Pädagogentagung: Der „Liebe“ im Unterrichten Gestalt geben

Schulklasse
Klare Ziele liebevoll und konzentriert umsetzen: Armin Mauerhofer

Die Frage „Wie sollen wir denn lieben?“ beschäftigt christliche Erziehende täglich in hundert verschiedenen Situationen. Im elsässischen Guebwiller befasste sich die Europäische Konferenz christlicher Pädagogen (EurECA) Anfang Mai 2005 mit dem grossen Thema.

Armin Mauerhofer, Autor einer „Pädagogik nach biblischen Grundsätzen“, stellte die Frage so: „Wie zeigt sich die uns durch Christus geschenkte Liebe im Berufsalltag?“

Zunächst hielt Mauerhofer fest, dass wir uns nur ein klares Bild vom Menschen machen können, wenn wir ein klares Gottesbild haben, da wir „nach seinem Bilde“ geschaffen sind. Da Gott Liebe ist, besass auch der Mensch ursprünglich die Gabe zur vorbehaltlosen Liebe.

Lebenslange Übung

Nach dem Sündenfall aber sind wir auf die Vergebung und das neue Leben durch Christus angewiesen. Wenn wir dieses annehmen, wird seine Liebe „in uns ausgegossen“. Sie anzuwenden, wird zum lebenslangen Übungsprozess.

In der familiären Erziehung, so Mauerhofer, zeigt sich diese Liebe zuerst im Verhalten der Ehepartner zueinander. Die Atmosphäre, welche dadurch vermittelt wird, prägt das Kind lebenslänglich. Dann erfährt es die Liebe im Angenommensein durch die Eltern, ihr bedingungsloses Ja zu ihm. Konkret wird sie übertragen durch Augenkontakt, Körperkontakt und konzentrierte Aufmerksamkeit – in Zeiten, wo jedes Kind einen Elternteil ganz für sich allein hat.

Zur Liebe gehört, dass ich das Kind ernst nehme, aber auch Gehorsam von ihm verlange – im Bewusstsein, dass es von mir zum Gehorsam hin geführt werden muss, um einst Gott gehorsam sein zu können.

Kein Lehren ohne Beeinflussung

Zur Agape in der Schule sei grundsätzlich festzustellen, dass es kein Lehren ohne erzieherische Beeinflussung gebe – nach Hermann Röhrs ist gar „die erzieherische Grundeinstellung des Lehrers der Lebensnerv seiner Wirksamkeit“.

Deshalb führt eine christliche Lehrkraft in erzieherischer Absicht bewusst über die blosse Wissensvermittlung hinaus. Das Ziel des Unterrichtens sei schliesslich, die Schüler zur Quelle des Lebens und der Liebe zu führen – zu Jesus Christus.

Als Grundvoraussetzungen der Lehrkraft nannte Mauerhofer die persönliche Annahme von Jesu Rettungstat, die Freude am Lehren, eine soziale Begabung, welche starke Beziehungen zu den Schülern ermöglicht, und die Fähigkeit zur Führung einer Klasse.

Wie sich Liebe pädagogisch äussert

Zu den konkreten Äusserungsformen der Agape (im Neuen Testament das Wort für selbstlose christliche Liebe) im Schulalltag zählte Mauerhofer das bewusste Wecken des Interesses beim Kind für den Lehrstoff, das Aufzeigen der Bedeutung dessen, was gelehrt wird, und die Wahl von Unterrichtsmethoden, welche den verschiedenen Lerntypen unter den Schülern entgegenkommen.

Weiter drücke sich die Liebe der Lehrkraft darin aus, dass sie sich um eine lebendige, anschauliche Sprache bemühe, dass sie Mittel zur Veranschaulichung verwende und den Stoff logisch strukturiere, um den Schülern die Verankerung zu erleichtern.

Ebenfalls wichtig sei die praktische Anwendung des Gelernten und die systematische Wiederholung. Dies alles verlange von der Lehrkraft immer wieder einen hohen Aufwand an Vorbereitung – was auf die Dauer nur aus der Liebe zu den Schülern heraus möglich sei.

Disziplin und Wertebewusstsein

Neben weiteren Werten plädierte Mauerhofer für eine klare Disziplin in der Klasse und dafür, dass „wir christlichen Lehrer“ mutig die Eckpfeiler der christlichen Botschaft in den Unterricht einflechten – es gebe zu viele Kinder und Jugendliche, die weder von den zehn Geboten noch vom Angebot Christi an uns jemals etwas hörten. Vertreter von esoterischen, materialistischen oder okkulten Lehren scheuten sich oft viel weniger als die Christen, ihren Glauben zu lehren.

Christliche Weltsicht integrieren

Luc Bussière, Buchautor und Vorsitzender des Vereins christlicher Schulen der Francophonie, zeigte in seinem Referat, dass christlicher Unterricht nicht darin bestehe, zusätzlich zu den „regulären“ Fächern noch christliche Inhalte zu vermitteln, sondern dass der Unterricht von der christlichen Weltsicht durchdrungen werden müsse.

In einem breiten Angebot von Workshops hatten die ca. 80 Konferenzteilnehmenden aus 14 Ländern von Bulgarien bis England Gelegenheit, das Thema „Agape“ auf spezifische Bereiche anzuwenden – etwa „Eltern“, „Leistungsbewertung“, „Disziplin“ oder „Aggression“.

In diesen Gruppen wurde deutlich, wie das Reich Gottes in den Schulen über alle Landesgrenzen hinausreicht, und von welchen Erfahrungsschätzen christliche Lehrkräfte gegenseitig profitieren können.

EurECA im Sommer mit eigener Homepage

Die nächste Konferenz der EurECA wird vom 25. bis 28. Mai 2006 in Graz stattfinden. Dann wird es darum gehen, die vorhandenen Erfahrungsschätze christlicher Lehrkräfte auszutauschen, zu ordnen und für möglichst viele nutzbar zu machen.

Die European Educators Christian Association (EurECA) ist 1990 aus der Evangelischen Allianz herausgewachsen und setzt sich zum Ziel, christliche Erzieher und Erzieherinnen und christlich geprägte pädagogische Institutionen europaweit miteinander zu vernetzen. Homepage unter www.hfe.org (Hope for Europe), ab Sommer 05: www.eurecaonline.org

Die beiden Referate „Liebe in der alltäglichen Erziehung“ und „Liebe im schulischen Unterricht“ sowie die Predigt „Führt die Kinder zu Jesus, der Quelle der Liebe“ sind erhältlich bei: matthias.kaegi@eVBG.ch

Autor: Matthias Kägi

Datum: 21.06.2005
Quelle: VBG

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