Seelsorge per Handy und E-Mail

Handy

Die Idee

Christen müssen sich auch die Vorteile der modernen Kommunikationsmittel zunütze machen, sagte sich Jakob Vetsch, Pfarrer aus Zürich, vor ungefähr zehn Jahren. Er gründete die Internetseelsorge, zu der später auch noch die SMS-Seelsorge dazu kam. Jörg Weisshaupt, heutiger Leiter der SMS-Seelsorge, erzählt: „Als Jakob Vetsch Firmen anfragte, ob sie das Projekt sponsern wollten, wurde er zuerst gar nicht ernst genommen. Die Leute von Sunrise glaubten sogar, er käme von einer Scherzsendung fürs Fernsehen!“

Doch bald schlug die neuartige Idee ein- finanzielle Mittel fanden sich relativ leicht, und die Medien zeigten grosses Interesse.

Das Team

Das Team zur Bearbeitung der eingehenden E-Mails und SMS besteht aus über 30 Theologen und Psychologen, die ihren Beratungsdienst ehrenamtlich tun. Nur Administration und Organisatorisches werden zum Teil als Arbeitszeit verrechnet.

Pro Tag kommen 3-5 E-Mails und rund 5 SMS herein, die an die entsprechenden Fachpersonen im Team weitergeleitet werden. Für das Bearbeiten nehmen sie sich Zeit, lassen eine Anfrage auch einmal liegen, damit die Antwort heranreifen kann. Spätestens nach 24 Stunden bei einer SMS oder 2-3 Tagen bei einem E-Mail haben die Betroffenen Antwort in ihren virtuellen Briefkästen.

Trost in 160 Zeichen?

Ist es möglich, jemandem in so wenig Worten zu helfen? „Ursprünglich war die SMS-Seelsorge für eine Erstanfrage gedacht“, sagt Jörg Weisshaupt. „Doch wir merkten, dass die Leute es wünschen, weil sie das Handy immer dabei haben. Deshalb hat es sich zu einem eigenständigen Zweig entwickelt.“ So kommt es auch vor, dass eine richtige SMS-Kommunikation mit Hilfesuchenden geführt wird.

Es sind hauptsächlich Menschen mit Beziehungs- oder Identitätsproblemen, Depressionen, Suizidgedanken, die sich an die SMS-Seelsorge wenden. Selten werden auch religiöse Fragen angesprochen. Die Seelsorger möchten vor allem ermutigen und begleiten, bis eine allfällige Therapie möglich wird. „Einmal habe ich einem jungen Mann ein ‚bhüet di Gott’ aufs Handy geschickt- er hat mir gesagt, dass sei das Schönste, was ich für ihn hätte schreiben können“, erzählt Jörg Weisshaupt.

Viele Menschen am Rand der Kirche machen vom Angebot der SMS-Seelsorge Gebrauch, die meisten sind junge Erwachsene, aber zum Teil auch Senioren im Ruhestand.

Die Visionen

Bald wird eine 50%-Geschäftsstelle geschaffen werden. Neu soll auch ein eigener Zweig für Hinterbliebene von Suizidopfern entstehen.

Hilfe per E-Mail kann man in sieben Sprachen, darunter auch Dänisch, Holländisch und Ungarisch, bekommen. Die Verantwortlichen träumen davon, ein Portal für den deutschen Sprachraum zu erstellen (Deutschland, Österreich, Schweiz), damit die virtuelle Seelsorge breit vernetzt und einheitlich werden kann.

Infos

Datum: 07.03.2003
Quelle: revolution-one.ch

Werbung
Livenet Service
Werbung