Familie Schmid

«Nevio wird von allen heiss geliebt»

Nevio wird von der ganzen Familie Schmid geliebt wie er ist
Als Naomi und Luca Schmid Eltern wurden, waren sie 17 Jahre alt. Die Schwangerschaft war nicht geplant. Es folgte die Diagnose Trisomie 21. Heute blicken die beiden gern auf diese Jahre zurück und freuen sich an ihren drei Kindern.

Trotz der schwierigen Situation war ein Abbruch der Schwangerschaft im Sommer 2012 kein Thema – selbst dann nicht, als Naomis Eltern zeitgleich ihre Trennung bekanntgaben. Dem Teenagermädchen war bewusst, dass es mit dem Baby auf eigenen Beinen stehen würde. Von ihrem positiv eingestellten Luca und dessen Eltern erhielt Naomi wertvolle Unterstützung.

Innere Kämpfe

Luca wurde anfänglich von Zweifeln und Unsicherheiten geplagt, das gibt er offen zu: «Ich wusste nicht, ob die Beziehung halten würde. Als Naomi schwanger wurde, waren wir erst seit vier Monaten zusammen, und ich hatte grosse Angst, meine Lehre als Koch nicht zu packen.» Zudem fragte sich der werdende Vater, wie Familie, Freunde und die Leute im Ort reagieren würden. Auch Naomi hatte Angst vor Gerede – und vor vielem mehr: «Es war sehr schwierig. Wir hatten keine Ahnung, was auf uns zukommen würde.»

Komplikationen und ein Schock

«Ab der 30. Schwangerschaftswoche hatte ich zunehmend hohen Blutdruck», beginnt Naomi zu erzählen. «Irgendwann musste ich in die Notaufnahme, wo eine fortgeschrittene Schwangerschaftsvergiftung festgestellt wurde. Ich kam sofort ins Inselspital.» In den folgenden Tagen verschlechterten sich auch die Herztöne des Babys, per Kaiserschnitt wurde Nevio geboren.

«Er hatte keinerlei Startschwierigkeiten und die Ärzte staunten», blickt Naomi dankbar zurück. Bereits einen Tag nach der Geburt folgte der nächste Schlag: Verdacht auf Trisomie 21 wurde geäussert – und schon bald bestätigt. Glücklicherweise hatte Nevio keine weiteren Beeinträchtigungen, wie sie bei Kindern mit Trisomie 21 häufig vorkommen können.

«Irgendwann musste ich in die Notaufnahme, wo eine fortgeschrittene Schwangerschaftsvergiftung festgestellt wurde.»

Die junge Familie findet sich

Nevio verbrachte vier Wochen auf der Neonatologie und drei weitere im Kinderspital. Naomi pendelte täglich zwischen Langenthal und Bern. Da Luca seine Lehre in der Küche des Inselspitals absolvierte, hatte er oft Gelegenheit, bei Mutter und Kind vorbeizuschauen.

Die ersten zwei Monate wohnte Naomi mit ihrem Vater zusammen. Das ging sehr gut. Trotzdem war die junge Mama froh, als sie in ihre eigene Wohnung ziehen konnte.

«Lucas Eltern haben uns sehr geholfen», bekräftigt Naomi. «Sie waren immer für uns da, fuhren uns zu Terminen und kümmerten sich um alle möglichen Dinge – auch um Nevio. Ich wüsste nicht, wie es ohne sie gelaufen wäre.» Nach sechs Monaten zog auch Luca ein.

Frühe Förderung

«Nevio war ein angenehmes Kleinkind», sagt Luca. «Er schlief schon bald durch und weinte wenig.» In den ersten Jahren erfuhr der Kleine viel Unterstützung durch Physiotherapie und Frühförderung für Kinder mit Downsyndrom. Später besuchte Nevio die Spielgruppe, obwohl er noch nicht selbstständig gehen konnte. «Es war eine grosse Entlastung, als er endlich laufen lernte», fügt Naomi an. Damals war sie froh, ihren Sohn nicht mehr in den dritten Stock tragen zu müssen.

«Nevio ist offen und kontaktfreudig. Er liebt Musik und andere Menschen, ist fast immer gut gelaunt.»

Strahlemann und Clown

Heute ist Nevio 11 Jahre alt und geht in die Heilpädagogische Schule, wo er hervorragend gefördert wird. Naomi freut sich und verrät: «Vom Bus abgeholt zu werden, ist für ihn das Grösste. Er liebt die Schule und die Lehrpersonen und vermisst sie in den Ferien schmerzlich.» Naomi schätzt es, Eltern von Kindern mit Beeinträchtigungen zu treffen. Über den Verein hope21 kamen sie und Luca in Kontakt mit anderen Familien, die ein Kind mit Downsyndrom grossziehen. «Nevio ist offen und kontaktfreudig. Er liebt Musik und andere Menschen, ist fast immer gut gelaunt», sagt Naomi. Luca ergänzt: «Unser Sohn steht gern im Mittelpunkt. Er ist ein kleiner Strahlemann und spielt oft den Clown.»

Zusammengewachsen

Die intensive Wegstrecke in ihrem jungen Leben hat das Paar zusammengeschweisst.

«Es gibt Momente, in denen wir auf dem Sofa sitzen und uns an all das erinnern, was wir gemeinsam geschafft haben. Das schenkt uns Kraft und Motivation, um weiterzugehen», betonen beide. Naomi bemerkt: «Luca sagte stets: ‹Das geht schon!› Dieses positive Denken hat mir sehr geholfen.»

«Es gibt Momente, in denen wir auf dem Sofa sitzen und uns an all das erinnern, was wir gemeinsam geschafft haben. Das schenkt uns Kraft und Motivation, um weiterzugehen.»

Starkes Quintett

Zusammenhalt und positive Gedanken der Zukunft gegenüber brauchten Naomi und Luca auch für die weitere Familienplanung. 2017 bereicherte Nia die kleine Familie und fünf Jahre später erhielt Nevio mit Malea eine zweite Schwester. «Wir hatten uns lang überlegt, ob wir ein drittes Kind wollen», erklärt Naomi. «Dann dachten wir uns, dass ein weiteres Geschwisterchen für Nia wertvoll sein könnte, damit sich beide später einmal um Nevio kümmern können.»

Glücklich und dankbar blicken Naomi und Luca auf die vergangenen Jahre zurück, bezeichnen Nevio als «grosse Bereicherung» in ihrem Leben – besonders im Hinblick auf Trisomie 21. Das Elternpaar weiss und erlebt jeden Tag: «Nevio wird von allen heiss geliebt – und er liebt alle Leute, verzaubert sie mit seinem unvergleichlichen Charme!»

Datum: 04.07.2024
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Hope Regiozeitungen