Ausflugstipp/Täufergeschichte

Le «Pont des Anabaptistes»

Der Chasseral Regionalpark bietet ein Juwel: Den Täuferweg. Und auf diesem Täuferweg gelangt man an die rekonstruierte «Täuferbrücke»: Den geschichtsträchtigen «Pont des Anababtistes». Lassen wir doch die Brücke ihre Geschichte selbst erzählen.
Bauarbeiter haben die historische Täuferbrücke wieder hergestellt. (Foto: zVg.)
Besucher eines Gottesdienstes bei der Täuferbrücke. (Foto: zVg.)
So sah die Täuferbrücke 1818 aus. (Foto: zVg.)

Ich wurde 1835 mit Natursteinen erbaut. Initiant war der reformierte Pfarrer Charles Ferdinand Morel aus Corgémont. Früher gingen die auf die Jurahöhen geflüchteten (Wieder-)Täufer an dieser Stelle über eine Holzbrücke, um sich in der Schlucht heimlich zu treffen ...
 
1755 wurde sie erstmals zitiert. Man sagt auch, dass diese Leute die vielen Inschriften unten in der Schlucht in den Fels gehauen haben; die älteste stammt von 1633. Doch lassen wir den Brückenpfeiler seine Geschichte selbst erzählen: «Lange durfte ich Brücken-Dienst leisten für die Bergbauern, welche mithalfen, das Land auf beiden Seiten der Schlucht urbar zu machen.

Allein

Doch 1924 stand ich plötzlich alleine da, als die Steinbrücke einstürzte. Zwar wurde 1932 etwas weiter oben in der Schlucht ein Damm errichtet, über welchen bis heute die neue Strasse führt. Doch niemand kümmerte sich mehr um mich, und ich drohte langsam aber sicher zu zerfallen, bis vor einigen Jahren auf einmal viele Leute kamen, mich interessiert betrachteten und rege diskutierten.
 
Alle waren vertreten, Heimatschutz, ViaStoria, ProPatria, Wanderwege, archäologischer Dienst, Naturpark Chasseral und natürlich auch die Mennoniten (so nennen sich die Täufer heute). Anscheinend konnten sie sich auf ein gemeinsames Projekt einigen, welches die Ziele und Bedürfnisse der verschiedenen Partner mitberücksichtigte. Denn das war, wie ich gehört habe, eine Bedingung, um die nötigen Finanzen von Kanton, Bund, Gemeinden, ProPatria, Unternehmen und Privaten zu erhalten.
 
Und dann ging es für mich fast zu schnell: Im Frühling 2010 kamen Maurer, Archäologen und viele freiwillige Helfer. Ich wurde gereinigt, vermessen, gezeichnet, photographiert und schliesslich neu verputzt. So viel Ehre auf einmal!

Neidisch

Jetzt sehe ich ganz flott aus. Und ich habe erst noch eine Gefährtin bekommen; das heisst, damit man mich in meiner neuen Pracht ganz gut sieht, wurde gleich nebenan eine Passerelle aus Metall und Holz errichtet. Ein Prachtstück an Originalität! Ich bin fast etwas neidisch! Sogar der Wanderweg führt nun darüber.
 
Doch was mich besonders freut: Wir beide sind nun der zentrale Ort des 2010 eröffneten Täuferweges (Chemin des Anabaptistes), eine Via Regio-Route von ViaStoria und dem Naturpark Chasseral, der viele Touristen anzieht.
 
Besonders interessiert bin ich jeweils, wenn sie mit einem Führer kommen der die ganze Geschichte des Ortes und der Täufer im Jura erklärt. Nicht selten werden dabei die Kirchengeschichte ab der Reformation sowie Grundzüge des christlichen Glaubens erörtert.

Magnet

Am 21. und 22. Mai diente ich an den sog. Chasseral-Parktagen als Magnet, um die neue Tourismus-Saison im Chasseral-Gebiet zu eröffnen. Mich freut auch, dass gleich nebenan ein steinernes Kunstwerk eingeweiht wurde welches künstlerische mit historischen und spielerischen Aspekten verbindet. Mir gefällt das Leben wieder und ich bin richtig stolz, dass ich weiterhin mithelfen darf, Brücke zu sein und Brücken zu schlagen. Brücken zwischen Geschichte, Kultur, Tourismus und dem christlichen Glauben.»

Ausflugstipps/zum Thema:
Der Regionalpark Chasseral mit dem Täuferweg
Mehr zum Täuferweg
Die Konferenz der Mennoniten der Schweiz

Datum: 11.06.2011
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet / ideaschweiz

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