Protest

ZDF vergleicht Missionare mit Attentätern

Auf scharfe Proteste ist in Deutschland ein Beitrag des ZDF-Magazins "Frontal 21" am 4. August über junge Christen gestossen, die sich in der Weltmission engagieren. Unter dem Titel "Sterben für Jesus - Missionieren als Abenteuer" wurden evangelikale Missionare mit islamistischen Selbstmordattentätern verglichen.
«Sie verschenkten ihr Herz für die Ärmsten der Welt»: Die Bibelschule Brake über Rita Stumpp und Anita Grünwald.

In der Abmoderation des Fernseh-Beitrags hiess es: "Bereit sein, für Gott zu sterben: Das klingt vertraut - bei islamischen Fundamentalisten. Doch auch für radikale Christen scheint das zu gelten." Anlass für den Beitrag war die Ermordung von zwei Studentinnen der Bibelschule Brake und einer Südkoreanerin im Juni im Jemen.

"Lange, unheilige Tradition"

Die Bibelschülerinnen Rita Stumpp (26) und Anita Grünwald (24) hatten ein Praktikum an einem Krankenhaus absolviert. In der Einführung des Beitrags hiess es, angeworben von evangelikalen Missionswerken, verbreiteten junge Christen den "rechten Glauben" vor allem in Gegenden, die mit der Lehre Jesu unerreicht seien - in Nordafrika, dem Mittleren Osten und Asien. Willkommen seien sie dort nicht: "Manche bezahlen ihr Missionsabenteuer mit dem Leben."

Die Autoren des Beitrags vertreten die Ansicht, dass es eine "lange, unheilige Tradition" gebe, für Gott als Märtyrer zu sterben: "Auf dem Missionarsfriedhof in Korntal liegen jene, die den Evangelikalen noch heute als Vorbild dienen." In Korntal bei Stuttgart hat auch die Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen (AEM) ihren Sitz.

Liebe, nicht Hass

In einem Brief an das ZDF übte der AEM-Vorsitzende Detlef Blöcher heftige Kritik an der "platten Polemik" des Beitrags. Er wirft den Autoren eine "diskriminierende Haltung und Doppelmoral" vor. Es sei "grossartig", wenn sich junge Leute mit ganzem Herzen für ein grosses Ziel im Leben einsetzen, zumal wenn sie dabei Menschen in Not helfen.

"Dies hat aber nichts mit Todessehnsucht oder Selbstmordkommando zu tun, wie die Autoren böswillig unterstellen", so Blöcher. Die Autoren täten so, "als gäbe es keinen Unterschied zwischen der biblischen Botschaft der Liebe und Versöhnung und dem unbändigen Hass radikaler Islamisten, möglichst viel Blut von 'Ungläubigen' zu vergiessen".

Doppelmoral

Es sei Doppelmoral, wenn man einerseits Journalisten und Umweltaktivisten bewundere, die ihr Leben für Recherchen aufs Spiel setzten, während andererseits Christen, die von ihrem Glauben begeistert seien, als "Fanatiker" abgetan und mit "Abscheu" betrachtet würden.

Blöcher weist ferner den Vorwurf zurück, dass evangelikale Missionswerke in Deutschland ihre Mitarbeiter bei Auslandseinsätzen unkalkulierbaren Risiken aussetzten. Diese Werke seien mehr auf Sicherheit bedacht als viele Reiseveranstalter. Blöcher kritisiert ferner, dass die "Frontal 21"-Redaktoren mit versteckter Kamera gedreht und damit Hausfriedensbruch begangen hätten: "Gleichzeitig werfen sie aber Christen Gesetzesbruch vor, wenn sie neben ihrem Friedens- und Entwicklungsdienst vielleicht auch mal eine Bibel weitergeben."

Dabei übersähen die Journalisten völlig, dass in den betreffenden Ländern die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte als viel gefährlicher angesehen werde als eine Bibel.

Die AEM ist der grösste evangelische Missionsdachverband in Deutschland. Die 92 Mitgliedwerke haben nach eigenen Angaben rund 3‘900 Mitarbeiter in alle Welt entsandt.

Links zum Thema:
Kommentar: Märtyrer-Verwirrung
Webseite der AEM
Online-Zusammenfassung des „Frontal 21"-Beitrags

Datum: 08.08.2009
Quelle: Kipa

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