Waffenstillstand: Nepal sehnt sich nach Frieden - und hört das Evangelium

Gorkha
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Kathmandu – Am Mittwochabend wurde im Hindu-Königreich am Himalaya ein Waffenstillstand ausgerufen, der zum Ende des siebenjährigen Bürgerkriegs führen soll. Eine nepalesische Zeitung schrieb, König Gyanendra persönlich habe die Rebellenführer Prachanda und Baburam Bhattarai zu geheimen Verhandlungen getroffen und den Durchbruch erzielt. Demnächst sollen Friedensgespräche aufgenommen werden. Der Planungsminister Narayan Singh Pun soll die Regierungsdelegation führen.

Endlich Kompromissbereitschaft

Die ‚Maobadi‘, die maoistisch ausgeprägte Guerilla-Bewegung, hatten in den letzten Jahren grosse Teile Westnepals unter ihre Kontrolle gebracht und auch in den Zentren im Osten zugeschlagen. Vor einer Woche wurde der Chef der vor zwei Jahren geschaffenen Sonderpolizei, Krishna Mohan Shrestha, mit seiner Frau und einem Leibwächter in der Hauptstadt erschossen. Bei Kämpfen und Razzien im Bergland wurden seit 1996 angeblich über 7'000 Menschen getötet.

Die Guerilla liess nun verlauten, die Regierung habe drei Bedingungen akzeptiert: Die Maobadi werden nicht mehr als Terroristen gebrandmarkt, die auf sie ausgesetzten Kopfgelder werden gestrichen und die internationalen Haftbefehle zurückgenommen. Bisher haben die Maoisten auf der Abschaffung der Monarchie bestanden; diese Forderung wurde nicht erneuert.

Politiker den Herausforderungen nicht gewachsen

Im einzigen Hindu-Königreich der Welt herrschte der König, der von der (mehrheitlich hinduistischen) Bevölkerung wie ein Gott verehrt wird, grundsätzlich unumschränkt. Unruhen führten im Frühjahr 1990 zu einer Beschränkung seiner Macht und zur Zulassung von Parteien. Doch die kleine Politikerelite vermochte Nepal nicht auf den Pfad der Stabilität zu führen. Das Massaker im Königspalast im Sommer 2001 schockte das Land. Im letzten Oktober setzte König Gyanendra die gewählte Regierung nach endlosen Politiker-Querelen ab und nahm das Ruder selbst wieder in die Hand. Nun haben offenbar beide Seiten im Konflikt so viel nachgegeben, dass Friedensverhandlungen möglich werden.

Die Bevölkerung in Nepal – weiterhin eines der ärmsten Länder der Welt – hat unsäglich unter den Kämpfen, Einschüchterungen, Razzien und Racheakten von Guerilla und Armee gelitten. Was in in den letzten Jahren in den abgelegenen, nicht durch Strassen erschlossenen Bergtälern geschah, weiss man nicht, da Kathmandu eine Informationssperre verhängte.

Der Bürgerkrieg hat Nepal an den Rand des Ruins gebracht; die Einnahmen aus dem Tourismus brachen völlig ein, Landwirtschaft und Handel wurden schwer gestört.

Ausländer in Gefahr bleiben dran

Der Bürgerkrieg hat auch die Arbeit christlicher Werke zum Wohl der Bevölkerung schwer beeinträchtigt. Einzelne Stationen und Kliniken wurden überfallen und die ausländischen Mitarbeiter derart bedroht, dass ihr Verbleib lebensgefährlich schien. Einzelne Projekte mussten aufgegeben werden. Das Evangelium wird seit langem weitergetragen von zahllosen einheimischen Christen. Immer wieder mit erstaunlichem Erfolg: Menschen nehmen Abschied von ihren Hindu-Gottheiten und den Geistern des Buddhismus und werden Christen.

Erst seit 50 Jahren dürfen Christen überhaupt innerhalb Nepals Grenzen leben; vorher war das christliche Bekenntnis im Hindu-Königreich verboten. Die christliche Mission begann mit der Ankunft einiger Europäer und ihrer einheimischen Freunde im November 1952. Seither hat das Evangelium in einer Weise, die weltweit wohl einzigartig ist, Wirkung entfaltet im Bergland.

Wunder – und geduldiges Leiden

Durch das Leiden und das Zeugnis einfacher Menschen, durch eine Schrift, die irgendwo in einem Dorf auftauchte und deren Lektüre Wunder bewirkte, wuchs die Gemeinschaft der einheimischen Christen. Bis 1990 waren die Christen unter starkem Druck des Staats; wer andere taufte, musste mit einer mehrjährigen Gefängnisstrafe rechnen. Heute toleriert der Staat das Christentum; es gibt rund 500'000 Christen in einer Bevölkerung von 24 Millionen.

Trotz dem Mangel an einheimischen Leitern haben Nepali-Christen vieles in ihre Hände genommen. Sie bieten auch mit grossem Erfolg Fernbibelkurse an; diese Arbeit wächst, obwohl mehrere hundert Postbüros zerstört wurden. Ständig finden sich Gruppen von Menschen zusammen, die durch eine Heilung, ein Traktat oder die Verkündigung eines wandernden Evangelisten auf Christus hingewiesen werden, und in der Folge entstehen neue Gemeinden.

Ein Blinder wird Vater der Waisen

In einer Bergregion finden neuerdings viele Menschen zum Glauben an Christus. Dies weckt Widerstand. Ein vor kurzem getaufter Mann wurde von buddhistischen Mönchen umgebracht. Christen wurden aus ihren Häusern vertrieben; über hundert von ihnen flüchteten an einen andern Ort. Dort müssen sie betreut und Witwen und Waisen versorgt werden. Ein blinder Mann will umziehen an diesen Ort und die Waisen in seine Familie aufnehmen!

Nicht Skiferien, sondern Winter Gospel Trekking

Im Osten des Himalaya waren in den letzten Wochen 20 Teams junger Christen unterwegs. Sie erzählten das Evangelium von der Rettung durch Christus in den Dörfern, gaben Schriften ab, zeigten den Jesus-Film, klärten die Einheimischen aber auch über die Folgen des Alkohol- und Drogenkonsums und sexueller Promiskuität auf. Die Teams litten unter der Kälte, und die Literatur ging zur Neige. In einem tragischen Unfall ertrank der junge Sohn eines der Koordinatoren dieser Aktion.

Kreativer Dienst an Kindern

Daniel und Karin Bürgi, Mitarbeiter der Schweizer Nepal-Mission (Sitz in Bäretswil) leben in der Stadt Pokhara, die vom Bürgerkrieg weitgehend verschont wurde. Sie konzentrieren sich auf den Aufbau einer Kinder- und Jugendarbeit. Im Indreni-Zentrum, das Bürgis lanciert haben, treffen sich Kinder und Teenager in verschiedenen Gruppen.

Im Herbst wurde ein Tageshort eröffnet. Er dient vor allem verwahrlosten Kindern (18 Monate bis 4 Jahre) aus einem Elendsquartier der Stadt (150'000 Einwohner). Innert kurzem stellten sich dreissig Kinder ein, die nun von zwei einheimischen Jungschar-Leiterinnnen betreut werden. Die Verantwortlichen vermuten, dass weit über 100 Kinder kommen würden, wenn die Mütter davon erfahren sollten.

Nepalis in ganz Südasien vernetzen

Wegen der Armut und beschränkter Verdienstmöglichkeiten in ihrem Land sind viele Nepalis seit Beginn des letzten Jahrhunderts in die Nachbarländer ausgezogen. In einigen Städten Indiens gibt es rechte Nepali-Minderheiten, in vielen Dörfern leben Grüppchen in Abgeschiedenheit. Einige Christen haben es sich zur Aufgabe gemacht, ihre Beziehung zum gebeutelten Heimatland zu stärken und ihnen das Evangelium weiterzusagen.

Diese Woche fand in der nordindischen Stadt Siliguri am Fuss des Darjeeling-Teegebiets, unweit der nepalesischen Grenze, eine grosse Tagung statt, zu der 500 Leiter aus Nepal, Indien und den Nachbarstaaten erwartet wurden. Die von der Missionshistorikerin Dr. Cindy Perry organisierte Tagung stand unter dem Titel: ‚Völker des Himalaya – missionarische Völker‘. Das Hauptziel ist, den Menschen eine grössere geistliche Perspektive für den Himalaya-Raum zu geben, der ans Tibet angrenzt. Dort ist es immer noch sehr schwer für Christen, auch nur zu überleben.

Datum: 01.02.2003
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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