Motivation

Die Kunst der Begeisterung

Motivation ist ein Schlagwort, mit dem wir fast täglich konfrontiert werden. Nicht nur als Arbeitnehmer oder Führungskraft, sondern auch als Familienvater, Ehepartner, Freund und Nachbar. Doch leider fehlt es vielfach an der Motivation. Um andere zu motivieren, müssen wir selbst motiviert sein. Doch wie macht man das?
Dr. Christoph Senft, A-Angerberg/Tirol; Geschäftsführer für «Investment Banking und Venture Capital» in einem Münchner Finanzunternehmen.
Happy people
Beim Joggen kann man sich leicht von belastenden Gedanken befreien.
motiviert

In allen Bereichen unserer Gesellschaft haben Menschen mit Motivationslosigkeit und ihren direkten und indirekten Folgen zu kämpfen. Heutzutage sind Menschen bereits mit dem Eintritt ins Erwachsenenalter Erwachsenenalter schon weitgehend demotiviert.

Laut einer Studie der amerikanischen Harvard-Universität haben wir bis zu unserem 18. Lebensjahr rund 150000 negative Botschaften gehört, also rund 20-mal täglich «Nein» in jeglicher Form. Leider scheinen es viele Eltern vorzuziehen, Kinder in ihren Träumen zu begrenzen, statt ihnen Flügel zu verleihen. In Schule und Berufsleben setzt sich dieser Trend fort. Drohende Arbeitslosigkeit, Konkurrenzdruck und Mobbing sorgen dafür, dass sich die Demotivation ungehindert ausbreiten kann.

In einem Managementseminar zum Thema «Management by Motivation» meinte der Seminarleiter wörtlich: «Es gibt sechs Milliarden minus einen Menschen, die darauf warten, von uns motiviert zu werden.» Dabei stört mich, dass er sich selbst ausgenommen hat und nur die anderen motiviert werden sollten. So zu denken ist ein Fehler – wir müssen bei uns selbst anfangen! Schon der Kirchenvater Augustinus sagte: «Du kannst in anderen nur entzünden, was in dir selber brennt.» Um andere zu motivieren, müssen wir selbst motiviert sein. Doch wie macht man das?

Räumen Sie auf und schaffen Sie Ordnung!

Um motiviert zu leben, müssen wir zuerst die Unordnung aufräumen, die sich in unserem Leben angesammelt hat. Das betrifft sowohl den inneren als auch den äusseren Bereich. Unerledigte Dinge auf dem Schreibtisch, unbeantwortete Post und E-Mails gehören ebenso dazu wie unerledigte Beziehungsfragen und zwischenmenschliche Probleme. Denn unerledigte Dinge belasten unsere Seele. Sie sind nicht nur das Resultat fehlender Motivation, sie sind auch demotivierend an sich. Das können Sie ganz leicht praktisch überprüfen, wenn Sie Ihren übervollen Schreibtisch frei geräumt oder eine im Argen liegende Beziehung geklärt haben. Denn das Gefühl, das sich dann einstellt, ist einfach unbeschreiblich gut und motivierend.


Umgeben Sie sich mit begeisterten Menschen!

Die Menschen, mit denen wir uns umgeben, färben auf uns ab. Deshalb sollten wir wählerisch in der Auswahl von Freunden und Menschen sein, mit denen wir unsere Zeit verbringen. Wenn wir von negativen Menschen umgeben sind, werden wir mit der Zeit selbst negativ. Wenn wir von oberflächlichen Menschen umgeben sind, werden wir mit der Zeit selbst oberflächlich – und umgekehrt. Wenn wir aber mit Menschen zu tun haben, die Positives und Begeisterung ausstrahlen, wird es uns selbst positiv beeinflussen.

Bauen Sie systematisch an Ihrem Selbstbewusstsein!

Selbstvertrauen ist die Grundlage aller Motivation. Ohne Selbstvertrauen kann man weder sich noch andere motivieren. Darum müssen wir unser Selbstvertrauen unbedingt stärken. Die Anlage zu einem gesunden Selbstvertrauen stammt aus der Kindheit, und wer als Kind nicht genügend Liebe und Annahme seiner Eltern erfahren hat, wird es als Erwachsener sehr viel schwerer haben.

Doch ungeachtet unseres Elternhauses hat uns ein Schöpfer wunderbar gemacht. Für mich ist die Erkenntnis, dass Gott mich liebt und bedingungslos annimmt, der Schlüssel zur Selbstannahme. Ich habe sämtliche Negativbotschaften durch die Wahrheit Gottes ersetzt: «Ich bin geliebt. Ich bin gewollt. Ich bin begabt. Ich bin einzigartig.»

Denken und reden Sie positiv!

Aus negativem Denken kann nichts Motivierendes entstehen. Deshalb müssen wir an unseren Gedanken arbeiten. Es ist unsere Entscheidung, ob wir das berühmte Glas Wasser halb voll oder halb leer sehen. Während alle Krieger Israels vor dem Riesen Goliath zurückschreckten und sagten: «Der ist so gross, den können wir nie überwinden!», stellte sich David vor ihn und sagte: «Der ist so gross, den kann ich gar nicht verfehlen!» So ist vieles im Leben eine Frage der Perspektive, die ich wähle. Eine positive Einstellung wird durch positives Formulieren unterstützt. Häufig drücken wir sogar positive Dinge in einer negativen Sprache aus. So sagen wir: «Das war nicht schlecht», wenn wir eigentlich meinen: «Es war gut!» Wenn wir möglichst viele demotivierende, negative Aussagen aus unserem Sprachgebrauch streichen und durch positive, lebensbejahende ersetzen, werden wir anfangen, positiver zu denken.

Pflegen Sie Ihren Körper!

Dass unser Körper auf unsere Seele wirkt, ist allgemein bekannt – Krankheit, Behinderungen oder Schmerzen hinterlassen deutliche Spuren in unserer Psyche. Dass der Körper aber dazu eingesetzt werden kann, unser Seelenleben zu verbessern, ist nur wenigen bewusst. Durch sportliche Aktivitäten wie z.B. Joggen kann man sich leicht von belastenden Gedanken befreien.

Demotivation hat in vielen Fällen körperliche Ursachen, denn Leib und Seele bilden eine Einheit. Wir können nicht erwarten, dass wir seelisch «gut drauf» und hoch motiviert sind, wenn wir unseren Körper vernachlässigen.

Meine Körperpflegemethoden sind: regelmässige Bewegung, bewusste Ernährung, erfüllte eheliche Sexualität, ausreichender Schlaf und genügend Erholung.

Wie können Sie andere Menschen motivieren?

Die Hauptaufgabe von Eltern ist, ihren Kindern ein ausreichendes Mass an Lebensenergie und Lebensfreude zu vermitteln. Als Vorgesetzte haben wir die Verantwortung, unsere Mitarbeiter auf ein gemeinsames Ziel auszurichten und sie anzuspornen. Im Rückblick auf mein bisheriges berufliches Leben kann ich zu diesem Thema eines der besten Management und Motivationsbücher empfehlen: Die Bibel.


Vermeiden Sie Manipulation und handeln Sie aus Liebe!

Wenn wir andere Menschen motivieren wollen, sollten wir sie vor allem lieben. Das ist der oberste Grundsatz. Was nützt es, wenn wir lächeln und loben, es aber nicht ernst meinen?

Wir erreichen vielleicht kurzfristig unser Ziel, aber niemals einen dauerhaften Erfolg. Darum sollten wir uns hüten, andere motivieren zu wollen, wenn es uns nicht wirklich auf die Menschen ankommt. Ein Motivator ohne Liebe ist nur ein Manipulator.

Geben Sie anderen eine Vision!

«Eine Vision ist ein Bild der Zukunft, das so eindringlich und stark ist, dass es Menschen in Bewegung setzt, eben diese Zukunft mit herbeizuführen.» Eine Vision ist immer mit einem Bild verbunden. Eine der bedeutendsten Eigenschaften eines Motivators ist, visualisieren zu können, d.h. kommende Dinge in eindrücklicher Weise zu beschreiben. In jeder Vision steckt ein Glaube. Die Bibel definiert ihn «als eine feste Zuversicht auf das, was man hofft und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.» Ein Motivator braucht einen ansteckenden Glauben; er muss selbst an die Zukunft glauben, damit sich sein Glaube auf andere überträgt. Eine Vision setzt Menschen in Bewegung und setzt Energie frei.


Nehmen Sie anderen die Angst!

Wollen sich Menschen nicht bewegen, haben sie in der Regel Angst. Um zu motivieren, müssen wir darum Stärke ausstrahlen. «Sei mutig und entschlossen! Lass dich nicht einschüchtern, und hab keine Angst! Denn ich, der Herr, dein Gott, bin bei dir, wohin du auch gehst.» (Josua, Kapitel 1, Vers 9).

Gute Motivatoren nehmen den Menschen die Angst und setzen sie dadurch frei. Viele Erwachsene sind durch ihre Kindheit mit Ketten gebunden, die sie für unzerstörbar halten, wie ein Elefant, der sein ganzes Leben fest gebunden bleibt, obwohl er sich mit Leichtigkeit losreissen könnte. So leben wir oft innerhalb von Grenzen, die wir längst überwinden könnten. Motivatoren führen Menschen an diese Grenzen heran und noch darüber hinaus.

Lassen Sie andere das tun, was sie gut können!

Die Bibel rät: «Jeder soll dem anderen mit der Begabung dienen, die ihm Gott gegeben hat. Wenn ihr die vielen Gaben Gottes in dieser Weise gebraucht, verwaltet ihr sie richtig.»( 1. Petrus, Kapitel 4, Satz 10). Jeder Mensch hat das Recht, ja sogar die Pflicht, genau bei seinen Stärken anzusetzen. Alles andere wäre eine Missachtung seiner von Gott gegebenen Gaben. Das Recht, das wir für uns selbst reklamieren, müssen wir auch anderen gewähren. Jemand, der überwiegend auf seine Stärken bauen kann, ist begeistert und glücklich bei der Sache, und seine Arbeit bringt den maximalen Ertrag. Wir müssen also die Begabung unserer Mitmenschen herausfinden und dafür sorgen, dass sie ihre Fähigkeiten richtig einsetzen können.

Gehen Sie positiv mit Fehlern um!

Ein Motivator muss Menschen aufbauen können. Alle Menschen hungern nach Lob und Anerkennung. «Deshalb wollen wir uns mit allen Kräften darum bemühen, in Frieden miteinander zu leben, und einander helfen, im Glauben zu wachsen» (Römer, Kapitel 14, Satz 19), steht in der Bibel. Daher sollten wir loben, sofort und ehrlich, auch in Gegenwart Dritter. Wenn wir Menschen loben, tut ihnen das gut. Loben wir sie in Gegenwart Dritter, tut es ihnen sogar noch besser (auch wenn sie manchmal so tun, als wäre ihnen das peinlich).

Genau so wichtig ist es, positiv mit Fehlern umzugehen. Aus Fehlern kann man am meisten lernen. Sie sind eine wunderbare Gelegenheit, Dinge auf der Basis neu gewonnener Erkenntnisse in Zukunft besser zu machen. Ob ich etwas als Scheitern oder als Lernerfahrung betrachte, ist in erster Linie eine Frage der Etikettierung. Bevor Jonas Salk die wirksame Impfung gegen Kinderlähmung fand, probierte er 200 andere Möglichkeiten aus, die nicht funktionierten. Jemand fragte ihn einmal: «Wie fühlt es sich an, 200-mal zu versagen?» Er gab zurück: «Ich habe noch nie 200-mal versagt. Das Wort Versagen ist hier völlig unpassend. Ich habe einfach 200 Wege entdeckt, wie man Polio nicht verhindern kann.»

Abschliesend ist festzuhalten, dass Motivation eine erlernbare Kunst ist. Allerdings muss man auch die Grenzen der Motivation erkennen: Wenn die Ziele, für die ich mich und andere begeistern will, keinen tieferen Sinn haben, sondern nur der eigennützigen Bedürfnisbefriedigung dienen, dann wird auch die beste Motivation über kurz oder lang wie eine Seifenblase zerplatzen. Wenn die Quelle, aus der wir unsere Kraft und Begeisterung schöpfen, nicht von Jesus Christus ausgeht und lebendiges Wasser gibt, dann können wir auch anderen auf Dauer keine erfrischende Stärkung geben. Wenn wir die Rechnung ohne Gott machen, kann uns auch die beste Motivation nicht ans Ziel unseres Lebens bringen, sondern wird im Burn-out enden.

«Denn was gewinnt ein Mensch, selbst wenn ihm die ganze Welt zufällt und er dabei das ewige Leben verliert?» (Matthäus, Kapitel 16, Satz 26)

Autor: Dr. Chrisoph Senft

Datum: 16.06.2004
Quelle: Reflexionen

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