Schweizer lindern den Hunger in Nordkorea – ein bisschen
Das WFP sucht für dieses Jahr 485'000 Tonnen Hilfsgüter, um die Hungrigen im ostasiatischen Land zu speisen. Bisher wurden erst 140'000 Tonnen zugesichert. Laut dem WFP leben die meisten Armen ausserhalb Pjöngjangs in städtischen Gebieten. Einen Teil der Nahrung, bloss 300 Gramm Nahrung pro Tag, verteilt die Regierung. Die Situation hat sich seit dem Tiefpunkt 1998 zwar verbessert, ist jedoch noch immer besorgniserregend: Eine Umfrage des Kinderhilfswerkes UNICEF, des WFP und staatlicher Stellen ergab im Oktober 2002, dass 42% (1998: 62%) zu klein sind für ihr Alter, 9% (15%) stark unterernährt und 21% (61%) untergewichtig sind. Ein Drittel der Mütter ist unterernährt oder leidet an Blutarmut. Auch wenn die Hilfe nur einem Tropfen auf den heissen Stein entspricht: Seit 1995 ist Agape International, der Auslandzweig von Campus für Christus Schweiz in Zürich in Nordkorea engagiert. Das Hilfsprojekt umfasst bisher sieben Molkereien zur Verwertung von Ziegenmilch und einen Saatgutzuchtbetrieb. Weiter engagieren sich die Experten von Campus für Christus stark in der Beratung beim Stallbau, der Ziegengesundheit und in der Futterversorgung. Seit 1997 wurden zusätzlich rund 70 nordkoreanischen Landwirtschaftsexperten die Möglichkeit gegeben, vier Monate bei Schweizer Bergbauernfamilien zu leben und sich weiterzubilden. Ende Januar wurde ein Container mit drei weiteren Molkerei-Anlagen geladen; jede wird täglich bis zu 2000 Liter Ziegenmilch zu Käse und Joghurt verarbeiten können. Eine Anlage soll in der Nordprovinz Chagan installiert werden, wo noch kaum Hilfsprojekte von Ausländern erlaubt wurden. Nach Schätzungen von Projektleiter Stefan Burckhardt profitieren bisher 20'000 Menschen auf dem Land von den Molkerei-Produkten; sie erhalten damit wichtige zusätzliche Eiweisse in ihrer Ernährung. Die Geissenzucht, verbunden mit dem Ansäen guter Grassorten, ist eine der wenigen Möglichkeiten, die landwirtschaftliche Fläche auszudehnen und so die Produktion im Land auszuweiten. Offensichtlich haben die guten Resultate der von den Schweizern mit Einheimischen aufgebauten Betriebe Eindruck gemacht: Vor kurzem wurden 200 Zuchtgeissen von der Schweiz nach Nordkorea geflogen, die die nordkoreanische Regierung beim Schweizer Ziegenzuchtverband gekauft hatte. Und: In Japan lebende Exil-Koreaner haben in der Schweiz mehrere Molkerei-Anlagen für ihre darbende Heimat gekauft. Stefan Burckhardt, der seit 1999 das Hilfsprojekt von Zürich aus koordiniert, wird Anfang März mit seiner Familie für zwei Monate nach Nordkorea fliegen. Ihm voraus reist der Agronom Daniel Gerster, um sich der Ziegen anzunehmen, die in diesen Wochen Gitzi werfen. Die Schweizer gehören zu den wenigen hundert Ausländern im hermetisch abgeriegelten Land. Der Campus-Hilfszweig Agape International will dieses Jahr 850'000 Franken für die Hilfe in Nordkorea einsetzen; letztes Jahr steuerte die Eidgenossenschaft 120'000 Franken bei. Bundesrätin Micheline Calmy-Rey stattete im Rahmen ihrer Koreareise letztes Jahr einem Musterbetrieb von Campus einen Besuch ab. Weitere Infos übers Campus-Projekt: Livenet-Bericht über den Besuch von Bundesrätin Calmy-Rey: Appell des Welternährungsprogramms vom 9. Februar 2004 (englisch): Bilder: Campus für Christus SchweizMehr, aber nicht genug
Sieben Molkereien
Container mit wertvoller Fracht
Nordkorea kauft in der Schweiz Geissen
http://www.agape.ch/nordkorea
http://www.livenet.ch/www/index.php/D/article/180/8191/
www.wfp.org
Datum: 21.02.2004
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch