David «Dabu» Bucher

«Ich glaube an die Liebe!»

David «Dabu» Bucher, 42 Jahre, wohnt in Zürich
Er sass in der dritten Staffel «Sing meinen Song – Das Schweizer Tauschkonzert» auf dem Sofa von Gastgeber Seven und begeistert Fans mit dem neuen Album «So Easy». Ganz so easy ist und war Dabu Bucher von der Band «Dabu Fantastic» nicht immer drauf…

Dabu Bucher, «Wenn's Mir Wieder Guet Gaht», singen Sie auf Ihrem neuen Album «So Easy». – Nach der Zwangspause durch die Pandemie stehen Sie wieder auf der Bühne. Den Lockdown 2020 haben Sie genutzt, um sich zu erholen. Wovon?
Dabu Bucher:
2019 ging es mir nicht mehr gut. Ich war bedrückt, spürte über längere Zeit Schmerzen in der Herzgegend und liess das abklären. Der Kardiologe meinte mit einem Augenzwinkern, ich werde wohl eher von einem herunterfallenden Scheinwerfer erschlagen als an einem Herzproblem sterben. Meine Beschwerden hatten also einen psychosomatischen Hintergrund, ich stand kurz vor einem Burnout. Deshalb war der Lockdown eine willkommene Pause für mich.

Eine Pause, in der Sie offenbar höchst produktiv waren. Können Sie auch mal zurücklehnen und nichts tun?
Manchmal schon, ich kann sehr faul sein. Aber meiner Psyche zuliebe musste ich damals Disziplin üben, um nicht völlig in ein Loch zu fallen. Ich schrieb jeden Tag einen Song und nahm eine Demo davon auf, über zwei Monate lang. Die besten daraus haben wir fürs neue Album verwendet.

Haben Sie sich keine finanziellen Sorgen gemacht?
Doch, am Anfang hat mich das schon beschäftigt, wie wohl alle Kunstschaffenden. Aber zum Glück hat der Staat schnell reagiert und wir bekamen relativ früh eine Entschädigung für die verpassten Konzerte. Das hat mich sehr entspannt.

Auch Ihren Erstberuf haben Sie sehr pragmatisch ausgewählt…
Ja, genau. Mein Vater war begeisterter Lehrer, und so lernte ich aus seinen Erzählungen schon zu Hause vieles über Methodik und Didaktik. Und weil meine Eltern wollten, dass ich einen Beruf erlerne, bevor ich mich ganz der Musik widme, wurde ich zuerst Oberstufenlehrer. Meiner Meinung nach war das der einfachste Beruf für mich – trotzdem brauchte ich zehn Jahre, bis ich das Studium endlich abschloss.

Sie haben sich oft durch Praxis weitergebildet – was haben Sie unternommen?
Während meiner Lehrerausbildung war ich tatsächlich sehr aktiv. Drei Jahre lang leitete ich als Jugendarbeiter der reformierten Kirchgemeinde Uetikon den TenSing-Chor und greife bis heute auf diese wertvolle Erfahrung zurück. Den Chor gibt es übrigens immer noch. Die Verantwortlichen haben erkannt, dass dies ein gutes Angebot für kirchliche Jugendarbeit ist. Musik berührt Herzen, besonders, wenn man sie selbst macht. Ab 2008 habe ich als Fachlehrer Musik, Englisch sowie Religion und Kultur unterrichtet. Das Beste waren immer die Gespräche, die sich mit den Jugendlichen während der Pausen und nach der Schule ergaben. Dort wurde Beziehung gelebt, voneinander gelernt. Das liebe ich.

Wie sind Sie eigentlich zur Musik gekommen?
Die Musik ist zu mir gekommen: Bereits als Sechsjähriger wollte ich unbedingt Schlagzeug spielen lernen. Ich wollte ein berühmter Rockstar werden. Doch meine Eltern testeten meine Ausdauer, indem ich ein Jahr lang nur eine Trommel zur Verfügung hatte. Erst danach mieteten sie ein Schlagzeug und ich nahm 12 Jahre lang Unterricht. Zudem durfte ich Klavier spielen lernen. Den Umgang mit der Gitarre brachte ich mir selbst bei.

Wer hat Ihre Musikalität gefördert?
In erster Linie meine Eltern. Obwohl das Budget knapp war, ermöglichten sie uns Kindern, ein Instrument zu erlernen. Und auch in der Schule hatte ich immer wieder Lehrpersonen, die meine Leidenschaft erkannten und mich darin förderten. So durfte ich während gewisser Deutschstunden in der Sekundarschule eigene Songtexte schreiben. Auch in der Siedlung, in der ich aufgewachsen bin, herrschte eine freigeistige Atmosphäre, da konnte auch mal laut Musik gespielt werden. Und mit sieben Jahren hörte ich dort zum ersten Mal Free Jazz von zwei Profis – eine gute Grundausbildung!

Wann begannen Ihre öffentlichen Auftritte?
Als Viertklässler gründete ich die erste Band, mit der wir Lumpeliedli und Cevi-Lieder spielten. Etwas später bildeten ein Kollege und ich ein Duo mit zwei Keyboards. Er war viel begabter als ich, das spornte mich an. Wir luden das ganze Quartier zum Konzert ein, und sie kamen alle. Einer davon, Peter Frey, bot uns sogar an, das Konzert aufzunehmen. Das nenne ich echte Wertschätzung und Frühförderung. Er war Profi, und dass er fand, unsere Musik sei längerfristig hörenswert, ermutigte uns enorm!

«Als Viertklässler gründete ich die erste Band, mit der wir Lumpeliedli und Cevi-Lieder spielten.»

Gibt es ein zündendes Erlebnis auf Ihrem Weg als Musiker?
Da gibt es natürlich sehr viele. An eines erinnere ich mich sehr gut: Es war wieder in einem Cevi-Lager. Die Leiter weckten uns mit Musik der Blues Brothers – und um mich war es geschehen. Als ich dann die Songs von Polo Hofer, Rumpelstilz und weiteren Schweizer Bands hörte, wusste ich, dass ich ebenfalls in Mundart singen wollte. Ich will, dass meine Botschaft verstanden wird.

Welche Themen liegen Ihnen am Herzen?
Ideen fallen vom Himmel – Künstler fangen sie auf und haben die Aufgabe, sie weiterzugeben. So verstehe ich meine Arbeit. Wir singen von der Schönheit, von Freude, Liebe, Spass und Schmerz. Auch mal über ein politisches Thema, aber sehr dosiert. Die Leute sollen feiern können, deshalb lieben wir die Livekonzerte. Wir feiern miteinander das Leben. Denn wie ich auch im Lied «Liebi vorig» sage: «Es hät no so vill Liebi vorig uf däre Wält, und es hät no so vill Fride vorig uf dere Wält». Wir Künstler erleben oft Schwankungen in unserer Gemütslage, nehmen Impulse wahr, die andere nicht erkennen. Auch die pessimistischen Zeiten sollten wir thematisieren. Es passiert viel in der Tiefe, solche Phasen gehören zum Leben.

«Ideen fallen vom Himmel – Künstler fangen sie auf und haben die Aufgabe, sie weiterzugeben.»

Sie sind sehr offen in Ihren Liedern. «Wenn's Mir Wieder Guet Gaht» bestätigt, dass Sie nicht nur Höhen, sondern auch Täler im Leben kennen und darüber singen…
Auf dieses Lied habe ich sehr viele Reaktionen erhalten. Menschen in Krisensituationen, Kranke, sogar Gefängnisinsassen schrieben mir, das Lied habe sie ermutigt. Als Künstler bin ich sehr emotional, Musik kann mich so berühren, dass ich weine. Meine Antennen sind immer ausgefahren, so empfange ich auch die Ideen für meine Texte. «Schreiben heisst, sich selber lesen», hat Max Frisch gesagt. So drücke ich mein Leben, meine Träume aus – mit meinen Songs!

«Muet» klingt wie ein Gebet. Wen bitten Sie, Ihnen beizustehen, falls Sie in einer Schreckensherrschaft Ihre Ideale verteidigen müssten?
Ich bin christlich geprägt, dazu stehe ich. Ob ich weiterhin die Fahne der Liebe hochhalten könnte, wenn es hart auf hart kommt… da bin ich nicht so sicher und gestehe, dass ich Gottes Hilfe brauche. Doch ich glaube an die Liebe. Ich bin überzeugt, dass die Liebe siegen wird. Alles andere sind Umwege. Machtkämpfe sind Verirrungen.

Zur Person

Dabu Bucher (42) wuchs mit drei Schwestern in Mönchaltorf, Zürcher Oberland, auf. 2008 gründete er die 6-köpfige Band «Dabu Fantastic». 2012 gewannen sie überraschend den Titel «Best Talent» an den Swiss Music Awards.

Mit den Alben «Hallo Hund» (2014), «Drinks (2016) und «Schlaf Us» gelangen der Band Top-5-Platzierungen in der Schweizer Hitparade. Der Song «Angelina» aus dem Album «Drinks» war 2016 der meistverkaufte Schweizer Song, wurde mit einer Platin-Schallplatte (30'000 verkaufte Einheiten) ausgezeichnet und gewann an den Swiss Music Awards einen Stein in der Kategorie «Best Hit».

Ausserdem nahm die Band Gold-Schallplatten (10'000 verkaufte Einheiten) für das Album «Drinks/Softdrinks» und die Kollabo-Single «Brütigam» mit Dodo entgegen. Das im Lockdown entstandene Album «So Easy» erschien am 22. März 2022.

Dabu ist damit bis im Frühling 2023 auf Tournee. Alle Daten finden Sie auf seiner Webseite.

Datum: 25.04.2023
Autor: Mirjam Fisch
Quelle: HOPE-Regiozeitungen