Einfach menschlich oder grundverkehrt?
Ja, wir sehnen uns alle nach Anerkennung und haben ein gewisses Geltungsbedürfnis. Das ist absolut menschlich. Jedermann will etwas gelten, beachtet und respektiert werden. Ohne Beachtung und Zuwendung verkümmert ein Mensch. Es nisten sich schwere Minderwertigkeitsgefühle und Selbstwertstörungen ein. Ein Mensch, der geliebt wird und sich zugehörig und angenommen fühlt, produziert kein übertriebenes Geltungsbedürfnis!
Zufriedenheit statt innerem Bürgerkrieg
Eine gesunde Haltung zu sich selbst zeigt sich in einer grundsätzlichen Zufriedenheit. Kinder und Erwachsene können sich bejahen. Sie denken positiv über sich und führen keinen Bürgerkrieg mit sich selbst. Sie müssen sich nicht ständig mit anderen vergleichen. Zufriedenheit und Frieden hängen eng miteinander zusammen. Der Zufriedene hat Frieden mit sich, mit den anderen und mit Gott.Segen beinhaltet Anerkennung
So jedenfalls sieht es der Theologe Professor Dr. Gerhard Maier und fragt sich: "Was ist eigentlich Segen? Die Forscher haben viele Gesichtspunkte zusammengetragen. Segen kann sowohl Anerkennung bedeuten, Wohlwollen, wohltätige Kraft - als auch Ansehen, Glück, Erfolg, präzisiert Professor Maier. Segen schliesst alle Güter ein, die ein gelingendes Leben in Gottes Gegenwart braucht.
Ein gewisses Geltungsstreben wurde von Gott angelegt. Kein Mensch kann ohne Anerkennung leben. Auch Christus bekam Anerkennung durch seinen himmlischen Vater. Als er sich im Jordan taufen liess, ertönte die Stimme Gottes vom Himmel, die sagte: "Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe" (Matthäus 4, Vers 12).
Geltungssucht ist problematisch
Geltungssucht hingegen zerstört. Wie das Wort selbst ausdrückt, handelt es sich hier um eine Sucht. So ein Mensch hungert nach Anerkennung und widerspiegelt eine grosse Unzufriedenheit. Er glaubt nicht zu genügen. Er redet sich ein, besser, klüger, intellektueller, schneller, fleissiger und ehrgeiziger sein zu müssen.
Die meisten Menschen haben im Kopf begriffen, dass diese Einstellung falsch ist. Der Geltungsbedürftige ist hochgradig ehrgeizig. Er muss aus der Masse herausragen, um beachtet zu werden, und produziert Prahlerei, Überheblichkeit, Stolz, Hochmut und Eitelkeit. Andere Menschen sind Rivalen und Konkurrenten. Sie müssen ständig überholt und überrumpelt werden.
Ein übertriebener Geltungsdrang weist deutlich auf einen Mangel hin. Die Bedürfnisse dieses Menschen sind nicht gestillt worden. In einer Geltungssucht versucht er nun, diesen Mangel zu überspielen. Und gerät dadurch in eine Spirale. Er muss sich und der Welt ständig beweisen, wie gut er ist. Dabei kommt er nie auf einen grünen Zweig. Denn wir Menschen sind nicht unfehlbar. Wer aus der Gnade Gottes lebt, weiss sich rundum geliebt, getragen, akzeptiert und für wertvoll befunden.
Gefallsucht und Geltungssucht
Viele Geltungssüchtige sind gefallsüchtig. Sie können nicht nein sagen. Sie wollen sich das Wohlwollen anderer Menschen erkaufen. Nirgendwo dürfen sie anecken. Allen Konflikten und Auseinandersetzungen gehen sie aus dem Wege und haben Angst zu widersprechen. Im Hintergrund dieser Haltung stecken Selbstunsicherheit, Minderwertigkeitsgefühle und Abhängigkeit. Gefall- und Geltungssucht fordern Kränkungen geradezu heraus. Diese Menschen lassen sich ausnutzen und ausbeuten. Sie verwechseln Liebe mit Konfliktvermeidung, Unterwürfigkeit und Durchsetzungsschwäche.
Gott vermag diese Angst zu stillen und diesen Mangel zu füllen. Viele Menschen haben erfahren, dass sie immer und immer wieder mit all ihren verletzten Gefühlen zu ihm kommen und ihn um Heilung bitten dürfen. Anerkennung durch Menschen tut auch ihnen gut. Aber sie sind nicht mehr davon abhängig. Eine grundsätzliche Zufriedenheit ist in ihr Leben eingezogen.
Surftipp: www.erlebe.jesus.ch
Ergänzt und überarbeitet: Livenet, Antoinette Lüchinger
Quelle: Rede miteinander
Datum: 21.04.2004