Eine nicht-reduzierbare, abgestimmte Komplexität
«Bei den bekannten, heimischen Blütenpflanzen gibt es eine ganze Menge ähnlicher Beispiele mit raffinierten Bestäubungsmechanismen wie diesem Schlagbaum-Mechanismus beim Wiesensalbei», analysiert Reinhard Junker, Mitarbeiter der Studiengemeinschaft «Wort und Wissen».
Wo derart ausgefallene Bestäubungsmechanismen installiert sind, könnte man sagen: «Warum so kompliziert, es geht eigentlich auch einfacher. Freie Staubfäden, an deren Ende die Staubfächer mit dem Pollen drin enthalten sind, die beim Blütenbesuch auf das Insekt geschmiert werden, tun es doch problemlos.»
Ein besonderes Sahne-Häubchen
Es existiert eine ganze Menge solcher Spezialitäten. «Ein Beispiel ist der Pumpenmechanismus, den es bei einigen Schmetterlingsblütlern gibt, unter anderem bei den Lupinen. Sie haben so eine Art Sahnepumpe in der Blüte. Diese wird aus zwei zusammengewachsenen Kronblättern gebildet, die wie ein Schiffchen konstruiert sind.»
Der Aufbau umfasst einen langen «Schiffskiel», an dessen oberen Ende ein kleines Loch ist. «Durch dieses wird der Pollen als eine Art Sahne herausgepumpt, wenn ein Insekt die Blüte besucht. Die Last drückt dann auf das Schiffchen, wenn sich das Insekt hineinzwängt. So wird der Pollen zur Spitze hin gedrückt. Ein sehr ausgeklügeltes System, um den Pollen zielgenau auf das Insekt abzugeben. Von diesem wird es zu anderen Blüten gebracht. Das ist sehr viel ausgeklügelter, als wenn es einfach gebaute Staubfäden wären.»
Alles muss aufeinander abgestimmt sein
Das System ist gut ausgedacht, vielleicht sogar ein wenig lustig, erklärt Reinhard Junker. «Es ist wie eine Spielerei. Das finde ich vom Schöpfungsgedanken her interessant, da es auch uns Menschen ein Bedürfnis ist, etwas Schönes, Kreatives zu gestalten. Bei den Blütenpflanzen finden wir viele solcher ausgefallenen Einrichtungen wie den Pumpen- oder Schlagbaum-Mechanismus.»
Der Mechanismus ist eine nicht-reduzierbare, aufeinander abgestimmte Komplexität. Es muss somit alles auf einmal vorhanden sein. Es braucht Planung, wenn Dinge aufeinander abgestimmt sind. Und: Für den gewünschten Zweck sind sie «unnötig» aufwändig. Man könne sich fragen, ob das einfach auf die Kreativität des Schöpfers hinweist.
Schöpfung oft von vornherein abgelehnt
Den Entstehungsweg können wir nicht direkt untersuchen. Dieser liegt in der Vergangenheit, gleich ob es eine Schöpfung oder eine Evolution war. «Wir können die Natur, Tiere, Menschen heute so untersuchen, wie sie sind. Wir können das, was wir entdecken, an Kennzeichen, Eigenschaften und Fähigkeiten auswerten und uns fragen: Passt dies eher zur Vorstellung, dass es durch einen blinden Naturprozess entstanden ist ohne jegliche Zielvorgabe als Ergebnis von Naturgesetzmässigkeiten, oder ist es eher so, dass die Indizien, die wir da antreffen, typisch dafür sind, dass es durchdacht ist, was wir da untersuchen. Es geht um die Bedeutung dessen, was wir entdecken.»
Wenn man es neutral ansieht, überlegt man: «Was ist zu erwarten, wenn es geschaffen ist, oder wenn es zufällig erscheint? Wenn man als Wissenschaftler offen für die Antwort ist, muss man so fair und offen sein, Möglichkeiten zu bedenken und zu überlegen: Könnte es von einem Schöpfer geschaffen sein? Es gibt vielleicht gute Gründe dafür. Oft sagt man einfach, dass die Schöpfung in der Naturwissenschaft nichts zu suchen hat.»
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