Hilfeschrei hinter der Fassade
Narzissmus und Gewalt prägten das Elternhaus von Laura Di Cristofaro. Streit war an der Tagesordnung. Manchmal eskalierte die Situation so sehr, dass Laura als kleines Mädchen die Polizei rief. Zutiefst sehnte sie sich nach Liebe und Anerkennung von ihren Eltern. Leider waren diese mental dazu nicht in der Lage. Diese Kindheitserfahrung war so prägend, dass Laura jegliche Stabilität im Leben fehlte. Als Jugendliche flüchtete sie sich in Beziehungen: Innerhalb von sechs Jahren führte sie zehn verschiedene. Darin fand sie kurzfristig Sicherheit und Wertschätzung, wobei sie rasch von ihren Partnern abhängig wurde. Laura kannte keine gesunden Beziehungen, deshalb waren jene, in die sie sich reinstürzte, geprägt von toxischem Verhalten und Manipulation. Eine dieser Beziehungen führte sie sogar an den Tiefpunkt ihrer Geschichte – Laura erlebte Missbrauch in allen Bereichen: sexuell, seelisch und körperlich. Die junge Frau begann in Abhängigkeit von diesem Partner satanistische Praktiken auszuführen, was so weit führte, dass sie in der Nacht von Dämonen verfolgt wurde und am nächsten Morgen mit sichtbaren Spuren am Körper aufwachte. Das Gefühl der Wertlosigkeit, das vorher schon da war, wurde immer stärker, neu begleitet von Suizidgedanken. Sie begann sich zu ritzen. «So etwas wollte ich nie machen, es war ein stummer Hilfeschrei.» Doch Hilfe war nirgends zu finden. Ohne jegliche Hoffnung entschied sie sich, ihrem Leben ein Ende zu setzen.
Die Rettung im Augenblick
Doch dann kam Hilfe von einer Seite, die Laura nicht auf dem Schirm hatte. Denn – es mag seltsam klingen – ein Werbeplakat für einen Anlass über den christlichen Glauben war es, das ihr das Leben rettete. Laura spürte, dass sie an diesem Anlass teilnehmen sollte. Es war, als würde sie geleitet. Als am Ende des Abends ein Aufruf ertönte, den christlichen Gott näher kennenzulernen, folgte sie dieser Einladung. Laura wurde mit der Kernbotschaft des Evangeliums vertraut gemacht und kam mit einer Kirche in Baden-Wettingen in Kontakt. Nach einigen Besuchen wurde ihr schnell klar: Hier sind die Menschen anders, hier fühlt sie sich nicht mehr ausgeliefert. Der Glaube begann in ihrem Kopf, Laura sah die Kirche und Jesus als sichere Blase an und wurde nach aussen hin zur Musterchristin. Sie besuchte regelmässig den Sonntagsgottesdienst und fing an, sich in der Kirche zu engagieren. Trotz allem hing sie noch mit einem Bein in der dunklen Welt, weil sie nicht glauben konnte, dass Jesus ihr Leben ausserhalb der Kirche verändern kann. Aus eigener Kraft versuchte sie, all den Zerbruch zu unterdrücken und die Scherben ihres Lebens zusammenzuhalten. Dies klappte aber nicht, so dass sie sich gezwungen sah, ihre dunkle Seite und die Hoffnungslosigkeit hinter einer Fassade zu verbergen.
Dies ging sechs Jahre so – ohne dass in ihrem Herzen und ihrem Leben eine Veränderung stattgefunden hätte. Mit der Zeit fiel es Laura immer schwerer, diese Fassade in der Kirche aufrechtzuerhalten. «Ich war so kaputt, dass ich Gott um Hilfe angefleht habe», erzählt Laura. Die Realität ausserhalb des Sonntags kam zunehmend ans Licht und auch ihre Gefühle sprudelten aus ihr heraus: «Ich wollte nicht, dass meine Fassade einstürzt, denn ich habe mich dafür geschämt.» Jeder Lebensbereich wurde so herausfordernd, dass sie schliesslich wieder am gleichen Punkt stand wie vor dem Anlass.
Schwäche als erster Schritt der Heilung
Zweifel und Enttäuschung machten sich breit – Zweifel daran, ob Gott sie überhaupt liebt, und Enttäuschung darüber, dass sie keine Veränderung in ihrem Leben erfuhr. An einem Mitarbeiter-Weekend ihrer Kirche geschah etwas, das alles veränderte. Jesus berührte Lauras Herz und forderte sie auf, ihm JEDEN Lebensbereich abzugeben. Sie entschied sich so, ihr ganzes Leben, auch die zerbrochenen Teile, Gott hinzugeben. Mit diesem ersten Schritt hin zu Gott begann ein Prozess der Heilung. Die Zeit danach war herausfordernd, denn Laura hatte ihr Leben nicht mehr selbst in der Hand. Sie fiel in eine Erschöpfungsde[1]pression, war nicht einmal mehr in der Lage aufzustehen. Gott liess sie erkennen, dass sie die Kraft bei ihm und nicht in sich selbst suchen sollte. Mit der Zeit ging es bergauf und er begann, sie wiederherzustellen. Laura erlebte Heilung an Körper und Seele. Es verschwanden auch jegliche Flashbacks der Missbräuche. Leidenschaften aus der Kindheit, die sie mit der Zeit verloren hatte, wie das Tanzen, kehrten wieder zurück. Ihre Identität suchte sie nicht länger in Männern oder in Leistung, sondern in Jesus Christus.
Befreit, um zu heilen und befreien
Lauras Wiederherstellung war auch für ihr Umfeld sichtbar: Ihre Freunde bemerkten, dass sie eine neue Freiheit erlebte. Diese Hoffnung, die sie in Gott fand, trägt sie nun weiter, sodass Gottes Wirken in ihrem Leben auch für andere zum Segen werden kann. «Seit ich Gott in mein ganzes Leben eingeladen habe, ist jeder Tag ein Geschenk und es geschehen gewaltige Dinge», erzählt Laura begeistert. So erlebt sie immer wieder, wie Gott sie gebraucht, damit Menschen wahre Liebe, Hingabe, Wiederherstellung und Freiheit heraus aus Religiosität erfahren.
Gott hat Laura die tiefe Gewissheit geschenkt, dass er für sie ist, sie liebt und ihm nichts unmöglich ist. Dadurch hat sie trotz Herausforderungen eine unerklärliche Zuversicht in Jesus, die über ihre Umstände hinausgeht. «Ich bin überzeugt, dass für Jesus niemand zu kaputt oder hoffnungslos ist», sagt Laura. Sie wünscht sich, dass jeder Mensch von Gottes Liebe berührt wird und an Körper, Seele und Geist gesund werden darf – vielleicht so unerwartet, wie es ihr selbst widerfahren ist.
Zur Person
Meer oder Berge?
Meer
Käse oder Fleisch?
Käse
Altbekanntes oder Neues?
Neues
Glas eher halbvoll oder halbleer?
Halbvoll
Heimlich altern oder riesige Geburtstagsparty?
Riesige Geburtstagsparty
Datum: 02.06.2025
Autor:
Jaël Schultze
Quelle:
Hope Regiozeitung