Airport Church: «Ankommen - Auftanken - Abheben»
1991 flüchtet seine Familie aus Sri Lanka in die Schweiz, Kaji Ruban ist damals zwei Jahre alt. Familie Ruban zieht ins Bündnerland. Seine Eltern lernen Jesus kennen, konvertieren zum Christentum und schliessen sich einer tamilischen Kirchgemeinde in St. Gallen an. Hier treffen sich viele Landsleute, denen die Traditionen der Heimat und ihr christlicher Glaube wichtig sind. Auch Kaji fühlt sich in der Gemeinschaft wohl und leitet mehrere Jahre lang die Jugendgruppe. Hier lernt er auch seine spätere Ehefrau kennen.
Macht und Kraft
Nach dem Militärdienst studiert der heute 33-Jährige in Zürich Wirtschaftsinformatik und besucht weiterhin seine Kirche in St. Gallen. Eines Tages erlebt er etwas Aussergewöhnliches. Als ein Gastredner zu den jungen Leuten spricht, zieht es Kaji nach draussen. Dort erkennt er die Frau, die ihm in einem inneren Bild vor Augen gestanden war. Er spricht sie an und fragt, ob sie Schmerzen habe. Überrascht bestätigt sie dies. Selbst für die Frau zu beten, getraut sich Kaji nicht, aber sie folgt seiner Einladung in den Gottesdienst. Andere Menschen beten für sie – und die Schmerzen verschwinden. Dieses Erlebnis überzeugt Kaji von Jesus, dessen Macht und Kraft. Sein von den Eltern übernommener Kinderglaube führt ihn zur persönlichen Entscheidung, fortan mit Jesus zu leben.
Kirche in Kloten
Nach einigen Jahren verlassen immer mehr junge Leute die Gemeinde. Sie sind gut integriert, verstehen die Sprache ihrer Eltern zwar, der Predigt in Hochtamil können sie jedoch kaum folgen. Als kollektive Kultur möchte die traditionell geprägte Gemeindeleitung die Generationen zusammenhalten. Kaji macht allen klar: «Wir brauchen eine Kirche, die kulturell offener ist, mit Predigten in unserer Alltagssprache Deutsch». Die Begeisterung hält sich in Grenzen, und es dauert einige Zeit, bis Kaji und seine Frau beauftragt werden, eine Kirche für junge Menschen mit einem interkulturellen Hintergrund zu gründen. Strategische Überlegungen führen das Paar nach Kloten. «34 Prozent der Bevölkerung sind Ausländer. Dazu kommen die Schweizer mit Migrationshintergrund», erklärt der junge Vater. 2018 startet das Ehepaar die Airport Church in unmittelbarer Nähe zum Flughafen. Für ihre Zusammenkünfte darf sie die Räume der Neubrunnen Church in Kloten nutzen. Am Eröffnungstag ist der Saal voll. Viele schnuppern rein, einige entschliessen sich, verbindlich mitzuarbeiten.
Kollektiv versus individuell
Kaji hat sich in interkultureller Kompetenz weitergebildet. Seither versteht er besser, was die beiden Länder unterscheidet: «In Sri Lanka herrscht eine Gemeinschaftskultur, die Hierarchie der Älteren und Leitenden wird respektiert.» In der Schweiz gilt der Individualismus. Jeder darf auch seinen Glauben frei wählen. Wendet sich hinge-gen ein junger Tamile vom Hinduismus ab und wird Christ, kann es passieren, dass die ganze Sippe an Ansehen verliert. Auch in Sachen Liebe gilt Kontrolle. Kaji weiss: «Trotz offiziell abgeschafften Kastensystems wünschen sich Eltern noch immer, dass ihre Kinder möglichst Partner aus der gleichen Gesellschaftsschicht wählen.» Der Gruppendruck ist gross – wer sich nicht fügt, ver-liert die Wertschätzung in der Gemeinschaft.
Den Wind nutzen
«Wenn der Wind der Veränderung bläst, bauen die einen Mauern, die anderen Windmühlen», zitiert der zweifache Vater ein chinesisches Sprichwort. Er möchte dort, wo er lebt, etwas bewirken. Auch die Airport Church will Ressourcen kreativ und zeitgemäss nutzen und Menschen befähigen, in ihrem Umfeld Gutes zu bewirken. Die Vision lautet: «Ankommen – auftanken – abheben!» Unter dem Stichwort «Abheben» soll Gottes Wirken für die jungen Leute erfahrbar werden, jederzeit und an jedem Ort. Dazu wird zweimal pro Monat Gottesdienst gefeiert. Die Kinder verfolgen im Kids Ministry ein eigenes Programm. Im Anschluss findet ein Abendessen statt. Kids Ministry und Catering übernehmen ein Team von Freiwilligen. «Am meisten punkten sie, wenn sie Kottu Roti zubereiten, ein traditionelles tamilisches Essen», sagt Kaji und fügt schmunzelnd hinzu: «Hot Dogs sind auch okay...» An den anderen Sonntagen trifft man sich, um Fussball oder Volleyball zu spielen, zu grillieren oder Skifahren zu lernen. So können auch kirchen-ferne junge Menschen Kontakte knüpfen, Gemeinschaft – und Gott erleben.
Lebenshilfe und Landeplatz
«Für Menschen, die Gott noch nicht lang kennen, ist auch das Christentum oft ein unbekanntes Gebiet», erklärt Kaji. Daher bietet die Airport Church sechs Boarding Sessions an. Die Teilnehmenden sprechen über ihre Freundschaft mit Jesus, die Bedeutung der Bibel und darüber, wie sie ihr Leben gut gestalten können. Immer wieder finden neue Leute in die Airport Church: «Ein Paar unterschiedlicher Herkunft – er aus der Schweiz, sie mit Wurzeln in Sri Lanka – hatte via Instagram von uns erfahren und besuchte einen unserer Gottesdienste», erzählt Kaji. «Beide erlebten die Begegnung mit Christen tamilischer Herkunft und die Predigt auf Deutsch sehr positiv.» Es blieb nicht bei diesem einen Besuch. «Captain Kaji», wie er auf Instagram betitelt wird, freut sich und bekräftigt: «Wir möchten eine interkulturelle Kirche sein!»
Durchs Netz stets verbunden
Die sozialen Medien werden in der Airport Church bewusst zur Kontaktpflege genutzt. «Während des Lockdowns gab es kurze, kompakte Inputs, die anschliessend mittels Quiz auf Instagram vertieft werden konnten», erzählt Kaji. Jeweils am Mittwoch trifft man sich in den Connect Groups zu einem Input, Austausch, Spiel und Plausch. Applikationsentwickler Kaji hat dafür eigens beliebte Gesellschaftsspiele digitalisiert, die nun mit grossem Vergnügen online gespielt werden.
Der innovative Gemeindeleiter wird in seiner Kirche immer wieder herausgefordert: «Einmal brachte eine junge Frau ihren tauben Cousin mit und bat uns, um Heilung für ihn zu beten. Jesus hat damals öffentlich geheilt, also wollte ich mich nicht drücken.» Nach einer Zeit der Anbetung Gottes durch Musik und Lieder betete die Gemeinde für den jungen Mann. «Danach konnte er Geräusche wahrnehmen», erzählt Kaji. Er ist sich bewusst, dass nicht alle Leidenden sofort geheilt werden. Aber er hat erlebt, dass es geschieht. Dies motiviert Kaji, sich in der Airport Church zu engagieren: «Menschen sollen hier Heilung und Heimat finden und ihrem himmlischen Vater begegnen!
Zur Person
Einer meiner Lieblingsplätze in Kloten:
Die Zuschauerterasse am Flugplatz und der Statdplatz
Meine Lieblingsbeschäftigung an verregneten (Sonntag-)nachmittagen:
Gottesdienste feiern (wir haben am Nachmittag Gottesdienst)
Meine Lieblingsmusik:
Gemäss Spotify wäre es Paw Patrol. Sonst aktuell Dante Bowe
Auf diese App möchte ich auf keinen Fall verzichten:
Audible und Cookidoo
Datum: 27.04.2023
Autor:
Mirjam Fisch
Quelle:
HOPE-Regiozeitungen