Psychische Folter sollen Kubas bekanntesten Bürgerrechtler brechen

Der christliche Bürgerrechtler Oscar Elias Biscet.

Kubas bekanntester politischer Gefangene, der christliche Bürgerrechtler Oscar Elias Biscet, wird im Hochsicherheitsgefängnis "Kilo 8" systematisch terrorisiert, berichtet die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM).

Der Afrokubaner Biscet wurde Mitte November in das Hochsicherheitsgefängnis "Kilo 8" in der Nähe von Havanna verlegt. Unter menschenverachtenden Haftbedingungen musste er eine dreiwöchige Sonderstrafe in einer unterirdischen Dunkelzelle über sich ergehen lassen. Die verschärften Haftbedingungen rechtfertigte die Gefängnisleitung mit dem Umstand, dass der politische Gefangene seine Wärter nicht - wie für kriminelle Gefangene vorgeschrieben - formgerecht gegrüsst habe. Biscet will von der Gefängnisleitung lediglich als politischer Gefangener respektiert werden, so die IGFM.

Dunkelhaft

Die Gefängnisleitung zwingt ihn, sich Regeln zu unterwerfen, die nur für kriminelle Strafgefangene gelten. Die drei Wochen in der Dunkelzelle musste Dr. Biscet - zusammengesperrt mit einem gefährlichen Gewaltkriminellen - in völliger Dunkelheit verbringen. Er erhielt kein Essen, kein Waschzeug und Medikamente, Schreibsachen oder Literatur. Zudem wurde ein Besuchsverbot verhängt. Nach Ende der Dunkelhaft konnte seine Ehefrau Elsa Morejon ihn für wenige Minuten besuchen. Wie sie berichtete hat der ohnehin schlanke Arzt fast 40 Pfund seines Körpergewichtes verloren. Nachdem Dr. Biscett seit drei Wochen kein Licht mehr gesehen hatte, sei er wie blind gewesen. Er leidet zudem unter starkem Bluthochdruck sowie an einer Zahnfleischentzündung. Medizinische Hilfe wird ihm verweigert. Auf Grund der inhumanen Haftbedingungen und dem enormen Gewichtsverlust ist er stark geschwächt.

Wie die IGFM berichtete, wurde er im April 2003 in einem Schnellverfahren wegen angeblicher "Söldnertätigkeit für das Ausland" zu 25 Jahren Haft verurteilt. Zuvor musste er bereits von 1999 bis 2002 eine dreijährige Haftstrafe wegen seines Engagements für Menschenrechte und Pressefreiheit verbüssen. Nachdem er am 31. Oktober 2002 aus dieser Haft entlassen worden war, wurde am 6. Dezember 2002 erneut verhaftet, als er an einem Treffen von Menschenrechtsaktivisten teilnehmen wollte.

Gleichsetzung mit Kriminellen

Auch die Dunkelzelle hat Biscet nicht brechen können. Nach Beendigung dieser Sonderstrafe ist er wieder im allgemeinen Strafvollzug von "Kilo 8". In einem Brief vom 26. Dezember 2003, der aus dem Gefängnis geschmuggelt werden konnte, berichtet er über den gewaltlosen Widerstand der politischen Gefangenen gegen die Wachbeamten. Er hat sich dem Protest gegen Gefängniswillkür angeschlossen. Die "Politischen" weigerten sich, zum täglichen Appell aufzustehen und würden statt dessen mit überkreuzten Armen und Beinen auf dem Boden sitzen bleiben. Mit Gewalt versuchten die Wärter, diesen Widerstand zu brechen - bislang erfolglos.

Quelle: IGFM

Datum: 19.01.2004

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