Nach der Familienzeit

Wie die Ehe neuen Schwung bekommt

Der Höhepunkt der Karriere ist überschritten. Die Kinder haben das Elternhaus verlassen. Das bleibt nicht ohne Rückwirkung auf die Ehe. Wie kommt sie zu neuen Perspektiven?
Ehepaar

In der Sprache der Wirtschaft würde man von der Konsolidierungsphase sprechen. Je nach Lebenssituation stellen sich der Ehe jenseits der Lebensmitte verschiedene Herausforderungen. Einige scheinen mir von allgemeiner Bedeutung zu sein.

Manche Enttäuschung

Enttäuschungen können sich auf das äussere Erscheinungsbild beziehen, aber auch auf den Charakter oder die berauschenden sexuellen Vorstellungen von einst. Trotz Belastung ist zu bedenken: Jede Enttäuschung beinhaltet die Zurücknahme einer Täuschung, und das kann nur gut sein. Enttäuschende Erfahrungen in der Ehe sind das besondere Reifungskapital einer Beziehung. An ihnen zeigt sich die Kraft der Liebe weit mehr als an dem, was uns im Miteinander leicht fällt. Enttäuschungen sind Lebensaufgaben, die Reifungsprozesse in Gang setzen können. Es ist eine der wesentlichen und grundsätzlichen Lebensaufgaben, mit der Unvollkommenheit zurecht zu kommen. Wo Paare lernen, trotz der Enttäuschungen den gemeinsamen Weg weiter unter die Füsse zu nehmen, bereiten sie sich auf den letzten grossen Lebensabschnitt vor. Dann legen sie die Grundlagen für Geborgenheit im Alter.

Um Liebe bitten

Insofern ist Altersvorsorge nicht nur eine Frage der finanziellen Absicherung, sondern auch und vor allem eine Frage der Sicherheit, die uns nur unter den Belastungen des Miteinanders zuwächst. Menschen, die in einer lebendigen Beziehung zu Jesus Christus leben, haben ungleich günstigere Bedingungen, dieser Herausforderung gewachsen zu sein. Sie können sich in aller Begrenztheit von Gott beschenken lassen. Paulus schreibt in Römerbrief "Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz." Dieser Liebe Raum zu geben eröffnet ganz neue Chancen für die Paarbeziehung. Um diese Liebe kann man immer wieder bitten.

Negative Entwicklungen

Manche Paare sind sich fremd geworden, weil die Verantwortung für ihre Kinder einen zu grossen Raum in ihrer Beziehung eingenommen hat. Es gab wenig intime Begegnungen. Ihr Miteinander bestand primär in allgemeinen Regelungen und Absprachen. Sind die Kinder aus dem Haus, haben sich die Ehepartner nicht mehr viel zu sagen. Fehlentwicklungen in diesem Bereich sind bewusst anzugehen. Sexuelle Gemeinschaft kann zu einer ganz neuen Blüte kommen.

Neue Arbeitsteilung

Viele Frauen haben sich bewusst der Kindererziehung gewidmet und dem Ehemann die berufliche Karriere ermöglicht. Nun sind die Männer gefordert, ihre Frauen auf dem Wege zur beruflichen Wiedereingliederung zu unterstützen. Das setzt selbstverständlich voraus, dass die häuslichen Aufgaben auf alle Schultern zu verteilen sind. Das ist im Blick auf den bevorstehenden Ruhestand, wenn beide Partner zu Hause sein werden, eine sinnvolle Vorarbeit. Jetzt werden die Weichen für die Zukunft gestellt.

Gut ist es, wenn eine Perspektive entwickelt wird, die beider Interessen verbindet. Eine Perspektive also, die zusammenführt und Gemeinsamkeiten fördert. Der neu gewonnene Freiraum durch das Erwachsenwerden der Kinder beinhaltet eine grosse Chance. Wer jetzt Wege einschlägt, die auseinander führen, wird auch im Alter eher nebeneinander her leben.

Datum: 25.04.2004
Autor: Heinrich Kaufmann
Quelle: Chrischona Magazin

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