Auf den Spuren der Glaubensflüchtlinge
Unter dem Motto «Wandern und Kultur» wird am Wochenende vom 21./22. April 2012 im Raum Calw-Neuhengstett, Simmozheim und Perouse sowie entlang des Routenabschnittes Pforzheim-Wurmberg-Wiernsheim der Hugenotten- und Waldenserpfad feierlich eröffnet.
Der Hugenotten- und Waldenserpfad ist die Route, auf der vor mehr als 300 Jahren Zehntausende Protestanten aus Südfrankreich und Waldenser aus den italienisch-piemontesischen Alpentälern wegen der Unterdrückung ihres Glaubens geflohen waren. Viele liessen sich entlang des Weges nieder. Von Südwestfrankreich zogen die Flüchtlinge durch die Schweiz über den Schwarzwald. Einige fanden dann auch in Baden-Württemberg und Nordhessen eine neue Heimat.
Das Teilstück durch die Schweiz führt von Genf nach Bern und weiter nach Aarau bis Schaffhausen. Die deutsche, rund 800 Kilometer lange Strecke beginnt an der deutsch-schweizerischen Grenze und endet im nordhessischen Bad Karlshafen an der Weser.
Weg der Toleranz
«Der historische Weg ist für uns ein Gegenstück zu den klassischen Pilgerwegen wie der Jakobsweg», sagt Renate Buchenauer vom Verein «Hugenotten- und Waldenserpfad». Die Koordinatorin für den in Deutschland rund 800 Kilometer langen Pfad sieht in der Wanderroute auch «einen Weg zum Protestantismus und der Toleranz». Er soll somit nicht nur auf die Spuren der Glaubensflüchtlinge von damals hinweisen.
Thema Migration
«Mit dem Weg soll auch das Thema Migration behandelt werden», sagt Buchenauer, die selbst von einer hugenottischen Familie abstammt. Geplant seien dazu unter anderem kulturelle Veranstaltungen sowie Schau- und Informationstafeln, die auf das Thema Flucht und Sesshaftigkeit hinweisen. Die Städte Pforzheim und Calw sowie sieben Gemeinden beteiligen sich mit zahlreichen Anlässen.
Als der französische «Sonnenkönig» Ludwig XIV. im Jahr 1685 die Ausübung des evangelischen Glaubens in seinem Reich verboten hatte, waren vor mehr als 300 Jahren rund 200’000 Protestanten ins Ausland geflohen. Auf Schleichwegen durch die Alpen führten die Routen der Hugenotten und Waldenser zunächst ins evangelische Genf. Von dort aus konnten die Flüchtlinge offen auf der Strasse reisen.
Datum: 20.04.2012
Quelle: Livenet / epd