Los Angeles: «Gott, wenn es dich gibt, zeig es mir!»
«Historisch. Katastrophisch. Apokaliptisch»: Die zerstörerischen Feuer in Los Angeles haben Zehntausende an den Rand ihrer Existenz gebracht. Während die Feuerwehr immer noch gegen die wütenden Brände kämpft, versucht ein Polizeiseelsorger, Trost und geistliche Unterstützung zu bringen. Kaplan Steve Wilburn vom Los Angeles Police Department geht mitten rein und bringt den Überlebenden und den Katastrophenhelfern gleichermassen Hoffnung.
Der grosse Gleichmacher
Die Waldbrände haben ganze Stadtteile in Schutt und Asche gelegt, ganze Gemeinden und Tausende von Häusern wurden ausgelöscht. Für Kaplan Wilburn ist die Zerstörung ein mächtiger «Gleichmacher». «Dies ist eine wohlhabende Gegend, und diese Leute hätten mich vor einer Woche wahrscheinlich nicht einmal angesehen», sagt er. «Aber heute, als das passiert ist, ist jeder offen. 'Kann ich für Sie beten?' frage ich sie. 'Ja. Yes, please.'»
Wilburns Aufgabe ist es, zu helfen, zu trösten und denen beizustehen, die leiden. Angesichts der mehr als 38'000 zerstörten Hektar in Los Angeles County hat er reichlich Gelegenheit dazu. «In Psalm 46 heisst es: 'Auch wenn die Berge ins Meer stürzen' – und das ist etwas Katastrophales», überlegt er. «Ich habe den Leuten gesagt: 'Das ist katastrophal; aber ihr müsst euch nicht fürchten, wenn das Schlimmste passiert, sondern wir können uns auf Gott stützen und er kann unsere Zuflucht sein.'»
Das Schuldgefühl der Überlebenden
Ob mit einem ermutigenden Wort, einem Gebet oder einer kurzen Umarmung – Wilburn fährt seit letzter Woche unermüdlich durch die am stärksten betroffenen Gebiete. Ein Moment, der ihm besonders in Erinnerung geblieben ist, war die Begegnung mit einer Hausbesitzerin, die mit der Schuld der Überlebenden kämpfte – weit entfernt von der billigen Gleichsetzung «Glaube nur, und dein Haus bleibt stehen». «Sie fragte: 'Warum steht ausgerechnet mein Haus noch?` Ich sagte: 'Warum kannst du nicht im Namen von Jesus einfach sagen: 'Danke, Gott, dass du mein Haus gerettet hast'?»
Emotionaler Tribut der Katastrophenhelfer
Hausbesitzer sind nicht die einzigen, die den emotionalen Tribut empfinden. Auch viele Feuerwehrleute sind von den Verlusten, die sie erleben, zutiefst betroffen. «In einer Strasse mit vier oder fünf Häusern haben wir an deren Rettung hart gearbeitet», sagte Hauptmann Steve Mayer von der Feuerwehr in Sacramento. «Man geht in den Hinterhof und sieht die Spielsachen der Kinder mitten unter Russ und verbrannten Mauern liegen. Wer wird nicht emotional bei einem solchen Anblick?»
Inmitten der Verzweiflung das Leben finden
Mitten in den überwältigenden Verlusten bringt Wilburn den Glauben nicht als billige Verdrängung, sondern als einzige Hoffnung. «Die Menschen fragen: 'Gibt es ewiges Leben?' Aber ich frage sie: `Wie wäre es mit echtem Leben schon hier in unserer Lebenszeit?» Er erklärt: «Genau das will Gott tun: Er will unserem Leben wieder sein Leben einhauchen. Und manchmal braucht es eine Katastrophe, damit wir erkennen, wie sehr wir dieses Leben aus Gott brauchen.»
«Gott, wenn du real bist»
Wilburn trägt eine Liste von Menschen bei sich, denen er auf seinen Patrouillen begegnet ist – jeder einzelne ist ein Gebetsanliegen für ihn. Eine der Personen, die er traf, war eine Frau, die nach dem Verlust ihres Hauses völlig verzweifelt war. «Sie betete: `Gott, wenn du real bist, dann zeig mir jetzt, dass es dich gibt`», erinnert sich Wilburn. «Sekunden später kamen wir an und konnten mit ihr beten.»
«Die Befriedigung der physischen Bedürfnisse in diesem Moment öffnet die Tür für die spirituellen Bedürfnisse», sagt er. «Wenn man jemandem genau dort begegnet, wo er sich in seiner Not befindet, dann eröffnet sich die Möglichkeit, ihm zu dienen und ihm zu sagen, wie sehr Gott ihn liebt und sich um ihn kümmert.»
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Datum: 18.01.2025
Autor:
Paul Petite / Übersetzt und bearbeitet: Reinhold Scharnowski
Quelle:
CBN Network/ Livenet