Kurswechsel zum verantwortungsvollen Leben

Kurswechsel zum verantwortungsvollen Leben
Die ewige Suche nach dem Glück. Bild: webshots.com
Wo der Geist Gottes weht, da ist Freiheit. Bild: xsports.de

Es ist nichts Neues, da es viel schwieriger ist, eingefleischte Verhaltensmuster zu ändern, als das Kind von Anfang an mit Grenzen zu konfrontieren. Der Kurswechsel braucht viel Geduld und vor allem Einsicht und klare Vorstellungen.

Zum Leben gehören auch unerfüllte Wünsche, diese Lernerfahrung sollte jedes Kind einmal machen.

Entwöhnung von der Verwöhnung

Wenn Eltern einmal eingesehen haben, was sie mit ihrem Verwöhnen angerichtet haben, stehen sie in Gefahr, die anstehenden Korrekturen mit Brachialgewalt durchsetzen zu wollen. Wenn ihnen langsam der Kragen platzt, ob dem gnadenlosen Egoismus des Sprösslings und die Nerven blank liegen, ist dies eine schlechte Basis für den Neuanfang.

Entwöhnung bringt bekanntlich Entzugserscheinungen hervor. Es wird ein grosser Kampf sein, die bisherige bequeme Regellosigkeit durch einen klaren Erziehungsstil zu ersetzen, der Rechte wie auch Pflichten beinhaltet. Egoismus ist uns allen eigen. Das Ziel christlicher Erziehung sollte sein, dem Kind die Sicht für die Bedürfnisse und Rechte anderer zu vermitteln. Unerfüllte Wünsche gehören zu unserem Leben. Wir haben nicht automatisch ein Recht auf gewisse Dinge.

Grenzen setzen und sie durchsetzen

Wir sollten unseren Kindern diese Lernerfahrungen nicht vorenthalten. Sie sind nicht bemitleidenswerte Opfer, wenn ihnen bestimmte Dinge verwehrt bleiben. Es ist natürlich, dass ein Kind mit Ärger reagiert, wenn es an Grenzen stösst. Auch wird es immer wieder versuchen, diese Grenzen zu umgehen oder auszudehnen. Wenn sein Protest Erfolg hat und die Eltern nachgeben, fühlt es sich als kleiner Gott. Es war stärker und wird es wieder und wieder versuchen. Es ist absolut verheerend, Grenzen aufzustellen und sie nicht durchzusetzen. Natürlich kann es für ein Kind sehr schmerzlich sein, wenn ihm etwas verwehrt wird. Dafür gilt es Verständnis zu haben und dies auch auszudrücken. Man kann eine Grenze beibehalten und dem Kind trotzdem signalisieren, dass die Aufgabe dieses Wunsches nicht einfach ist. Das erleichtert dem Kind die Akzeptanz. Eltern sollten in der Lage sein, Protest hinzunehmen und eine Position zu halten.

Dankbarkeit üben

Verwöhnte Kinder äussern ihre Wünsche lautstark und mit Nachdruck. Man möchte meinen, ihr ganzes Glück hinge von der Erfüllung eines bestimmten Wunsches ab. Kriegen sie aber, was sie unbedingt haben wollten, ist die Zufriedenheit von kurzer Dauer. In grösster Selbstverständlichkeit wird das Geschenk hingenommen, oft ohne Dank. Man spürt in der ganzen Haltung: Das steht mir ohnehin zu.

Fehlende Grenzen fördern diese Anspruchshaltung und verhindern Dankbarkeit. Die Wörter “danke”, “bitte” oder “es tut mir Leid” kommen in ihrem Vokabular nicht vor. Dankbarkeit zu fördern und auch auszudrücken ist ein wichtiger Aspekt in der Erziehung. Sie ist nicht automatisch da, weil wir von Natur aus Egoisten sind. Deshalb sollte sie schon früh eingeübt werden. Das Vorbild der Eltern ist auch hier von entscheidender Bedeutung. Wenn diese ihren Dank im Gebet für die vielen grossen und kleinen Dinge in Gegenwart der Kinder vor Gott bringen, wird das für sie prägend sein. Dadurch bekommen Kinder einen Blick für die unverdienten Geschenke der Gnade Gottes: Gesundheit, Sonnenschein und Regen, das Dach über dem Kopf, Eltern und Geschwister, das tägliche Brot, die Arbeitsstelle des Vaters. Wenn all dies für die Eltern keine Selbstverständlichkeiten sind und Gott als Dank dargebracht werden, lernt auch das Kind Dankbarkeit. In der Familie sollte der Dank untereinander alltäglich sein: der Dank des Vaters für das gute Essen oder die gebügelten Hemden, wie auch der Dank seiner Frau für das Rasenmähen oder die kleinen Reparaturen im Haushalt. Dankbar-keit ist eine grundsätzliche Haltung. Sie ist der Schlüssel zu einem zufriedenen Leben. Wie kommen wir dazu?

Die Angst, zu kurz zu kommen

Von seinem natürlichen Wesen her hat der Mensch Angst, zu kurz zu kommen. Solange er sich nicht als Geschöpf Gottes begreift und Gott durch Jesus Christus als liebenden Vater erkennt, ist er immerwährend auf der Suche nach dem Glück. Die innere Leere, das Vakuum, das der Mensch ohne Gemeinschaft mit Gott wahrnimmt, drängt ihn nach Erfüllung. Immer glaubt er, es in Dingen oder Vergnügen ergreifen zu können, aber letztlich bleibt es ein Haschen nach Wind. Er sucht das Glück in Beziehungen, im Erfolg, in Macht, Geld oder Zerstreuung. Aber der Durst wird nicht gestillt und das Jagen geht weiter. Ruhe für unsere aufgescheuchten Seelen finden wir nur in Gott. Er gibt unserem Leben Sinn und Ziel. Seine Vergebung und Annahme befähigt uns erst, loszulassen und frei zu werden für echte Beziehungen, in denen es nicht nur um die Stillung eigener Bedürfnisse geht. Deshalb ist der Schlüssel zu einem glücklichen Leben letztlich die ungetrübte Beziehung zu Gott, die in Dankbarkeit mündet.

In der Erziehung unserer Kinder ist das Vorleben und Vermitteln des Glaubens von grosser Bedeutung. Aber wir können logischerweise nur weitergeben, was wir selbst haben. Es ist Zeitverschwendung, den Kindern Dinge zu predigen, die wir selbst nicht tun. Wenn Erfolg, Geld und Vergnügen alles ist, was den Eltern erstrebenswert ist, wie sollten Kinder bereit sein, um eines andern willen auf etwas zu verzichten? Wenn sie an ihren Erzeugern sehen, dass jeder sich selbst der Nächste ist – weshalb sollten sie ihren Willen nicht mit allen Mitteln durchsetzen? Darum stellt sich die Frage: Was hat bei uns Priorität? Gott hat verheissen, denen Leben im Überfluss und Zufriedenheit zu geben, die sich ihm ganz anvertrauen. Glauben wir das? Und leben wir auch, was wir vorgeben zu glauben? Bedenken wir: Worte sind Schall und Rauch, wenn sich das Leben nicht mit dem deckt, was wir bezeugen.

Neidische Menschen kennen keine Zufriedenheit

Neid ist ein Grundübel und macht auch vor frommen Türen nicht Halt. Sehen Sie sich einmal unzufriedene oder unglückliche Zeitgenossen oder Gemeindeglieder etwas näher an. Oft ist es Neid, der ihnen den Zugang zu einem befreiten Leben versperrt.

Was bewirkt denn der Neid?

- Er verhindert den dankbaren Blick auf das Gute im eigenen Leben.
- Der neidische Mensch muss sich ständig mit andern vergleichen.
- Er ist unfähig, sich echt an den Gaben und Möglichkeiten anderer zu freuen.
- Neidische Menschen erheben oft Anspruch auf Sonderbehandlungen.
- Sie fühlen sich über Kritik erhaben.
- Eine Überbewertung von Stellung, Einfluss, Macht und Geld.
- Sie sind ständig unzufrieden über ihre berufliche Stellung, fühlen sich verkannt und unter ihren Wert geschlagen
- Menschen, die in einer “höheren” Position sind, werden einerseits bewundert, andererseits schlecht gemacht. Zweifel an Ihren "guten" Absichten werden laut.

Im Leben eines neidischen Menschen gibt es keine Zufriedenheit. Auch wenn sie bekommen, was sie wollen – es genügt nie. Irgendetwas fehlt immer. Neidische Menschen haben keine echten Freunde, höchstens Gesinnungsgenossen, welche dieselbe misstönende Melodie singen.

Bringen wir deshalb den Mut auf, dem ständigen “Habenwollen” des Kindes in richtiger Weise zu begegnen. Nur so verhelfen wir ihm zu einem glücklichen Leben mit erfüllenden Beziehungen.

Selbstmitleid führt zu undankbarer Lebenshaltung

Nicht nur verwöhnte, sondern auch emotional vernachlässigte Kinder stehen in Gefahr, später eine undankbare Lebenshaltung einzunehmen und sich vom Neid auffressen zu lassen. Deshalb ist es wichtig, dem Kind nicht nur Grenzen zu setzen, sondern auch sein Bedürfnis nach Annahme, Liebe und Verständnis zu stillen. Aber man kann sich seine Eltern nicht aussuchen. Manch ein Erwachsener leidet noch lange an den Wunden und Narben aus Kindheitstagen. Viele Christen führen dies auch noch nach vielen Jahren als Entschuldigung für ihr Fehlverhalten an. Aber irgendwann muss man mit der Vergangenheit abschliessen. Das bedeutet, zu vergeben, den Gedanken des Selbstmitleids in der Kraft des Geistes Gottes zu wehren und das Danken zu lernen.

Mit der Vergangenheit abschliessen

“Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit”, sagt uns Paulus im Brief an die Korinther. Wir dürfen zum Herrn kommen, wie wir sind, aber wir müssen nicht bleiben, wie wir sind! Ist das nicht eine wunderbare Botschaft? Wir leiden doch immer wieder an uns selbst. Der Herr will unser Gefängnis öffnen. Aber wollen wir das auch, oder gefallen wir uns in der Rolle des Bemitleidenswerten? Gibt es nicht genug Menschen, die schwerere Lasten tragen müssen und dennoch zufrieden sind? Christus hat sein Leben für uns gelassen und uns teuer erkauft. Hat er nicht ein Anrecht auf Dankbarkeit? Menschen, die ständig unzufrieden sind, hadern und neiderfüllt auf andere blicken, verunehren den Herrn. Denn sie sagen damit: “Du meinst es nicht gut mit mir, denn du erfüllst mir meine Wünsche nicht.” Ist das eine angemessene Antwort auf das Kreuz?

Kinder, die man stets gewähren lässt und die keine Grenzen respektieren, tun sich schwer, die Autorität Gottes über sich anzuerkennen. Mit der Verwöhnung verbauen wir ihnen also nicht nur soziale Beziehungen, sondern zugleich auch den Weg zu Gott. Sie entwickeln ein falsches Gottesbild. So wie andere Menschen hat auch er ihre Wünsche zu erfüllen. Tut er das nicht, werden sie an ihm irre, klagen ihn an und kehren ihm den Rücken zu. Ein Kind, das gelernt hat, Grenzen zu akzeptieren und sich an Regeln zu halten, weil es weiss, dass dies zu seinem und zum Wohl anderer dient, findet leichter Zugang zu biblischen Wahrheiten.

Machen wir uns als Eltern zur Aufgabe, während der ganzen Entwicklungszeit unserer Kinder Anspruchsdenken und Neid zu überwinden. Ein zufriedenes Leben ist letztlich nicht abhängig von den Umständen. Das Gras in Nachbars Garten scheint dem Neider immer grüner. Und wenn es so wäre, weshalb sollte man sich nicht auch darüber freuen? Lehren Sie Ihr Kind, das Lobenswerte bei andern auch zu sehen, anzuerkennen und sich darüber zu freuen.


Teilen lernen

Auch ein ungesunder Ehrgeiz der Eltern in Bezug auf die Leistung der Kinder ist Wegbereiter zum Neid. Es gilt, gute Leistung zu bringen, ohne sich ständig mit andern zu vergleichen, sonst wird der eigene Wert daran gemessen. Ob Nachbars Michael bessere Noten schreibt als Ihr Kind, ist letztlich bedeutungslos. Wichtig ist der Einsatz nach seinem Vermögen. Das Kind spürt genau, was für einen Stellenwert die Sache bei Ihnen hat und fühlt sich entsprechend minderwertig oder überheblich.

Neben dem Einüben der Dankbarkeit ist es auch wichtig, das Kind zum Teilen mit andern anzuhalten. Die einen sind von klein auf freigebig, andere geizig. Auch hier kann das Kind lernen, wie viel Freude das Schenken machen kann. Dazu braucht es immer wieder Ermutigung und Ermahnung. Zufriedene und glückliche Menschen können geben und nehmen. Wer eingebunden ist in Gottes Plan, wer Vergebung seiner Schuld durch Jesus Christus erfahren hat, der kann gelassen und dankbar sein. Der Neid findet keinen Nährboden. Nehmen wir als Eltern unsere Verantwortung wahr, die uns anvertrauten Kinder in der richtigen Art zu erziehen und zu leiten, damit sie später ohne die belastende Hypothek der Verwöhnung durchs Leben gehen müssen.

Überarbeitung: Antoinette Lüchinger, Livenet

Datum: 03.06.2003
Autor: Yvonne Schwengeler
Quelle: Ethos

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