Nach Abschluss der Revision wird die «Einheitsübersetzung» nur noch von katholischer Seite verantwortet und herausgegeben. Bislang sind die Psalmen und das Neue Testament ökumenische Texte. Als entscheidendes Hindernis für die evangelische Beteiligung nannte die EKD die vom Vatikan herausgegebene Instruktion über den «Gebrauch der Volkssprachen bei der Herausgabe der Bücher der römischen Liturgie». Dieses vatikanische Dokument enthalte Kriterien, die von evangelischer Seite nicht mitgetragen werden könnten, so der EKD-Ratsvorsitzende und Berliner Bischof Wolfgang Huber. Der EKD-Rat bedauere diese Entwicklung, so Huber weiter. Er habe «alle erdenklichen Anstrengungen» unternommen, um das jetzt eingetretene Ergebnis zu vermeiden. Der Ratsvorsitzende erinnerte daran, dass die Einheitsübersetzung in der evangelischen Kirche «gern und mit Gewinn» benutzt worden sei. Auch wenn eine gemeinsame Bibelübersetzung künftig nicht mehr zur Verfügung stehe, bleibe die grundlegendere Gemeinsamkeit davon unberührt: «Die christlichen Kirchen haben denselben biblischen Text.» Die Arbeit an der katholischen Einheitsübersetzung begann 1962. Von Anfang an hatten sich evangelische Theologen an der Übersetzung beteiligt. Die Psalmen und das Neue Testament wurden sogar im Auftrag der deutschsprachigen katholischen Bischöfe und der Evangelischen Kirche in Deutschland übersetzt. In der evangelischen Kirche ist die Lutherbibel der offizielle Bibeltext. Die katholische Deutsche Bischofskonferenz reagierte mit Bedauern auf den Rückzug der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) aus dem gemeinsamen Bibel-Übersetzungsprojekt. Die Absage sei eine «erhebliche Belastung» für die Ökumene im Land der Reformation, erklärte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann. In vielen anderen Ländern seien inzwischen ökumenisch vereinbarte Übersetzungen geschaffen worden. Die EKD habe «einseitig und ohne weitere Rücksprache» eine abschliessende negative Entscheidung getroffen. Eine Einigung über die Revision, «die bereits sehr nahe war», sei letztlich am Misstrauen der evangelischen Kirche gegenüber einem für Katholiken verbindlichen Vatikan-Papier zum Umgang mit liturgischen Texten gescheitert, so der Mainzer Bischof. Der EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber wies diese Darstellung am Freitag zurück. Er erklärte, die Verhandlungen seien anders gelaufen. In den vergangenen Wochen habe er immer wieder versucht, eine einvernehmliche Regelung herbeizuführen. «Ich habe genau das Gegenteil von dem getan, was in der Erklärung der Bischofskonferenz steht, in der es heisst, dass unsere Entscheidung einseitig und ohne weitere Rücksprache erfolgt sei.» Beide grossen Kirchen bemühten sich gemeinsam darum, ökumenisch zu kooperieren, wo es möglich sei. «Aber dort, wo klare Unterschiede hervortreten, muss man diese Unterschiede auch akzeptieren», so Huber weiter. Wenn für die katholische Kirche bei der Bibelübersetzung im Zweifelsfall die Bindung an römische Instruktionen wichtiger sei als die Bindung an die Heilige Schrift, komme dies für Protestanten nicht in Frage. Die Vatikan-Instruktion zur Liturgie betont, dass bei einer Übersetzung auch die katholische Glaubenslehre berücksichtigt werden muss. Im Protestantismus dagegen gilt allein die Heilige Schrift als Grundlage des Glaubens. Von evangelischer Seite wird zudem kritisiert, dass protestantische Vertreter in strittigen Übersetzungsfragen überstimmt werden könnten.Die römische Liturgie-Instruktion als Stolperstein
Huber: Die EKD wollte, aber konnte so nicht mehr
Bedauern auf katholischer Seite
„Unterschiede akzeptieren“: EKD weist Kritik zurück
Datum: 13.09.2005
Quelle: Epd