Arbeitsrecht

«Lieber Eltern statt Frauen bevorzugen»

Der Direktor des Instituts für Ehe und Familie in Wien, Günter Danhel, plädiert für eine «positive Diskriminierung» von Eltern im Beruf: Wer für den Unterhalt verantwortlich ist, soll bei der Jobvergabe bevorzugt werden.
Günter Danhel

Sollen Eltern im Beruf durch besondere gesetzliche Massnahmen speziell unterstützt werden? Für den Direktor des Instituts für Ehe und Familie, Günter Danhel (Wien), steht dies ausser Zweifel. Ein von ihm erarbeiteter Konzeptentwurf enthält brisante Vorschläge. Dazu zählt vor allem, dass Eltern, die für den Unterhalt von Kindern verantwortlich sind, künftig bei gleicher Qualifikation den Vorzug bei Jobs erhalten sollen.

Der Umstand Kinder zu haben, dürfe im Arbeitsrecht mit keinen Nachteilen verbunden sein, verlangt Danhel. «Statt einer positiven Diskriminierung aus Geschlechterperspektive sollte bevorzugt behandelt werden, wer zum Unterhalt von Kindern verpflichtet ist», heisst es dazu in seinem Thesenpapier.

Plädoyer für Kinderwahlrecht

Damit wird an der derzeit - etwa bei der Vergabe von Leitungsfunktionen - geltenden Bevorzugung von Frauen im Arbeitsleben, sofern sie die gleiche Qualifikation wie Männer aufweisen, gerüttelt. Nach dem Konzept Danhels müsste dann die Bevorzugung einer Mutter oder eines Vaters bei gleicher Qualifikation mehrerer Bewerber im Sinne einer «positiven Diskriminierung» zum Tragen kommen.

Das ist aber nicht die einzige Forderung, die für Zündstoff sorgen dürfte. Um die politischen Rechte von Familien zu stärken, plädiert Danhel für die Einführung eines Kinderwahlrechts in Österreich. Bis zu einem noch festzulegenden bestimmten Alter des Kindes sollten die Eltern stellvertretend für ihren Nachwuchs das Wahlrecht ausüben, so der Vorschlag. Damit erhofft sich der Direktor des Instituts für Ehe und Familie auch mehr Gewicht im politischen Wettstreit mit den derzeit als besonders effektiv empfundenen Vertretern der Senioren.

Family Mainstreaming

Danhel strebt gleichzeitig eine umfassende Kinder- und Familienorientierung in der Gesetzgebung an. Er spricht in diesem Zusammenhang von einem "Family Mainstreaming". Teil dieses Pakets ist ausserdem eine grundlegende Änderung des Steuersystems. Dazu gehört für den Autor des Thesenpapiers unter anderem ein steuerfreies Existenzminimum für alle Familienmitglieder. Diesbezügliche Ideen sind vom ÖVP-Arbeiter- und Angestelltenbund (ÖAAB) bereits früher aufgegriffen und in die politische Debatte eingebracht worden.

Datum: 23.05.2011
Autor: Fritz Imhof

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