Religionsvertreter fordern Ende des Terrors gegen westliche Welt

Nadeem Elyas
Cem Özdemir

Vertreter der muslimischen, jüdischen und christlichen Glaubensgemeinschaften in Deutschland haben ein Ende des islamistischen Terrors gegen die westliche Welt gefordert.

Die Strategie der Islamisten, die in Europa lebenden Muslime dem Westen zu entfremden, müsse zum Scheitern gebracht werden, sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Nadeem Elyas, am Mittwoch vor Journalisten in der britischen Botschaft in Berlin. Von den europäischen Muslimen müsse ein klares Nein zum Terrorismus ausgesprochen werden. Verbrechen wie die Anschläge in London erlaube der Islam nicht.

Rabbiner wünscht regelmässigen Dialog

Der orthodoxe Rabbiner der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Yitzak Ehrenberg, plädierte für einen regelmässigen Dialog zwischen den Religionsgemeinschaften. «Wir müssen uns oft zum Gespräch treffen und das nach aussen auch populär machen», sagte Ehrenberg.

Der Vorsitzende des christlichen Ökumenischen Rates Berlin-Brandenburg und Bischof der Herrnhuter Brüdergemeine, Theodor Clemens, sprach sich dafür aus, die Unterschiede zwischen den Religionsgemeinschaften nicht zu verwischen. Dabei dürften aber keine Gräben aufgerissen werden. Vielmehr müssten Brücken gebaut werden, so Clemens.

Keine Toleranz für Gewalt

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Marieluise Beck (Bündnis 90/Grüne), hatte zuvor an die Moscheegemeinden in Deutschland appelliert, ein deutliches Zeichen für Toleranz zu setzen und in ihren Reihen eine Grenze gegenüber Gewalt in jeglicher Form zu ziehen.

Der britische Botschafter in Deutschland, Sir Peter Torry, sagte, es komme jetzt darauf an, dass sich alle Religionen gegen Terror aussprechen. «Fanatismus ist keine Einstellung der Religion, sondern eine Geisteshaltung», zitierte er den britischen Premierminister Tony Blair.

„Moscheen für Radikale verriegeln“

Der Abgeordnete der Grünen-Fraktion im Europäischen Parlament, Cem Özdemir, rief die Muslime in Deutschland auf, die Moscheen «für Radikale zu verriegeln, aber für Nichtmuslime sperrangelweit zu öffnen». Es werde Zeit, so Özdemir, «dass wir Muslime unsere Religion nicht weiter in den Terrorismus entführen lassen».

Muslime sollen sich von Fanatikern abgrenzen

Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) hat die muslimischen Verbände in Deutschland aufgefordert, sich nach den Anschlägen von London stärker von Fundamentalisten abzugrenzen. «Nur wer sich jetzt auch von den unbarmherzigen Bestimmungen der Scharia wie Steinigungen, Amputationen oder der Geringerstellung der Frau distanziert, ist ein überzeugender Partner im Kampf gegen religiös verbrämte Gewalt», sagte IGFM-Sprecher Martin Lessenthin.

Die Repräsentanten der Verbände sollten diese «menschenrechtswidrigen Auslegungen des Islam» öffentlich verurteilen. Zudem müssten die Organisationen aktiv für die «Anerkennung unserer Gesellschaft und deren Grundwerte» werben. Die grosse Mehrheit der Muslime sei moderat, sagte Lessenthin.

Quellen: epd / IGFM

Datum: 15.07.2005

Werbung
Livenet Service
Werbung