Ehe auf Zeit - der Ausweg aus dem Dilemma?

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Wenn das Thema nicht so traurig wäre, wären diese Geschichten zum Schmunzeln. Immer mehr und immer schneller wird geschieden. In Deutschland betrug die Scheidungsrate im Jahr 2001 gut 45 Prozent, in der Schweiz gar 51 Prozent. In Deutschland waren 153'517 minderjährige Kinder betroffen, in der Schweiz rund 11'000. Lange sprach man vom kritischen siebten Ehejahr. Inzwischen sind sich die Psychologen weitgehend einig, dass die meisten Ehen bereits im vierten Jahr bedrohlich langweilig geworden sind.

Eine Münchnerin war vernarrt in ihren preisgekrönten Windhund. Die Rache des vernachlässigten Ehemannes: Er fütterte das Tier heimlich - der Hund wurde fett und gewann keine Preise mehr. Wegen "seelischer Grausamkeit" kam es zur Scheidung. - Ein Amerikaner hatte seinem Papagei einen Weckruf beigebracht: "Aufstehen, verdammt nochmal, aufstehen!" Nach drei Jahren zog die Ehefrau aus ....

Scheidung - Der Ausweg aus dem Dilemma?

Viele Eheleute liebäugeln darum mit einem Seitensprung oder einem neuen Partner. Neben Langeweile und Routine gelten Lieblosigkeit, Eifersucht, Untreue, Sexunlust und vor allem Sprachlosigkeit als zentrale Scheidungsgründe. Für prominente Paartherapeuten ist die Zeit der monogamen Ehe vorbei. Das Modell der Versorgungsgemeinschaft sei abgelöst von der romantischen Liebesgemeinschaft. Und die halte nun einmal nicht ewig.

Zum Trend der Zeit gehört folglich die Ehe auf Zeit. Der Münchner Kommunikationspsychologe Stephan LerMer präsentiert eine Reformidee: "Ich plädiere für eine Ehe, die nach vier Jahren einfach ausläuft, sofern sie nicht von beiden Ehepartnern verlängert wird." Und die Kirche hechelt modisch hinterher: Bereits fünf reformierte Kantonalkirchen bieten in der Schweiz Scheidungsrituale an.

Die Folgen dieser Entwicklung sind dramatisch. Für die Betroffenen, die Kinder, die ganze Gesellschaft. Verletzungen, Verbitterung, Verzweiflung, Verarmung. Für Kinder bedeute die Scheidung ein "Trauma fürs Leben", stellt der Münchner Verhaltenstherapeut Serge Sulz im Magazin "Focus" fest. Psychologen, Therapeuten und Anwälte haben Hochkonjunktur. Und die christliche Gemeinde? Kein Geheimnis: Selbst in der evangelikalen Szene ist die Ehe-Welt längst nicht mehr in Ordnung.

Tut nichts aus Eigennutz....

Fragen kommen hoch nach Gottes Absichten mit der Ehe, nach der Haltung der Bibel zur Ehescheidung - und zur Wiederheirat, nach den Voraussetzungen einer gelingenden und glücklichen Ehe.

Persönlich habe ich lange wenig von Ehe-Ratgebern gehalten. Bis mir ein lediger Freund die Augen geöffnet hat. Der Freund heisst Paulus. Er schreibt in einem Brief an die Gemeinde in Philippi - und an mich: "Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst, und ein jeder sehe nicht auf das seine, sondern auf das, was dem andern dient." (Philipper 2,3-4). Wir sollten, schreibt mein Freund weiter, auch in diesem Punkt die Gesinnung von Jesus annehmen.

Seit ich das einigermassen begriffen habe, bin ich relativ gerne bereit, auf den Fernseher zu verzichten und die gewonnene Zeit in meine Ehe zu investieren. Bin ich auch bereit, das Frühstück für meine Frau und mich nicht nur willig, sondern gerne zuzubereiten. Ich verzichte auf eine verlockende Bergwanderung und begleite meine Frau bei ihrem heiss geliebten Morgenschwumm im kalten Bodensee.

Unsere Ehe bleibt trotzdem eine Baustelle. Wir arbeiten auch nach dreissig Jahren kontinuierlich an ihr. Manchmal auch stöhnend. Noch wichtiger als der aromatische Kaffee ist uns das gemeinsame Gebet nach dem Frühstück. Wir bitten den Stifter unserer Ehe, dass er sie an diesem Tag segnen möge.

Datum: 24.04.2003
Autor: Andrea Vonlanthen
Quelle: Chrischona Magazin

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