolumbien 150.000
25. William Deeper Life Bible Church,
Kumuyi Lagos, Nigeria 120.000
26. Mario Vega Elim Gemeinde, San Salvador,
El Salvador 117,000
27. Nambu Full Gospel, Seoul, Korea 110.000
28. Yong Mok Cho AOG Grace and Truth,
Kyanggi-do, Korea 105.000
29. Hong do Kim Kum Ran Methodist, Seoul, Korea 80.000
30. Omar Cabrera Vision de Futuro, Santa Fe, Argent. 70.000
31. Hector Gimenez Ondas del Luz, Buenos Aires, Arg. 70.000
32 Pastor Oh Young Nak Presbyterianische
Kirche, S.Korea 60.000
33. David Oyedepa Winners Chapel, Ota, Nigeria 50.000
34. R.B. Lal Yesu Darbar, Allahabad Agricultural
Institute, Indien 40.000-80.000
35. Yi Hoon-Moon Soong Eui Methodist, Inchon, Korea 47.000
36. Misael Argenal Ministeria La Cosecha,
San Pedro Sula, Honduras 35.000
37. V. Choudhrie Chattisgarh/Madhya Pradesh
Hauskirchennetz, Indien 30.000
Quelle: Wolfgang Simson/Freitagsfax
Datum: 10.09.2004