FEG Visp

Vor dem Skilift noch in den Gottesdienst

Wintersportler geniessen ihren Urlaub nicht nur auf der Piste. Manche Touristen besuchen während ihrer Ferien Gottesdienste in Schweizer Freikirchen. Die Gemeindemitglieder müssen sich dieser Situation anpassen.
Gottesdienst in der FEG Visp.
...und nach dem Gottesdienst gehts auf die Skipiste.

In der Freien Evangelischen Gemeinde (FEG) Visp liegt die Zahl der Gottesdienstbesucher zwischen 80 und 100 Personen. Die Besucherzahl verändert sich im Winter nicht merkbar, da Familien aus der eigenen Gemeinde im Urlaub sind.

Einblick in andere Kirchen

Ein Grossteil der touristischen Gottesdienstbesucher in Visp gehört einer Freikirche der Schweiz an. Die Feriengäste nutzen die Gelegenheit, den Einblick in eine andere Kirche zu gewinnen. So auch viele Holländer, die in ihrer Heimat die reformierte Landeskirche besuchen. Wiederkehrende Kirchgänger besitzen in Visp eine Ferienwohnung oder ein Chalet und suchen das Skigebiet und die christliche Gemeinde dadurch jedes Jahr auf. Es kommt vor, dass Jugendgruppen, welche in der Nähe der Gemeinde ein Schneelager durchführen, den Gottesdienst besuchen.

«Die Predigten muss ich nicht speziell wegen der Touristen anpassen. Unserer Gemeinde ist es ein permanentes Anliegen, den Einwohnern von Visp sowie auch anderen Menschen von Jesus zu erzählen», sagt Pfarrer Daniel Rohner. Aus diesem Grund sind die Gottesdienste das ganze Jahr hindurch evangelistisch ausgerichtet. In den Gottesdiensten fordert man die Teilnehmer auf, auch zu Hause für die Gemeinde zu beten. Wie vom Visper Pfarrer berichtet wird, nehmen viele der Touristen dieses Anliegen auf, wofür man in der FEG Visp dankbar ist.

Manche Gäste meldeten sich nach den Ferien und fragten bei Pfarrer Rohner nach dem Befinden der Gemeinde. Weil eine grosse Zahl der Touristen jährlich zu Besuch kommt, sind die Beziehungen zum Teil persönlich und herzlich geworden.

Angebote für Familien

Pfarrer Stefan Pfister von der Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK) Gstaad betreut zwei Gemeinden. Die eine befindet sich in Gstaad, die andere in Lenk. Von Mitte Dezember bis im April sei die Besucherzahl in Lenk merklich höher. Die Kirchgänger kommen dann sehr regelmässig in die Gottesdienste. Die Region wirbt mit einem reichen Angebot für Familien. Die Nutzung dieser Angebote spiegelt sich in den Altersklassen der Kirchenbesucher. Familien mit Kindern und Teenagern versammeln sich in Gottesdiensten. Gegen 95 Prozent der Gäste sind Schweizer, schätzt der EMK-Pfarrer. Die Gottesdienste in Lenk werden in einem ehemaligen Restaurant abgehalten. Stefan Pfister vermutet deshalb, dass die Touristen einen freikirchlichen Hintergrund haben, und darum auch an weniger traditionelle Gottesdiensträume gewöhnt sind.

Mitarbeit im Gottesdienst

Touristen können in den Gottesdiensten nicht mitwirken, da sie pro Jahr nur eine oder zwei Feiern besuchen. Für die Gemeindemitglieder ist dies aber kein Problem. Besuche beruhen auf Gegenseitigkeit. So trifft man Stefan Pfister in seinem Urlaub auch in fernen Kirchen an. Man will den Feriengästen mit den Gottesdiensten eine Freude bereiten. Auch Touristen verweilten beim Kirchenkaffee nach dem Gottesdienst und bedankten sich bei Pfister. Für ihn ist es ein gutes Zeichen, dass einige Touristen in den folgenden Jahren wiedergekommen sind. Besonders freut er sich darüber, wenn Touristen die Gottesdienste mit Abendmahl besuchen.

Neues Projekt in Gstaad

In Gstaad finden in dieser Saison zum ersten Mal zwei Schneegottesdienste statt. Stefan Pfister möchte eine einfache Feier im Freien durchführen. Man versammelt sich auf der Piste, beispielsweise in der Nähe eines Skilifts. Nach der Begrüssung folgen ein Input über eine Bibelstelle, ein Lied und gemeinsames Beten. Pfister hofft auf spontane Besucher, wirbt aber auch über Hotels und das Touristenbüro. Er rechnet mit einem Kommen und Gehen der Sportler. «Dieses Jahr finden zwei Schneegottesdienste statt, für die nächsten Jahre sind mehr geplant, je nach Anklang», so Pfister.

Geteilte Meinungen

Die Predigten in der FEG Davos werden das ganze Jahr durch auf Hochdeutsch gehalten, einerseits für die Touristen, aber auch weil viele Deutsche in Davos arbeiten. In der Wintersaison kommen nochmals bis zu 50 Prozent Deutsche und Schweizer dazu. «In den Predigten gibt es jeweils einen Teil, in dem Menschen, die sich in Bibel und Glaubensfragen wenig auskennen, angesprochen werden», erwähnt der 30-jährige Pfarrer Joe Nüesch.

Die Gemeindemitglieder sehen aber nicht nur Vorteile in dem touristischen Standort. Zwar sind viele Leute im Gottesdienst, aber die Aufgaben bleiben doch an den Gemeindegliedern hängen, da die Touristen keine Mitarbeit leisten können. Auch ist die Gemeinde nie unter sich, da Davos im Sommer ein attraktives Wandergebiet ist. Auf der anderen Seite empfinden es die Gemeindemitglieder als schön und auch bereichernd dass sie die Möglichkeit haben, mit Menschen aus anderen Orten Kontakte zu knüpfen und neue Gesichter zu sehen.

Joe Nüesch erinnert sich an ein Erlebnis mit einer Besucherin aus Deutschland, welches ihn rührte. Die Frau besuchte den Gottesdienst und teilte ihm später per E-mail mit, dass er in der Predigt genau ihre Frage beantwort habe.

Autorin: Jolanda Gentsch

Datum: 18.01.2008
Quelle: ideaSpektrum Schweiz

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