Eine Milliarde Menschen ohne sauberes Wasser
Nach Einschätzung von UNICEF und WHO gibt es zwar insgesamt Verbesserungen auf dem Gebiet der Hygiene und der Abfallentsorgung. Sie reichten aber nicht aus, weil die anhaltende Landflucht in vielen Ländern zur Entwicklung riesiger Slums mit katastrophalen Lebensverhältnissen führen. Gleichzeitig werde die verbliebene arme Landbevölkerung weiter an den Rand gedrängt und erhalte kaum Unterstützung bei der Wasserversorgung.
Generell ist laut Bericht der Zugang zu Trinkwasser und sanitären Einrichtungen in ländlichen Regionen deutlich schlechter als in den Städten. Den Angaben zufolge ist der Anteil der Menschen mit Zugang zu sauberem Trinkwasser zwischen 1990 und 2002 von 77 auf 83 Prozent gestiegen. Zugang zu Latrinen und Abwasserversorgung hatten 2002 rund 58 Prozent; 1990 waren es noch 49 Prozent.
Die grössten Fortschritte machte laut WHO und UNICEF Asien, wo sauberes Trinkwasser 2002 rund 84 Prozent der Menschen erreichte; 1990 waren es noch 71 Prozent. Im südlichen Afrika sei der Anteil von Menschen mit Zugang zu sauberem Wasser von 49 auf 58 Prozent gestiegen. Dennoch habe in diesen Regionen weiterhin nur ein Drittel der Menschen Zugang zu sanitären Einrichtungen.
Mit dem Weltwasserbericht untersuchen UNICEF und WHO die Umsetzung der so genannten Millenniums-Ziele der Vereinten Nationen. 189 Staaten hatten im Jahr 2000 versprochen, den Anteil der Menschen ohne Zugang zu sauberem Wasser und ohne Abwasserentsorgung bis 2015 zu halbieren. Nach Einschätzung der Organisationen ist zu befürchten, dass dieses Ziel insbesondere in Afrika und Asien nicht erreicht wird.
Wassernotstand hindert Kinder am Schulbesuch
Durchfallerkrankungen gehören laut UNICEF und WHO zu den häufigsten Todesursachen bei Kindern unter fünf Jahren. Verschmutztes Wasser und unhygienische Lebensverhältnisse seien ausserdem mitverantwortlich dafür, dass sich gefährliche Krankheitserreger leichter verbreiten können. Der Wassernotstand hindere zudem viele Kinder am Schulbesuch, da sie sich täglich auf lange Fussmärsche machen müssten, um Wasser zu beschaffen.
Auch die wirtschaftlichen Folgen seien gravierend: Allein auf dem afrikanischen Kontinent gingen jedes Jahr 40 Milliarden Arbeitsstunden durch Wasserholen verloren, heisst es. "Die wachsende Kluft zwischen denen, die Zugang haben, und jenen, die keinen Zugang zu einer Grundversorgung haben, tötet jeden Tag 4.000 Kinder. Wir müssen diese Kluft schliessen, sonst wird die Zahl der Opfer weiter steigen", erklärte UNICEF-Direktorin Carol Bellamy. UNICEF und WHO appellieren an die Regierungen, die politischen Prioritäten anders zu setzen und die hygienischen Bedingungen drastisch zu verbessern.
Datum: 28.08.2004
Quelle: Kipa