Miriam Geske war etwa sechs Jahre alt, als ihr Vater Tilman Geske ermordet wurde. Er war einer jener drei Pastoren, die in der türkischen Stadt Malatya nach stundenlanger Folter umgebracht wurde. In diesen Tagen sind die Mörder vor Gericht. Der Fall, der 2007 geschah, weckt grosses öffentliches Interesse.
Tief berührt ist das Land am Bosporus auch, weil Tilmans Frau Susanne Geske den Mördern verziehen hat. Ebenfalls unter die Haut ging, als Susanne schilderte, was ihre Tochter Miriam gesagt hatte: «Mutti, lass uns die Mörder im Gefängnis besuchen und ihnen ein Neues Testament bringen, so dass sie die christliche Botschaft erkennen und in der Ewigkeit die Ermordeten um Verzeihung bitten können.»
Diese Worte haben Gewicht. Viel mehr als scheinbar gewichtige Reden und Verträge, welche von verschiedensten Seiten umgehend hintertrieben werden. Es ist eine Bereitschaft zu wirklichem Frieden und Versöhnung. Von allen Seiten gelebt, würde sie Wunder wirken.
Miriams Worte berühren, weil sie echt sind. Nicht von einem Redeschreiber ausgetüftelt, der sie einem Politiker auf dem Leib schreibt, gut nivelliert und mit viel Kalkül, ausgerichtet auf das Zielpublikum. Nein. Es sind Worte, die aus dem Herzen kommen. Und es sind nicht nur Worte, es ist eine Haltung.
Eine Haltung, eine Verzeihungsbereitschaft, die in der türkischen Öffentlichkeit Eindruck macht. Die Geskes hinterlassen eine deutliche Spur des Mannes von Nazareth. Dieser hat dazu aufgerufen, von den Kindern zu lernen, um Gottes künftige Welt zu verstehen und erlangen.* Die Haltung der Miriam Geske ist ein Pamphlet für die Versöhnung, ein Pamphlet selbst diesen Frieden zu suchen und zu gewinnen. Es sind Worte, welche die Welt bewegen können - Worte, die die Welt bewegen müssen.
* Die Bibel, Matthäus, Kapitel 18, Verse 1 bis 5
Datum: 27.04.2010
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch