Peter Hahnes Zwischenruf

«Gebt den Kindern ihre Kindheit wieder!»

Der deutsche evangelische Erfolgsautor und ehemalige Fernsehjournalist Peter Hahne macht sich darüber Gedanken, was die Verplanung der Zeit für Kinder bedeutet und was sie letztlich bewirkt. Er plädiert für mehr Kindheit.
Peter Hahne (Bild: peter-hahne.de)

«Wie gut hatten wir es doch früher in den 1950er-Jahren, als die Schule um 13 Uhr schloss, noch schnell Hausaufgaben erledigt wurden und dann nur noch Spielen angesagt war. Ohne Handy und Markenklamotten, abends verschmutzt und abgekämpft wieder im Elternhaus zurück – aber glücklich!» – so erinnert sich Peter Hahne in seinem Buch «Schluss mit euren ewigen Mogelpackungen!» an seine eigene Kindheit. Und er sinniert: «Es hat keinen Sinn, alte Zeiten zu verherrlichen. Aber ist nicht wirklich etwas dran, dass die heutige Kindheitsphase die reinste Mogelpackung ist?!»

Der volle Terminkalender vieler Kinder sei dem eines Managers vergleichbar, so Hahne. Die in einer Studie in Berlin befragten Schüler hätten bis nachmittags Unterricht und ab dann volles Programm: Judo, Klavier, Fussball, Ballett, Aufgabenhilfe und, und und.

Ein wichtiger Zwischenruf

Hahne bilanziert: «'Hausaufgaben, Leistungs- und Termindruck sind die grössten Stressfaktoren für die Sechs- bis Vierzehnjährigen', so die Studie.» Die Folgen seien fatal: «Kinder werden aggressiv, traurig, ängstlich und haben weniger Selbstbewusstsein. Die überforderten Kinder beschweren sich am meisten darüber, dass sie etwas tun müssen, wozu sie keine Lust haben. Und für das, was sie gerne machen, zu wenig Zeit bleibt. So wird die Entwicklungsstufe 'Kindheit' zur reinsten Mogelpackung, wenn wir diese wichtige Phase einfach überspringen und statt Kinder lauter kleine Erwachsene erziehen.»

Hahne richtet daher einen Appell an die Gesellschaft: «Gebt euren Kindern ihre Kindheit zurück!» Statt dem klugen Rat der Psychologen «Kindern Räume für Autonomie schaffen» zu folgen, plädiert Hahne für die einfache Formel: «Lasst die Kinder Kinder sein!» Das besage schon die Lebenserfahrung, und das würde reichen, die meisten Probleme zu lösen. Es bedeute aber, dass die Eltern darauf verzichten, sich über ihre Kinder selbst zu verwirklichen.

Nur schade, dass ...

Schade, dass Hahne sich nicht darüber äussert, was das konkret in der heutigen Zeit bedeuten kann, zum Beispiel in einer Grossstadt ohne Sträucher, Wiesen und Bäche in der Nachbarschaft, aber voller digitaler Spielzeuge, welche Kinder versklaven und lebenslang schädigen können. Ist da ein volles Sport- und Musikprogramm nicht doch weniger problematisch? Angesichts von Müttern, die selbst ein volles Berufs- und Freizeitprogramm haben, sodass sie ihre Kinder diesen Spielzeugen überlassen. Oder sich umgekehrt so sehr für die Kinder engagieren, dass sich diese von der Überbetreuung und –organisation erdrückt fühlen. Wie kann eine unbelastete und frohe Kindheit heute aussehen? Vielleicht beschert uns Peter Hahne in seinem nächsten Buch etwas weniger Polemik und dafür mehr anwendbare Beispiele.

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Datum: 23.04.2018
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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