Türkei: Zeitweiliges Sendeverbot für protestantisches Radio

Ankara. In der türkischen Hauptstadt Ankara ist erstmals ein privater christlicher Hörfunksender wegen angeblicher Missionierung mit einem vorübergehenden Sendeverbot belegt worden. Wie Radio Niederlande berichtete, erliess die türkische Rundfunkbehörde (RTUK) die Massnahme gegen „Radio Shema“.

Die Strafe beziehe sich sowohl auf die Sendungen dieses christlichen Radios als auch auf dessen Vorgänger, das fortschrittliche moslemische „Image Radio“. Ihm wirft die Behörde vor, zum Separatismus aufgerufen zu haben. Von den insgesamt 31 Tagen Sendeverbot seit dem 21. März beziehe sich lediglich ein Tag auf Radio Shema, so dessen Leiter Ismail Serinken. Er verwahrte sich gegen die Anschuldigung des Rechtsbruchs und bezeichnete die Entscheidung als Ausdruck von „Intoleranz und Vorurteilen“.

Radio Shema ist seit Oktober auf Sendung und wird von der protestantischen Kurtulus-Kirche finanziert, die rund 500 Mitglieder hat. Der Sender verbreitet Bibelauslegungen, Beiträge über das Leben Jesu und Musik, aber auch Sendungen zu Philosophie und Umweltschutz.

Serinken prangerte das Gebaren des türkischen Staates an, der der Europäischen Union beitreten will. Die Rundfunkbehörde habe seit ihrer Gründung 1994 rund 500 privaten Radio- und Fernsehstationen Sendeverbote erteilt, vor allem islamischen und kurdischen Sendern, so Radio Niederlande.

Von einer neuen Kampagne zur Einschüchterung christlicher Gemeinden, die das Innenministerium in Ankara initiiert habe, berichtete im Februar der christliche Informationsdienst „Compass“ (Santa Ana/USA). Vor allem sei die Rechtmässigkeit von Versammlungsräumen in Frage gestellt worden.

99 Prozent der rund 63 Millionen Einwohner der Türkei sind Moslems. Die Zahl der Christen liegt bei 110.000, weniger als 0,2 Prozent der Bevölkerung.

Datum: 05.04.2002
Quelle: idea Deutschland

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