Blind für die Folgen seines Tuns überredet der junge Paris von Troja (Orlando Bloom) die bildschöne Helena von Sparta dazu, mit ihm in seine Heimatstadt zurückzukehren. Ausser sich vor Zorn initiiert ihr bereits angegrauter Ehemann einen Rachefeldzug gegen die gut befestigte Stadt. Unter der Führung des machthungrigen Agamemnon (wunderbar widerwärtig: Brian Cox) vereinigen sich die Fürsten Griechenlands, um mit einer Riesenarmada gegen Troja zu segeln – aus dem Techtelmechtel entwickelt sich ein waschechter Krieg. Als verantwortungsbewusster Befehlshaber der trojanischen Truppen hat nun Prinz Hector (Eric Bana) die Irrungen des kleinen Bruders wettzumachen. Die Landung der Griechen beschert ihm jedoch einen unberechenbaren Gegenspieler – den als unbesiegbar geltenden Achilles (Frauenschwarm Brad Pitt). Eigensinnig und ohne Rücksicht verfolgt dieser nur das eine Ziel – sich einen Namen zu machen, der in der Geschichte der Menschheit nie vergessen werden wird. Schon zu Beginn ahnen beide Helden, dass dieser Krieg ihnen den Tod bringen wird. Die ineinander verwobenen Einzelschicksale erhalten dem fast dreistündigen Epos bis kurz vor den Schluss die Spannung. So gewaltig die dazwischenliegenden Schlachtszenen sind, ist es denn auch der Entscheidungskampf zwischen Hector und Achilles, der den Höhepunkt des Filmes darstellt. Während der unheimlichen Stille des gladiatorenartigen Zweikampfs vor den Mauern Trojas – von wo die ganze Stadt dem Spektakel beiwohnt – hält man unweigerlich den Atem an. Schon dieses Duell rechtfertigt den Film. Die kurz darauf folgende Einnahme Trojas (in der – natürlich – ein hölzernes Pferd die entscheidende Rolle spielt) und der Brand der Stadt können mit den mitreissenden ersten zwei Dritteln nicht mithalten. Das halbherzige Happy End – Paris und Helena flüchten mit einigen Getreuen durch einen Geheimgang aus der Stadt – wirkt aufgesetzt und unwirklich (abgesehen davon, dass Paris bei Homer noch vor der Einnahme der Stadt stirbt). Abgesehen davon schafft es Regisseur Petersen mit „Troja“, dem Zuschauer einen einfachen Zugang zu der oft reichlich verwirrenden griechischen Sagenwelt zu eröffnen. Der Film greift zwar keine weltbewegenden Themen auf und bleibt meist an der Oberfläche – was er jedoch verspricht, das hält er: Spektakel, Drama, Schweiss und Blut vor dem grandiosen Hintergrund des antiken Griechenlands. Gute Unterhaltung ist für Genre-Liebhaber bei „Troja“ sicherlich angesagt. Fast noch interessanter als das Säbelrasseln und die schmachtenden Blicke fand ich jedoch die Darstellung von Achilles und Hector – zwei Charaktere, wie sie unterschiedlicher wohl kaum sein könnten. Hector – treu, vernünftig, der perfekte Thronfolger – lebt nach einem einfachen Grundsatz: „Ehre die Götter, liebe deine Frau, verteidige dein Land“. Achilles dagegen spuckt auf alles Überirdische, ist ein wahrer Frauenheld und kämpft nur für den eigenen Ruhm. Mit seinem egozentrischen Denken und dem Drang nach Unabhängigkeit könnte er ohne weiteres als Verkörperung des modernen Menschen schlechthin dastehen. Die Ideale Hectors nützen ihm in dem sich anbahnenden Krieg wenig – sie dienen höchstens dazu, ihm sein eigenes Grab zu schaufeln. Denn niemand zwingt Hector zu dem verhängnisvollen (und ausweglosen) Zweikampf mit Achilles – es sind einzig sein Pflichtgefühl, seine Auffassung von Ehre, die ihn dazu treiben. Das macht seine Figur so tragisch. In einer ähnlichen Duell-Situation bekommt es sein Bruder Paris einfach mit der Angst zu tun und flüchtet – um bei Filmende als einer der Wenigen lebend davongekommen zu sein. Auf einer tieferen Ebene sind sich die beiden Kontrahenten jedoch wieder erstaunlich ähnlich. Denn im Grunde sind sowohl Hector als auch Achilles auf einer Suche, die sie selber wohl nicht so genau definieren können. Beide suchen etwas, wofür es sich mit aller Kraft zu leben, zu kämpfen und zu sterben lohnt. Der eine sucht diese Erfüllung in der Jagd nach unvergänglichem Ruhm, der andere in der aufopfernden Verteidigung von Land und Leuten. Achilles und Hector sterben beide nur halbwegs befriedigt. Sie befanden sich auf der Suche nach Sinn und Wahrheit, doch sie wurden nicht fündig. Ich hingegen habe in Jesus Christus das Ziel meines Lebens gefunden – etwas, wofür sich sogar der Tod lohnen würde. Und, wie steht es mit Ihnen? Autor: Jonas BärtschiUngehobelter Held
Unheimliche Stille...
...und ein aufgesetztes Happy End
Kommentar
„Troja“ – auf der Suche nach dem tieferen Sinn
Datum: 18.05.2004
Quelle: Livenet.ch