Terrorist im palästinensischen Fernsehen: “Töten ist herrlich” - Palästinensische Intellektuelle sind dagegen

Hanan Ashrawi, eine der 53 UnterzeichnerInnen

Palästinensische Intellektuelle rufen auf gegen Selbstmordattentate

Jerusalem, (ERF) Am Montag ist in der palästinensischen Tageszeitung al-Quds ein ganzseitiger Artikel erschienen mit dem Aufruf von 55 palästinensischen Intellektuellen gegen die Selbstmordattentate.

Darin heisst es unter anderem: «Wir, die Unterzeichner, wünschen, dass jene, die hinter den militärischen Operationen gegen Zivilisten in Israel stehen, kritisch ihre Bilanzen begutachten und damit aufhören, unsere Jugend zu diesen Operationen anzutreiben. Wir wünschen dies, weil wir als einziges Ergebnis dieser Anschläge die Verfestigung der Abneigung, der Wut und des Hasses und die Vertiefung der Kluft zwischen den beiden Völkern sehen. Sie zerstören die Möglichkeit, dass beide Völker Seite an Seite in zwei benachbarten Staaten in Frieden leben.

Dafür, diese Operationen kritisch zu betrachten, spricht auch das Wissen, dass das Drängen zu einem existentiellen Konflikt zwischen den beiden Völkern im Heiligen Land nichts als Zerstörung und Verderben für alle Söhne dieser Region bringen würde. Für dieses Resultat sehen wir keinerlei logische, menschliche oder politische Entschuldigung.»

Unterzeichnet ist der Aufruf von Sari Nussaiba und Hanan Ashrawi und 53 anderen, berichtet das Medienforschungsinstitut Mittlerer Osten in Berlin.

Kommentar: Arafat schweigt

Jerusalem/Genf/Bonn (idea), Wie einmütig verurteilen die palästinensischen Meinungsführer den Terroranschlag auf einen israelischen Linienbus, bei dem am 18. Juni 19 Menschen starben? Der Präsident der Autonomie-Behörde, Jassir Arafat, hüllte sich in Schweigen; sein Sprecher Saeb Erekat erklärte, daß die Behörde alle Anschläge gegen Zivilisten verurteile. Das palästinensische Fernsehen zeigte die Abschiedsrede des Mörders, des 22jährigen Studenten Muhammad al-Ghoul, in der er beteuerte, daß es “herrlich” sei, zu töten und getötet zu werden.

Der Arafat unterstehende Radiosender “Stimme Palästinas” rechtfertigte den Anschlag. “Es scheint, daß es sich bei den meisten Leuten im Bus um Siedler aus der Siedlung Gilo handelte, die auf Land errichtet wurde, das unserem Volk in Bethlehem weggenommen wurde”, so der mit EU-Geldern arbeitende Sender. In einigen Autonomiestädten habe man siegesfrohe Palästinenser gesehen, meldet der Informationsdienst “Nachrichten aus Israel”. Dagegen ist der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes, Ishmael Noko (Genf), sicher, daß Arafat und seine Behörde solche Attentate verurteilen. Sie trügen nicht das Geringste zur Verwirklichung der legitimen Rechte und Bestrebungen des palästinensischen Volkes bei. Eine Ursache für den Zulauf zu den Selbstmordkommandos sieht Noko im Haß auf die sich verschärfende israelische Besatzung.

Kardinal Lehmann: Keine religiöse Auseinandersetzung in Nahost

Nach Ansicht des Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann (Mainz), ist der Nahostkonflikt ein Kampf die Lebens- und Überlebensinteressen zweier Völker. In seinem Kern handele es sich nicht um eine religiöse Auseinandersetzung, schreibt Lehmann in der Wochenzeitung “Rheinischer Merkur” (Bonn). Nur kleine Gruppen innerhalb des Judentums und des Islams benutzten religiöse Begründungen zur Gewaltanwendung.

Quelle: Erf Schweiz/Idea Deutschland

Datum: 21.06.2002

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