In Israel wächst der Widerstand gegen evangelikale Solidarität

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Die lange willkommene Unterstützung der modernen Präsenz des Volkes Israel in Palästina durch christliche, besonders evangelikale Kreise, wird in jüngster Zeit auf jüdischer Seite immer mehr hinterfragt. Rabbi Simcha Kook, der Oberrabbiner von Rehovot, zum Beispiel befürchtet, dass die politische und finanzielle Rückendeckung Israels von christlicher Seite den „Messianischen Juden“ den Boden bereitet.

Gerade in den letzten zwei Jahren - seit der arabisch-islamistische Terror Israel immer härtere Gegenmassnahmen aufzwingt und damit auch das Israelbild in der Welt verfinstert - waren evangelikale Christen die treuesten Freunde des jüdischen Volkes und seines Staates geblieben. Schliesslich hat diese Haltung Tradition: Von den Evangelischen Marienschwestern in Darmstadt, die für das neuerstandene Israel zu beten begannen, bis zu jener protestantischen Institution, die jetzt auf einmal im Mittelpunkt israelischer Verdächtigungen steht: dem Jerusalem-Freundschafts-Fonds. Dieses evangelikale Hilfswerk war 1983 von vorwiegend englischsprachigen Christen geschaffen worden. Zur Förderung der jüdischen Rückwanderung nach Palästina, für die Eingliederung der Neuankömmlinge in Israel und verschiedene Sozialwerke hat der Fonds allein in den letzten sieben Jahren an die 70 Millionen Euro aufgewendet – und zwar immer in Zusammenarbeit mit den israelischen Behörden. Auch ist sein Vertreter in Jerusalem nicht etwa ein Missionar, sondern ein Jude: der angesehene Rabbiner Jechiel Eckstein.

Sogar streng orthodoxe Einrichtungen wie die Armenküchen „Meir Panim“ werden vom Freundschaftsfonds unterstützt. Als Folge der schrecklichen Selbstmordattentate der Palästinenser wurde gemeinsam mit strenggläubigen Juden das Werk „Zaka“ ins Leben gerufen, das nach den Anschlägen die Körper und Körperteile der Opfer einsammelt und zur letzten Ruhe bettet.

„Schmutzgelder“

Für Simcha Kook, ist es aber plötzlich „eine Schande, dass gesetzestreue Juden diese Schmutzgelder annehmen”, wie er in der israelischen Zeitung „Ha’Aretz” beteuert. Auf seinen Antrag hin hat Israels Oberster Rabbiner-Rat eine vierköpfige Untersuchungskommission über den Jerusalem-Fonds und andere „christliche Umtriebe” gebildet. Die Kommission soll Material für eine Entscheidung des Rabbiner-Rates sammeln, der die Annahme moralischer und finanzieller Unterstützung von christlicher Seite verbieten soll. Rabbi Kook will bereits genügend Beweise dafür in der Hand haben, dass besonders hinter der evangelikalen Solidarität mit Israel „eine klar missionarische Absicht” steckt. Gerade der Jerusalem-Fonds fördere gezielt die Einwanderung so genannter messianischer Juden aus Russland, die sich weiter zur mosaischen Tradition, aber auch zum Rabbi Jesus als Heiland bekennen. Damit aber werde Israels jüdischer Charakter unterwandert. Zur Untermauerung dieser Behauptung verweist Rabbi Kook auf den evangelikalen US-Pastor Pat Robertson. Dieser sammle einerseits Spenden für den Fonds, predige aber ein Ende des Staates Israel, die Bekehrung eines Drittels der Juden zum Christentum und einen neuen Holocaust an allen übrigen. Das sei sicher nicht der Standpunkt aller Evangelikalen: „Die protestantischen Freikirchen neigen aber dazu, Christentum und Judentum zu vermischen. Wir brauchen daher von ihnen keine Solidarität und schon gar nicht ihr Geld!”.

Autor: Heinz Gstrein

Datum: 04.01.2003
Quelle: idea Deutschland

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