Aktion Weihnachtspäckli

Kinder, die aus der Hölle kommen

Vier Hilfswerke des Hoffnungsnetzes führen in den kommenden Wochen die Aktion Weihnachtspäckli durch: Sie sammeln Geschenke für notleidende Kinder und Familien in Osteuropa. Ein Schlaglicht auf die Zustände wirft der folgende Artikel, der in der Zeitschrift ‚Licht im Osten erschien’:
Aktion
Sie tröstet – und leidet mit: Galina
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Galina besucht jede Woche mit einigen Frauen ein Heim, in dem von der Polizei aufgegriffene Strassenkinder ein vorübergehendes Zuhause finden. Die familiären Umstände haben diese Kinder gezwungen, ein Leben auf der Strasse zu führen.

Galina, Leiterin einer christlichen Frauenarbeit in Ivano-Frankovsk in der Westukraine, kennt Armut und Hunger aus ihrer eigenen Jugendzeit und leidet umso mehr mit den vielen verwahrlosten Kindern ihrer Stadt.

Ausgehungert

Die Polizei bringt die Kinder ins Heim, in dem sie für ein halbes oder höchstens ein Jahr wohnen, bevor sie in ein Kinderheim ihres Alters platziert werden. Die Eltern dieser Kinder sind meistens Alkoholiker, drogenabhängig, sitzen im Gefängnis oder liessen ihre Kinder einfach im Stich.

Die Mutter der kleinen Mascha lief davon, weil sie alkoholsüchtig ist. Anja kennt ihren Vater nicht. Stass erinnert sich nur daran, wie der Vater die Mutter schlug und diese blutüberströmt aus dem Badezimmer lief. Sie kam ins Krankenhaus und starb dort. Seine Tante nahm ihn auf. Als sie sich scheiden liess, stürzte sie ab und liess den Jungen allein. Da sich niemand um ihn kümmerte und ihn niemand brauchte, lief er mit neun Jahren weg. Heute ist er dreizehn. Mit Stehlen brachte er sich durch; er schlief in Kellern und wärmte sich an Kanalisationsleitungen und Heizungsröhren.

Bei Wanja hatten die Läuse bereits Löcher in die Kopfhaut gefressen, als er beim Betteln im Zug von der Polizei ertappt und ins Heim gebracht wurde. Immer sind etwa fünfzig Kinder in diesem Durchgangsheim. Wenn eines einen Heimplatz gefunden hat, so steht bereits das nächste Kind vor der Tür.

Liebe und Zuwendung

Jeden Mittwoch besucht Galina mit ihren Helferinnen diese Kinder. Die Kinder stehen ungeduldig am Fenster und empfangen die Frauen mit heftigem Winken. Einmal verspätete sich Galina um zehn Minuten, weil sie noch einige Kleider für die Kinder mitnehmen wollte. Die Angst stand den Kindern ins Gesicht geschrieben, weil sie fürchteten, dass es heute keinen Besuch, keine Zuwendung und nichts zu essen gibt.

Die grösseren Kinder umarmen die Frauen, die kleinen klettern auf den Schoss und alle suchen Liebe und Geborgenheit. Diese Bedürfnisse nehmen die Frauen ernst und schenken den Kindern die nötige Aufmerksamkeit, Zeit und Zuwendung.

Die Frauen bringen den Kindern immer ein Päcklein, das Süssigkeiten, etwas Früchte und auch ein Brötchen enthält. Dieser Znüni wird immer vor den Augen der Frauen verzehrt. Die tägliche Heimration für einen 16-jährigen Jungen ist viel zu klein und es besteht die Gefahr, dass die älteren Kinder den jüngeren alles wegnehmen. Am Morgen erkundigt sich Galina, wie viele Kinder gerade sind, damit sicher jedes seine Ration erhält.

Einmal machte sie einen Versuch und legte ein kleines süsses Brötlein ins Päckli. Sie staunte nicht schlecht, als alle Kinder sich sofort auf dieses Brot stürzten. Seither muss in jedes Päckli Brot, denn die Kinder sind wirklich hungrig. In einem halben Jahr hat sie etwa tausend solche kleinen Päckli gemacht, welche aus Geldern der Armenkasse finanziert werden.

Nahrung für den inneren Menschen

Galina und ihre Helferinnen wollen den Kindern auch geistliche Nahrung schenken. Vor dem Znüni teilen sie die Kinder in drei Altersgruppen auf und erzählen ihnen eine Geschichte aus der Bibel.

Einmal wollte Galina mit den ältesten Kindern ein Kreuzworträtsel lösen. Dabei bemerkte sie, dass einige dieser 13–16-Jährigen nicht lesen und schreiben können. Viele dieser Kinder sind Analphabeten. So gibt es neben der Bibellektion immer noch etwas Unterricht in Schreiben und Lesen. Die Kinder haben auch kein logisches Verständnis und können sich kaum konzentrieren. Sie sind wie Tiere im Käfig.

Den Kindern wird gezeigt, dass Jesus ihre Sünden vergibt und ihnen neues Leben schenken möchte. Immer überwacht ein Erzieher den Besuch der Frauen. In Kinderlager können diese Kinder auch nicht mitgenommen werden. Da sie sich an uneingeschränkte Freiheiten gewohnt sind, würden sie zu schnell abhauen und wären nicht mehr auffindbar.

Deshalb beten die Frauen dafür, dass die Erzieherinnen im Heim ihr Herz Jesus Christus öffnen, damit die Kinder auch zu einer Entscheidung für Jesus Christus geführt werden können. Zur persönlichen Vorbereitung fastet Galina jeden Mittwoch, wenn sie ins Kinderheim geht. Sie ist überzeugt, dass das Wort Gottes eines Tages seine Frucht zeigen wird.

Sammlung von Weihnachtspäckli:
Die Sammelstellen finden Sie unter www.weihnachtspaeckli.ch

Autorin: Hanny Maurer
Quelle Text und Bilder: Licht im Osten

Datum: 14.10.2004

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