Verfolgte Christen

Eritrea leidet unter dem harten Regime Afewerki

Zerfällt am Horn von Afrika nach Somalia ein weiterer Staat? Eritreas Wirtschaft befindet sich im freien Fall, dem ungefestigten Kleinstaat droht der Absturz. Darauf hat die International Crisis Group im September in einem Bericht hingewiesen. Das autoritäre Regime von Präsident Isaias Afewerki verfolgt Christen, treibt viele Eritreer zur Flucht und kann der zunehmenden Unzufriedenheit nicht wehren.
Regierungsgebäude in Asmara, der Hauptstadt von Eritrea. (Foto: Wikipedia, Blofeld)

Afewerki (64), dem Trunksucht nachgesagt wird, gehört nominell der eritreischen orthodoxen Kirche an. Doch auch deren Führung wird nicht verschont, wenn er abweichende Meinungen bekämpft. Der Tyrann des bitterarmen Staats fürchtet laut einer Analyse der Weltweiten Evangelischen Allianz, dass Religion in der Öffentlichkeit eine Rolle spielt, dass Gläubige sich zusammenschliessen und ihre Stimme gegen seine Herrschaft erheben. Auch Gewerkschaften und private Medien sind nicht zugelassen, Proteste darf es im Staat nicht geben.

Übermächtiger Nachbar

Afewerki hat sich in den 17 Jahren seiner Herrschaft keiner Wahl gestellt. Das Misstrauen von Eritreas Machthaber hat mit der schweren Geschichte des Landes zu tun, das sich über 1150 km dem Roten Meer entlang erstreckt und immer wieder erobert wurde. 1952 wurde Eritrea von Äthiopien annektiert und gewann seine Unabhängigkeit erst 1991, nach jahrzehntelangem Kampf. Der Krieg, den Afewerki mit dem übermächtigen Nachbarn 1998-2000 um den Grenzverlauf führte, kostete sein Land etwa 70‘000 Menschenleben.

Intoleranz im Innern

Mit der äusseren Bedrohung sucht das Regime auch Gefahren im Innern mit allen Mitteln abzuwenden. Bloss vier Religionsgemeinschaften sind erlaubt: die orthodoxe, römisch-katholische und lutherische Kirche sowie der sunnitische Islam. Weitere evangelische Gemeinden wurden 2002 und konnten sich nicht registrieren, obwohl sie alle geforderten Auskünfte gaben. Die Gemeinden waren gerade in der unsäglichen Not der Kriegsjahre gewachsen; Soldaten trafen sich heimlich zum Bibellesen und Gebet.

Die harte Unterdrückung hält bis heute an. 2005 wurde das Oberhaupt der (zugelassenen) orthodoxen Kirche unter Hausarrest gestellt, nachdem er sich gegen staatliche Einmischung in die Angelegenheiten seiner Kirche gewandt hatte, und ersetzt. Nach Schätzungen sind über 2‘000 Christen in Haft. Manche werden unter mörderischen Bedingungen (Eisencontainer) gefangengehalten; eine Handvoll ist gestorben.

Fanatismus in der Region

Christen und der Muslime in Eritrea – jenseits des Roten Meers liegt Saudi-Arabien – stellen je etwa die Hälfte der 5-Millionen-Bevölkerung. Dies liefert dem Regime den Vorwand, Religionsfreiheit zu verwehren: Sollten sich mehr Eritreer dem Christentum zuwenden, gäbe dies soziale Spannungen, wird behauptet.

2009 verhängten die Vereinten Nationen Sanktionen gegen Eritrea, weil es als Feind Äthiopiens die somalischen Islamisten unterstützt hatte. Eritrea setzte darauf seine Mitgliedschaft in der Afrikanischen Union aus.

Als eines der schlimmsten Hungerländer der Welt scheint Eritrea düsteren Zeiten entgegenzugehen. Dass das Regime Afewerki Einheit und Stabilität gewährleisten kann, wird bezweifelt. Exil-Eritreer – Tausende in der Schweiz – leiden mit ihrer Heimat. Doch das Misstrauen gegenüber dem übermächtigen Nachbarn Äthiopien verhindert den Aufbau von internationalen Beziehungen, die dem rohstoffreichen Kleinstaat eine bessere Zukunft eröffnen könnten. Eritreas bedrängte Christen haben wiederholt zum Gebet für ihr Land aufgerufen.

Bericht der International Crisis Group

 

Datum: 30.11.2010
Quelle: Livenet / WEA

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