«Ich war abhängig von Erfolg»
Beat Büschlen wird am 25. März 1985 geboren und wächst in Ottenbach ZH auf. Als viertes von sechs Kindern lotet er stets seine Grenzen aus, ist immer in Bewegung. Sein Vater arbeitet als Biologie-Laborant. «Blumen und Vögel sind sein Spezialgebiet», ergänzt Beat. Papas Passion teilt der Junge nicht, die Anatomie eines Huhns ist ihm ziemlich schnuppe. Viel lieber zimmert er zusammen mit seinem Vater ein Haus für das Federvieh – und legt damit den Grundstein für seinen Traumberuf: Möbelschreiner.
Die innere Stimme
Beats Eltern besuchen regelmässig eine Freikirche und machen ihre Kinder mit dem christlichen Glauben vertraut. Bidu, wie ihn seine Freunde nennen, erinnert sich an seine erste Gottesbegegnung mit 13 in seinem Zimmer: «Gott sagte mir, dass ich einmal vielen Menschen von Gott erzählen würde, und dass bis dahin noch 13 Jahre verstreichen würden. In meinem Herzen habe ich diese Stimme eindeutig vernommen und verstanden.» Zwei Jahre später, während eines christlichen Events, berühren ihn die Worte des Pastors. In dessen Beisein lädt Beat Jesus in sein Leben ein. Doch die Angst, vor den Kollegen blöd dazustehen, ist zu gross. So lebt Beat sein Leben im Alleingang weiter. Rückblickend sagt er: «Ich konnte damals noch nicht ehrlich sein – mit mir selber nicht und mit Gott nicht. Ich war 15 und mitten auf der Suche nach meinem Platz im Leben.»
Das Doppelleben
Beat startet die vierjährige Lehre als Schreiner und lernt am Ende der Lehrzeit, 2004, seine heutige Ehefrau Sandy kennen. Doch Bidu führt mehrere Jahre lang ein Doppelleben. Er bekennt: «Ich ging mit Sandy sonntags brav in die Kirche und frönte nebenbei dem Partyleben, anderen Frauen und dem Alkohol.» Mit 21 greift er gar zu harten Drogen, konsumiert Kokain. Mehr und mehr verliert Bidu den Boden unter den Füssen und den Blick für die Realität. Er lebt über seine Verhältnisse und verschuldet sich innert Kürze. Knallharte Erkenntnis. Im Sommer 2007 reist er mit einem Kollegen für drei Monate nach Kanada, arbeitet auf einer Pferderanch. Das Leben nach dem Lustprinzip führt er weiter. Bis eines Tages Sandy anruft und ihn nicht erreicht. Bidu erzählt: «Ich war zu diesem Zeitpunkt bei einer Frau. Meine Gastmutter teilte dies Sandy mit. Mir wurde heiss und kalt. Es war, als hätte sich der Schleier gelüftet. Mein Luftschloss, das aus Lügen bestanden hatte, verpuffte mit einem Mal. Ich wusste, dass ich mein Leben gründlich vermasselt hatte.»
Die totale Kapitulation
Noch am selben Abend meldet sich wieder die Stimme in Beats Herzen. «Gott sagte zu mir: 'Bidu, ich kann dir geben, wonach du so verzweifelt suchst. Vertrau mir dein ganzes Leben an, und ich räume mit dir auf.'» Bidu kapituliert, wirft Jesus seinen ganzen Lebensschrott vor die Füsse, bekennt alles, was schief gelaufen ist. Bidu erinnert sich: «Gott katapultierte mich aus meinem falschen Denken. Ich fühlte mich augenblicklich frei. Alles, was mich gefangen genommen hatte, verlor seinen Reiz.»
Baustelle Beziehung
Dass Sandy trotz aller Treuebrüche weiterhin zu ihm hält, ist für Beat Büschlen ein grosses Wunder und Geschenk Gottes. Gemeinsam suchen die beiden professionelle Hilfe und arbeiten intensiv an ihrer Beziehung. Zusätzlich reflektieren sie einzeln ihr Leben mit einer Fachperson. Bidu erkennt: «Ich war ein extrem leistungsorientierter Mensch und brauchte messbare Ergebnisse. Ich war so stark von Erfolg abhängig, dass ich mich und andere Menschen dafür betrogen habe. Dieser harte Umgang mit mir selbst machte mich zu einem unbarmherzigen Menschen. Gott hat mich durch seine unverdiente Liebe auch in diesem Bereich geheilt.»
Vision wird wahr
2009 läuten die Hochzeitsglocken. Kurze Zeit später lässt sich Bidu taufen. Und Gott hält sein Wort: Exakt 13 Jahre nach Beats Begegnung mit dem himmlischen Vater, damals im Teenie-Zimmer, kann der junge Mann erstmals andere Menschen für Gottes Liebe gewinnen. Bidu absolviert eine vierjährige theologische Ausbildung und arbeitet heute als Jugendpastor in einer Freikirche in Sirnach TG. Er ist Mitinitiant eines Projekts, das Jugendlichen mit schwierigem Hintergrund eine Perspektive bietet: «Wir helfen ihnen, ihre Schulden zu sanieren und unterstützen sie bei der Integration in den Arbeitsmarkt.» Ganz hoch schlägt Bidus Herz für das «Rise Up-College», eine Jüngerschaftsschule mit viel Gemeinschaft, die jungen Menschen aufzeigt, wie sie ihre Gaben entfalten und ihr Leben zum Blühen bringen können.
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Datum: 17.06.2016
Autor: Manuela Herzog
Quelle: Jesus.ch