Zunächst werden in der Radiologischen Universitätsklinik Bonn Computertomografie-Aufnahmen (CT) des Kopfes gemacht. Sie stellen Schicht für Schicht ein genaues Abbild der Schädelknochen dar. Diese CT-Daten werden für das so genannte "Rapid-Prototyping" verwendet. Dieses Verfahren wird im Automobil- und Maschinenbau eingesetzt, um schnell und kostengünstig Prototypen aus dreidimensionalen Datensätzen herzustellen. Aus den Daten baut die Rapid-Prototyping-Anlage Schicht für Schicht ein Kunststoffmodell des Schädels der Moorleiche auf. Die Untersuchung erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Landesmuseum für Natur und Mensch Oldenburg, das zur letzten Ruhestätte der Leiche geworden ist. Der Tote, ein etwa 20 Jahre alter Mann, lebte zur Römerzeit. Ein Torfarbeiter fand ihn im Jahr 1936 im Moor von Husbäke/Niedersachsen. Vermutlich ist er verunglückt, da keine Verletzungen sichtbar sind. Die Leiche wurde im Moor als Trockenmumie konserviert und ist relativ gut erhalten. Nach Angaben der Wissenschaftler sind Moorleichen die einzigen Quellen über den frühgeschichtlichen Menschen und sein Erscheinungsbild in Nordwestdeutschland. Sie liefern wichtige Hinweise auf die Krankheiten, die Körperpflege, Ernährung und Tracht der damaligen Menschen.
Datum: 16.08.2002
Quelle: pte online