Alter Planet Erde – ein wunderbarer Garten

Mars

Die Erde hat grosse Wüsten und ist doch ein wunderbarer Garten. Das wird uns wieder bewusst, wenn wir - den Mars beschauen.

Die Marsforscher erhalten seit einigen Wochen sensationelle Bilder und die Roboter wollen nun auch Gestein gefunden haben, das auf Wasser zurückweist. Nach der Landung dreier Vehikel auf dem Mars hat die Begeisterung über den Nachbarplaneten eine neue Spitze erreicht.

Doch was zeigen die Bilder? Eine öde Steinlandschaft, in der kein Mensch leben möchte. Daran erinnert der Berliner Kulturwissenschaftler Hartmut Böhme in einem erfrischend nüchternen Beitrag in der NZZ.

Euphorie für den Wüstenplanet

Böhme, Professor an der Humboldt-Universität, blickt zurück auf frühere Phasen der Mars-Euphorie. 1976 landeten erstmals zwei Automaten auf dem Mars, die Viking-Sonden. Neu war in diesem Jahr, dass auch die Europäer einen Apparat zum Mars brachten – das Landegerät ging allerdings verschollen, hat keine einzige Nachricht gesendet.

Mit Unverständnis kommentiert Böhme, dass die NASA 18 Jahre nach der Challenger-Katastrophe, bei der die sieben Shuttle-Piloten das Leben verloren, sieben Punkte auf dem Mars nach ihnen benannt hat. „Niemals zuvor gab es eine solche Ikonologie des Helden und solche Riten des Gedenkens: Während auf der Erde Nasa-Direktoren Worte von Ehre, Verantwortung, Menschheitsfortschritt und Opfertod sprechen, irren die Augen über Bilder von 320 Millionen Meilen entfernten Räumen, in denen leere und wüste Areale den Toten gewidmet werden.“

Ausserirdische Verwandtensuche

Böhme deutet die Weltraum-Verklärung durch die NASA als späten Ausfluss der Frontier-Begeisterung der frühen US-Geschichte. Seltsamerweise habe man gerade auf diesem Stern Spuren ausserirdischen Lebens gesucht: „Weltraummission als Verwandtensuche“.

Der Mars ist von nahem besehen nicht schön: „Wenn man näher heranfokussiert, wird das Unwirtliche und gänzlich Lebensfeindliche schnell sichtbar.“

‚Garten überbordenden Lebens’

Ganz anders die Erde: Von ihr zeigten die Satelliten und Apollo-Missionen ein prächtiges, anheimelndes Bild: „Hier hat uns der Weltraumblick aufs Sanfteste darüber belehrt, welche kostbare Singularität diese Erde ist, Terra Mater. Keineswegs ist sie nur lebensdienlich, im Gegenteil in grossen Teilen dem menschlichen Leben feindlich. Doch so hart, öde, eisig, wüst die Erde sein mag, im Vergleich mit den Mars- Bildern erscheint sie wie ein Garten überbordenden Lebens.“

Daher gibt es für Böhme nur Eines: dass wir Erdenbewohner uns erneut bewusst werden, wie kostbar unser Planet in der Kälte des Weltalls ist. Die Kräfte sollten darauf konzentriert werden, die Probleme hier zu lösen – denn hier leben wir.

Datum: 09.03.2004
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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