Mit viel Humor und Comics die Menschen gewinnen

Zeichner aus Leidenschaft: Alain Auderset gehen die Ideen selten aus.
Humorvoller Mensch: "Lachen ist eine tolle Möglichkeit, um Kontakte zu knüpfen."
Ein Mittel für die Evangelisation: Der Comicband "Ach du lieber Himmel!".

Meistens arbeitete er von acht Uhr morgens bis drei Uhr in der Nacht. Und trotzdem gab es Zeiten, in denen er, seine Frau und die vier Kinder mit 1500 Franken im Monat leben mussten. Der Zeichner Alain Auderset hatte oft wenig zu lachen.

Der Türgriff ist mit Klebeband eingewickelt. Die Tür selbst leuchtet in strahlendem Weiss. In der Luft hängt ein Duft nach Chemie und Farbe. Am Boden liegen alte Zeitungen, leere Kartonkisten, Plastikfolien und Malerpinsel. Ich versuche, mir einen Weg durch das Chaos zu bahnen und dem quirligen und ständig sprechenden Mann vor mir zu folgen. Kein einfaches Unterfangen - nur mit Mühe schaffe ich es, an der angelehnten Leiter vorbei zu kommen.

Flugzeug-Bilder

Vor einem riesigen Schrank mit unzähligen Schubladen kommen wir zum Stehen. "Das ist mein Ideenarchiv", meint Alain Auderset und greift in die Schublade, die mit "Flugzeuge" beschriftet ist. "Siehst du, hier habe ich zu jedem möglichen Thema Bilder aus Zeitschriften ausgeschnitten und gesammelt. So habe ich schnell eine Vorlage zur Hand, wenn ich etwas zeichnen möchte." Das Archiv ist eines der wenigen geordneten Elemente im Atelier des 34-jährigen Zeichners. Neben Alain arbeiten noch vier weitere Künstler und Grafiker in diesen Räumen - alles Christen. Im idyllischen Westschweizer Städtchen St. Imier haben sie sich ihre eigene Welt eingerichtet.

Von UFOs zu Gott

Alain malt Comics. Die Bildergeschichten sind seine Leidenschaft - schon seit er ein Kind war. "Ich habe mir jedes Wochenende ein neues Comic-Heft gekauft. Vor allem solche über UFOs und Scienes-Fiction." Als er mit 15 in der Schule Altpapier sammelte, stiess er auf eine Comic-Heft-Sammlung. UFOs kamen darin zwar keine vor. Dennoch sollten diese Hefte sein Leben verändern. "Es waren christliche Comic-Hefte, die von einem Leben mit Gott erzählten und davon sprachen, dass Gott die Menschen liebt", erinnert sich Alain. "Das war für mich völlig neu. Ich wusste zwar, dass es die Kirche gibt. Hauptsächlich habe ich die Kirche aber mit alten Leuten und dem Friedhof verbunden. Deshalb dachte ich, sie wäre nur für das Sterben zuständig." Plötzlich wurde Alain bewusst: "Es gibt einen Gott, der mich liebt!" Da kniete er sich weinend hin und betete: "Gott, ich gebe dir mein Leben!"

Toller Pfarrer

Alain kaufte sich eine Bibel, las diese von vorn bis hinten durch und konnte kaum genug davon bekommen. Gleichzeitig begann er, nach diesen Worten zu leben: "Ich ging zum Beispiel ins Warenhaus und gab gestohlene Dinge zurück." Er ging regelmässig in die katholische Kirche, wo es einen tollen Pfarrer gab. "Ich habe viel mit ihm gesprochen. Er hat mich fasziniert, und ich dachte, vielleicht sollte ich Pfarrer werden."

Mit der Zeit traf Alain auch auf Christen aus der Heilsarmee und anderen Freikirchen. Allerdings konnte er sich nicht erklären, wo die vorher waren. "Die haben darauf gewartet, dass ich Christ wurde. Aber vorher war niemand da. Ich hätte sterben und in die Hölle kommen können... Deshalb wollte ich unbedingt evangelisieren!" Das tat er. In der Schule, vor dem Migros-Markt mit Freunden und Gitarre, überall dort, wo es Menschen gab, die zuhören konnten.

Brote und Fische

In Biel ging Alain in eine Jugendgruppe. Eines Tages erzählte der Prediger die biblische Geschichte von der Speisung der 5000 Leute mit nur fünf Broten und zwei Fischen. Der Prediger erklärte: "Mit praktisch nichts sorgte Jesus dafür, dass 5000 Leute ein köstliches Mahl geniessen konnten. Genauso ist es mit euren Talenten. Vielleicht sind sie klein und unscheinbar, aber Jesus wird damit Grosses bewirken." Alain dachte: "Ich bin nichts. Ich bin schlecht in der Schule, meine Bücher sind hautpsächlich rot vom Korrekturstift." Nach der Veranstaltung kam der Prediger auf ihn zu und fragte: "Alain, was sind deine Gaben?" Er antwortete: "Hmm, vielleicht sollte ich Comics zeichnen. Die Traktate, die wir den Leuten verteilen, werden meistens weggeworfen. Mit Comics wäre das vielleicht anders."

Der "kleine Christus"

So begann er zu zeichnen. Nach der Arbeit als Lastwagenchauffeur, in den Ferien, in jeder freien Minute. Manchmal nächtelang. 1995 nahm er an der Kunstgewerbeschule die fünfjährige Ausbildung zum Grafiker in Angriff. "Das war sehr schwer für mich. Jedes Jahr war es für mich eine Erleichterung, dass ich nicht von der Schule fiel und noch ein Jahr weitermachen konnte." Alain wollte diese Schule aber um jeden Preis machen und als professioneller Comic-Zeichner sein Leben ganz in Gottes Dienst stellen. "Die Christen haben eine Sprache, die von der übrigen Welt nur schwer verstanden wird", erklärt Alain seine Motivation. "Heute kannst du nicht kommen und den Leuten eine lange Predigt halten. Alles muss kurz und kompakt sein. Deshalb müssen neue Wege für die Evangelisation gefunden werden - zum Beispiel mit Zeichnungen!"
In der Schule wurde er ausgelacht, weil er sich nie scheute, den Leuten von Gott zu erzählen. "Ich hatte meinen Mund immer offen, auch wenn ich nicht gefragt wurde." Wenn Alain auftauchte, hiess es nur: "Oh nein, nicht schon wieder der Christ!" Doch er hatte kein Problem damit: "Für mich war das eine Ehre, als "kleiner Christus" bezeichnet zu werden!"

Keinen Rappen

Als Alain Séphora heiratete und eine Familie gründete, standen sie schnell vor einem Problem: "Es gab Momente, da hatten wir kein Geld. Nichts, nicht einen Rappen." Alains Kleider waren kaputt, die Schuhe hatten Löcher, im Winter zog er den Armee-Mantel an. "Wenn mich die Leute auf der Strasse sahen, dachten sie wohl, ich sei ein ausgeflippter Rocker-Fan!" Sieben Jahre lebte die sechsköpfige Familie so, ohne Ferien, ohne Auto, immer mit genauem Berechnen beim Einkaufen. Doch Gott sorgte für sie: "Die Bibel sagt, du sollst dich für Gottes Reich einsetzen, und Gott wird dir geben, was du brauchst. Er gab uns wirklich viel! Wir hatten nie Hunger. Einmal kam ein alter Mann, den wir nicht kannten, und brachte uns Sachen aus seinem Garten. Wir fanden Geld am Boden. Ein anderes Mal kam der Nachbar und sagte: "Mein Gefrierschrank ist kaputt. Könntet ihr vielleicht etwas von den Esswaren brauchen?""

5000 Exemplare

Neben der Schule begann Alain mit der Arbeit an einem eigenen Comicband. Im Sommer 2001, zwei Monate bevor das Buch herauskommen sollte, war er an einem Tiefpunkt angelangt. "Ich dachte, jetzt kann ich nicht mehr!" Doch er machte weiter. Alain ging zum Drucker und sagte: "Ich muss 5000 Exemplare drucken. Denn in der Geschichte, die am Anfang meiner Zeichner-Karriere stand, wurden auch 5000 Menschen gesättigt." Alain stiess damit auf Unverständnis: "Man sagte mir, ich sei verrückt! Niemand fängt mit 5000 an. Und schon gar nicht im Selbstverlag! Doch ich war überzeugt, dass dies Gottes Wille war."
Dann kam der Tag, an dem das Buch "Ach du lieber Himmel!" der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. "Das Schweizer Fernsehen war da, Radio, Zeitungen, viele Leute. Alle drängten sich in den kleinen Raum, den ich gemietet hatte." Bis zu einer halben Stunde sind die Leute angestanden, um eine Unterschrift vom Künstler zu bekommen. Die 5000 Comicbücher waren in fünf Monaten verkauft. Nach der französischen Ausgabe wurde das Buch auch ins Deutsche übersetzt. Insgesamt wurde das Buch bis heute über 10'000 Mal abgesetzt.

Nicht vom Mars

Inhaltlich spricht der Comicband mit viel Humor über Gott, die Welt, den Menschen und seine Fehler. "Wenn man lacht, kann man Leute gewinnen. Das ist ja beim Flirten auch so... Wenn die Leute sehen, dass du lachen kannst, finden sie das sympathisch und sagen: "Hey, der ist ja gar nicht vom Mars, das ist ein normaler Mensch wie ich."" Etwa zehn Jahre seines Lebens hat Alain für das Buch eingesetzt. Und er ist froh darüber: "Das Buch ist ideal für die Evangelisation. Mit ihm kann ich Gott dienen und den Leuten von ihm erzählen!"

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Webseite: www.auderset.com

Autor: David Sommerhalder

Datum: 05.04.2004
Quelle: Chrischona Magazin

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