Ungereimtheiten

Genderpolitik kann kontraproduktiv sein

Die Gleichstellungspolitik hat auch in der Schweiz einen hohen Stellenwert. Doch gut gemeinte Massnahmen können unerwünschte Nebenwirkungen haben, wie eine Nationalfonds-Studie feststellt.
Frau mit Baby bei der Arbeit im Büro

Die Gleichstellungspolitik im Arbeitssektor zielt heute schwerpunktmässig auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Weil sich darin linke Kreise und die an der Mitarbeit gut ausgebildeter Frauen interessierte Wirtschaft finden, ist auch die Umsetzung  in vollem Gange, wie die NZZ vom 16.7.14 feststellte. Eine Studie im Rahmen von NFP 60 kommt jedoch zum Schluss, dass gerade der vermehrte Einbezug von Frauen in die Arbeitswelt zwei unerwünschte Nebeneffekte hat.

Weniger qualifizierte Frauen sind benachteiligt

Das Forscherteam unter der Leitung des Zürcher Politikwissenschafters Prof. Thomas Widmer hat festgestellt, dass sich zwar gut qualifizierte Frauen gute Angebote für die Kinderbetreuung leisten können, insbesondere pädagogisch hochstehende Krippen. Weniger qualifizierte und damit finanziell schlechter gestellte Frauen müssten aber vor allem Angebote von Tagesfamilien in Anspruch nehmen, die pädagogisch nicht einen ebenso hohen Standart aufwiesen wie gute Krippen.

«Unsoziale 'Rebound-Effekte' vermeiden»

Zudem stellte das Forscherteam fest, dass die Nachfrage nach Betreuungen, zum Beispiel schulergänzende Betreuungsangebote, neue Stellen mit prekären Arbeitsverhältnissen schafft, die wiederum vor allem von Frauen angenommen werden. Das Forscherteam stellt nun die Forderung auf, in Zukunft bei der «Ausgestaltung von gleichstellungspolitischen Massnahmen ... vermehrt die sozialen Effekte wie auch die Auswirkungen auf die Qualität der Erwerbsarbeit von Frauen» zu beachten. Es gelte, die unsozialen «Rebound-Effekte» zu vermeiden.

Datum: 22.08.2014
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet / NZZ

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